国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF   日本語 English
0353 Meine Tibetreise : vol.2
私のチベット旅行 : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / 353 ページ(カラー画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000264
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

 

sind großenteils aus Holz, viele zweistockig. Ein ganzer Stadtteil hatte ein noch neues Aussehen, da hier eine große Feuersbrunst erst drei Jahre zuvor gewütet hatte. Wie überall in China ziehen sich die Läden in der Hauptstraße hin. In dieser sieht man jederzeit einige Tibeter ihre Luxusbedürfnisse erhandeln. Die tibetische Bevölkerung, die Sung pan ting aufsucht, gibt der Stadt einen besonderen Anstrich. Neben den ng Golokh, die hoch zu Roß durch die Tore hereinreiten, sind es vor allem Scharen von dürftig gekleideten Bo lo tse oder Po lo (tibet. : Kredyang), die die Straßen bevölkern, Männer und erstaunlich viele junge Weiber, immer unberitten, ja die Mehrzahl barfuß, nur in ein grobes, schwarzbraunes, härenes Hemd gehüllt, oftmals ohne Hut, ohne jeden Schmuck, die Männer mit Zöpfen oder auch kurz geschoren. Die Lidfalten sind schwach ausgeprägt, die Augen stehen gerade. Die schlecht frisierten Frauen zeigten blond oder bräunlich verschossen aussehende Haarsträhnen und nur ausnahmsweise haben sie blauschwarzes Kopfhaar, auf das alle Chinesen immer so stolz sind. Sie haben den Typ der Yao tse von Hu nan. Es ist eine arme Rasse, ein Rest der chinesischen Ureinwohner, der mit wenigen Kupferstücken sein Leben fristet, auf den Bergen Gras holt und an die Städter verkauft, bald da, bald dort ein echtes Pariaauskommen sucht und findet. Ist ein Diebstahl oder Raub vorgekommen, so sagt jeder Sung pan-Mann ganz reflektorisch: „Ein Bo lo tse hat wieder eine Untat verübt." Der Häuptling dieses Stammes, der südlich und südwestlich von Karlong in den Seitentälern des von Merge herabkommenden Lo hoa-Flusses sein Land hat, saß in der Zeit meines Aufenthalts imYa men des Ting gefangen. Er hatte sich bei der Beraubung eines chinesischen Kaufmanns als Mitwisser herausgestellt, hatte angeblich einerseits den Raub gutgeheißen, anderseits aber auch noch in der Stadt Einkäufe besorgen wollen. Bei einem solchen Besuch des Marktes wurde er arretiert und ohne viel Federlesens von den Chinesen in den Kerker gesteckt. Sprachlich zählen die Bo lo tse auch zu den Wildvölkern der Grenze Chinas, die der tibetischen Sprachfamilie zugezählt werden müssen. Am nächsten steht die Bo lo tse-Sprache der von Ts`a ka lao. An der Kleidung, an der Art des Gewebes, des Schnitts und der Schnürung wollen die Grenzchinesen genau den Angehörigen jeden Stammes erkennen können, doch war es mir unmöglich, einen Mann zu finden, der mir wirklich genaue Nachrichten darüber geben konnte, die er nicht wieder bloß vom Hörensagen hatte. Die meisten sogenannten Kenner begnügten sich damit, daß sie mir sagten: „Die Bo lo tse sind Diebe und Räuber und keiner kommt mir in mein Haus herein."

Im Osten von Sung pan ting steigen die Berggipfel noch höher als im Westen, im wirklichen Tibet. In einer Entfernung von 22 km strebt dort der Schar Dong re (oder Schar Derung re), den die Chinesen Hsüä bau ding nennen, bis über 6000 m hinauf und streckt sein Haupt bis in das Reich des ewigen Schnees und Eises; freilich, in der nämlichen geographischen Breite wie die Stadt Tripolis beginnt dieses Reich erst wenige hundert Meter unterhalb des Gipfels. Der Schar Dong re steht ziemlich isoliert, er ist deshalb sehr heilig gehalten und wird für einen Bruder des Amne Matschen angesehen. In seiner Umgebung befinden sich eine Anzahl tibetischer Klöster, wie Ka tschung gomba, zu denen wie zum „reskor", der Umkreisung, des ganzen Berges — man braucht einmal herum drei Tage — im VI. tibetischen bzw. chinesischen Monat (April—Mai) noch fern aus dem ngGolokh-Land und von Ta tsien lu die Gläubigen strömen. Im

277