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0239 Meine Tibetreise : vol.2
私のチベット旅行 : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / 239 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Die große Teestraße verläßt bei Puilung wieder das Dsa tschü-Tal, um das nächste, östlich folgende Parallellängstal aufzusuchen. Der Dsa tschü aber verhält sich zunächst wie der Yang tse kiang unterhalb Dschoma lhagan und durchbricht die südlichen Felsketten. Bei diesem Durchbruch durch das Gebirge läßt auch er wenig Platz neben sich, und Lasttiere sollen ihm deshalb nicht folgen können. Die Soldaten erzählten, daß ihnen sogar die Reitpferde abgestürzt seien, als sie einmal den Fluß abwärts zogen. Zu Fuß findet aber doch ein fortwährender Verkehr am Fluß entlang zum volkreichen und kriegerischen Nyarong (chines. : Tschan tui) statt 1).

Wie erwähnt, untersteht das Nyarong Beamten, die von Lhasa ernannt werden. Während der Tai ping-Rebellion ums Jahr 1863/64, als es im ganzen Reich gärte, suchte ein ehrgeiziger Nyarong-Fürst frei wie die ng Golokh zu werden und führte einen furchtbaren Vernichtungskrieg gegen die Chinesen und gegen alle, die es mit den Chinesen hielten. Auf Ansuchen der Pekinger Regierung und auf Drängen von Dergi unterdrückte der Dewa schung (sdeba gschung) von Lhasa diesen Aufstand, und seither regiert hier Lhasa 2). Die Beamten, hohe lamaistische Kirchenfürsten, wechseln alle drei Jahre und halten eine Leibwache, die die umwohnenden Völkerschaften zu stellen und auch teilweise zu bezahlen haben.

Das Nyarong zieht sich mehr als 100 km von Nord nach Süd und ist schon wegen seiner relativ geringen Höhenlage ein fruchtbares und warmes Tal. Gut besiedelte Seitentäler schließen sich im Osten und Westen daran an. Das Land hat über 12 000 qkm. Administrativ unterscheidet man ein oberes, mittleres und unteres Herrschaftsgebiet.

Da Nyarong vom Deba schung regiert wird, spielt darin natürlich heute die gelbe Sekte die Hauptflöte. Schon seit alters eine Geißel für die ganze Umgebung, ist es jetzt eine Hochburg der gelben reformierten Kirche geworden und streitbare Krieger und nicht weniger kriegstüchtige Mönche haben in den letzten Jahrzehnten immer wieder wahre Kreuzzüge in die benachbarten Länder unternommen, um vor allem den alten Bönbo-Glauben auszurotten und ihrer alleinseligmachenden Lehre mehr Geltung zu verschaffen.

Ein sanfter Anstieg führt von Puilung (3425 m) zu dem nächsten, nur

  1. Von Hor Gantse das Dsa tschü-Tal hinab erreicht man — wie mir die Soldaten sagten — nach einem Tag Sade auf dem linken Ufer, am zweiten Tag Zba, am dritten Tag Dagelo, dann Sana und Bur, wo die Feste des Oberbeamten des Dewa schung von Lhasa liegen soll. Nach einem weiteren Tag erreicht man Gur. Vom Hauptort in Tschan tui nach Tschanggu rechnet man vier Tage, nach Litang sechs Tage. Im ganzen Nyarong sind zwei höhere Beamte aus Lhasa. J. Bacot in „Le Tibet révolté", Paris 1912, nennt den Hauptort von Nyarong Rounon und nicht Bur. Es gelang ihm leider auch nicht, den Hauptort zu besuchen.

  2. Der von Lhasa gesandte General hieß Bonroba, nach Rockhill Punropa. Er stammte aus Kin tschuan und regierte in Nyarong und Litang von 1864 bis 1877 wie ein unumschränkter Fürst. Da er aber zu mächtig wurde, rief ihn Lhasa schließlich zurück, angeblich um ihn in die höchsten Ämter Zentraltibets einzuführen. Bald nach seiner Ankunft in Lhasa wurden er und alle seine Familienangehörigen vergiftet (s. auch Baber, Researches in the interior of China, 1882). Dergi, das auch von Bonroba sehr gedemütigt worden war, erfreut sich erst seither wieder seiner vollen, alten Freiheit. Es hat nur noch wie die kleinen unabhängigen Königreichlein Ling-Gose und Lhado eine kleine Steuer zur Erhaltung der zentraltibetischen Garnison im Nyarong- (Tschantui-) Lande zu entrichten, die alljährlich von Offizieren derselben bei ihnen abgeholt wird.

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