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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0318 Meine Tibetreise : vol.2
私のチベット旅行 : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / 318 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Ein abgelegener Marktort wie Ma tang ist nirgends in der Welt eine Kulturstätte. In Ma tang geht es immer brutal her. Orgien aller Art, wüste Zechgelage, Verkäufe von gestohlenen Kindern, von Frauen und auch erwachsenen Sklaven werden mit Vorliebe an dem Platze abgemacht, r_m den sich China noch so gut wie gar nicht, der Tu se von Somo aber nur indirekt kümmert. Der Platz liegt an der Grenze des eigentlichen Somo-Landes und von Kretschiu, eines Lehenstaates unter dem Somo-König, der sich von hier nach Nordosten zu anschließt und namentlich das Becken des Lo hoa-Flusses (chin.: hei schui = Schwarzwasser) begreift. Die Kretschiu haben einen Tschungro, einen Offizier, als Gemeindevorstand in Ma tang wohnen 1), der aber wenig zu sagen hat. Jeden Tag war in dem Orte etwas los, wurde gestochen und gehauen, und dann versöhnte man sich wieder unter Posaunenklängen und zahlte Sühnegelder für die ausgeteilten Wunden oder versöhnte sich nicht und schlug weiter um sich. Am zweiten Tage nach meiner Ankunft fielen zwei Händler ganz nahe vom Ort unter Räuber. Man hatte sich eben im Dorfe unten bei einem Zechgelage zerkratzt, als die Kunde davon ankam, doch im Handumdrehen ritten alle zusammen zur Verfolgung der — eigenen Stammesangehörigen; niemand zweifelte wenigstens, daß die Räuber Kretschiu wären. Die verwundeten Händler waren schlimm zugerichtet; der eine hatte sechs Schwerthiebe über den Kopf bekommen und lag nach dem Überfall eine ganze Nacht im Walde, bis man ihn auffand; er starb noch während unserer Anwesenheit.

Die größeren Geschäftsleute und Agenten, die sich bier aufhielten, waren auch hier Mohammedaner, die ihre Familien in Tao tschou hatten. Sie fielen nicht bloß durch ihre größere Nüchternheit sofort heraus, sondern auch durch ihren helleren und rosigen Teint, ihre grünlichbraunen Augen und den höheren Wuchs. Ein jeder von ihnen war weit in den ngGolokh-Ländern herumgekommen und kannte sich dort wie in seiner Hosentasche aus. Der Wert der Waren, mit denen die Mehrzahl derselben in die Steppe zieht, beträgt 500 Tael; wenn sie dann nach Abzug aller Spesen für die eingetauschte Wolle, den Moschus und die Häute 800 Tael bekommen, sind sie zufrieden. Dafür aber ziehen diese Hui hui zu den Horkurma und zu den Dao Metsang, ja zu den Wanschdäch`e und leben monatelang auf den ungemütlichen Steppenstraßen in Wetter und Schnee. Einige, die größeren von ihnen, sind Drogenhändler, die armen Chinesen und Kretschiu-Leuten ihre Medizinwurzeln abkaufen, die diese während des Sommers und Herbstes in der Umgebung ausgraben. An der Waldgrenze oben wird

1) Die Kretschiu wa- oder Hei schui-Leute unterstehen fünf Darro. Ihr größter ist Ngaru Wang tsien (ngaru = darro = tu se). Ein großer Teil ihres Gebiets gehört zur Interessensphäre des chinesischen Kreises Mao tschou. Die Bewohner sprechen ein mit der Kin tschuan-Sprache verwandtes Idiom. Während aber z. B. die Sprache von Somo den Einwohnern von Rardan und Tsanla noch verständlich ist — wenn auch mit einiger Mühe — klingt für sie das Idiom von Kretschiu bereits ganz unverständlich und fremd. Die Kretschiu zeigen sich außerdem durch allerlei kleine Abweichungen in der Schürzung der Kleider und anderem verschieden; sie liegen in beständiger Fehde mit ihren Nachbarn und gelten allenthalben als schlimme Gewohnheitsdiebe. Das Land ist ein armes Bergland und im Verhältnis zu seinen Bodenerträgnissen stark übervölkert. Seine Einwohner suchen alljährlich als Handwerker, namentlich Maurer und Zimmerleute, die Umgebung auf. Sie sind Bönbo und haben unter anderem einen hohen und spitzen Bergkegel mit einem kleinen Gletscher 25 km nordöstlich von Ma tang als Landesheiligtum, das in der bekannten Weise umkreist und dessen Geist verehrt wird. Der Berg heißt angeblich Autapie. Ich schätze ihn höher als 6000 m.

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