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0279 Meine Tibetreise : vol.2
私のチベット旅行 : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / 279 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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kleinen Lichtung des Waldes. Die Tiere fanden im Wald stets etwas Nahrung und wurden außerdem mit Mais und Tsamba, die wir von Ta tsien lu mitgebracht hatten, gefüttert. Die Mehrzahl dieser Lichtungen verdankte alten Waldbränden ihre Entstehung. Auf allen fanden sich in großer Menge die bekannten drei Steine (tab rdo), die früheren Reisenden als Kochgestell gedient hatten. Diese werden auch hier von den Eingeborenen als Sitz eines Herdgottes angesehen, der gut behandelt sein will. Wehe dem, der mit den Füßen an die drei Steine stößt, aus Unachtsamkeit den Teekessel umwirft und den heißen Inhalt vielleicht auf die drei Steine und aufs Feuer schüttet! Sicher wird ihn von Stund an alles Glück verlassen!

Am 12. Juni erreichte ich den Ort Romi (rong mi) Tschanggu, eine Niederlassung von dreihundert Häusern am Ufer des großen Goldflusses, des Da kin tschuan (spr.: Tschin tschuan) ho , in der Eingeborenensprache mNiëngun. Der Ort ist von vielen Chinesen bewohnt. Ein chinesischer Beamter (Tai ye) hat hier neben einem Tu be hu-Vogt des Dschagla-Königs seine Residenz. Der Ort ist der Marktplatz des Bezirks und liegt da, wo mein Zugangstal vom Da po schau her auf den großen Goldfluß stößt und dieser für eine kurze Strecke aus seiner allgemeinen meridionalen Laufrichtung nach Osten umbiegt. Ich sah hier viele tibetische Mädchen und Frauen mit reichem Silberschmuck, mit Ringen und Broschen und roten Korallen, die in ihre rund um den Kopf gelegten schwarzen Zöpfe eingeflochten werden. Die Frauen sind stets untersetzte, aber kräftige Gestalten und wesentlich kleiner als die an sich auch nicht großen eingeborenen Männer. Ihre Gesichter sind breit und breitknochig, und doch sind viele der Mädchen recht hübsch zu nennen. In ihrer Kleidung ist vor allem der plissierte, grobe und dunkelbraune Rock auffallend, den sie sich aus der Wolle ihrer schwarzen Schafe anfertigen und der mit dem Frauenrock der Lolo große Ähnlichkeiten besitzt.

Um die sich dicht zusammenschmiegenden Läden, um die Herbergen und Ya men und die einstöckigen Chinesenbuden erheben sich in Tschanggu als Einzelhöfe rings an den steilen Abhängen der Berge die Turmbauten der Tibeter. Die Eingeborenen sprechen hier noch ein Tibetisch, das dem von Ta tsien lu bzw. Lhasa gleicht. Der Platz ist sehr warm. Die chinesische wilde Fächerpalme kommt hier bereits vor. Man ist nur noch 1985 m hoch.

Mit gelben Felsabbrüchen, jäh und himmelhoch, türmt sich jenseits des dumpf rauschenden Kin tschuan ho das Gebirge auf. Nirgends um Romi Tschanggu bleibt das Auge an einem ebenen Felde haften. Pferde, Esel, ja Rinder sind selbst in tibetischen Händen recht spärlich geworden, und alle Haustiere sind zwerghaft, am meisten die Pferde; diese letzteren sind auffallend engbrüstig und dünnknochig. Die Menschen aber tragen erstaunlich viele Kröpfe.

Eine Viertelstunde unterhalb Romi Tschanggu führt eine große Bambushängebrücke über den Goldfluß hinüber. Sie stellt die Verbindung mit dem Tal des kleinen Goldflusses (chin.: hsiao kin tschuan ho) her, dessen Wasser

sich nur 2 km weiter im Osten mit dem ohnedies schon imposanten Strom des Da oder Großen Kin tschuan ho vereinigt. Unterhalb dieser Vereinigungsstelle

wird der Strom von den Chinesen Tung ho, auch Yü tung ho — nach dem Stamm Yü tung 1) — und später auch Da tu ho, d. h. der große Fährenfluß, genannt.

1) Dieses Volk wohnt auf beiden Ufern des Goldflusses zwischen méinem Romi Tschanggu und Wa se kou, der Einmündungsstelle des Ta tsien lu-Flusses in den

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