国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
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Meine Tibetreise : vol.2 | |
私のチベット旅行 : vol.2 |
Stelle der Brücke einige Laufbretter weg und schob sie dem gestürzten Tier
unter den Bauch, so daß es mit Hilfe von zwei Menschen wieder hoch kam. Die
seitlichen Schwankungen, in die die Brücke namentlich beim Hinüberführen
der Tiere geriet, betrugen mehr als 1/3 m, obwohl wir dabei nur tastend verfuhren
und der Brückenwart und sein Gehilfe an zwei Stellen durch kunstvolles An-
stemmen mit Händen und Füßen den allzu großen Ausschlägen entgegenzuwirken
trachteten. Zur Ermunterung für mein Europäerauge bemerkte ich beim ersten
Betreten der Brücke, daß eines der elf Bambustaue verfault war und zerrissen
herunter hing. Es waren also genau genommen nur noch zehn Stück, die die
Brücke zusammenhielten. Ich benötigte für meine fünfzehn Lasttiere und
Lasten genau 23/4 Stunden, um über den Fluß zu gelangen. So lange mußten
wir die Brücke vollkommen für uns in Beschlag nehmen und nur wenige Fuß-
gänger konnten zwischendurchschlüpfen. Der Wärter achtete mit großer Strenge
darauf, daß außer ihm nie mehr als vier Personen oder zwei Personen und ein
lastfreies Pony gleichzeitig seine Brücke beschwerten. Eine Sinekure hatte der
Mann nicht inne. Außerdem, daß er auf die Spannung seiner Taue zu merken
hatte, mußte er noch vielen beim Übergang helfen. So kam ein Fünfzigjähriger
gerade des Wegs, als wir an der Arbeit waren; ihm wurde schwindlig, als er die
weißen Gischtköpfe und die rasenden Wogen durch die Gehbretter hindurch
dahinschießen sah. Mit zugekniffenen Augen klammerte er sich an den Wärter
und ließ sich von ihm langsam hinüberbugsieren. Alle zehn Schritt blieben sie
lange stehen und ließen die seitlichen und longitudinalen Schwingungen, die
ihre Tritte hervorriefen, sich ausbaumeln.
Die große Straße, die das kleine Goldflußtal, das hsiao kin tschuan, aufwärts
zieht, ging — fast möchte ich behaupten — in der Art dieser Hängebrücke
weiter. Dabei blieb die Szenerie andauernd großzügig und herrlich (Tafel L).
Zu beiden Seiten des spitz eingeschnittenen Erosionstales stiegen die Berge,
die Felsen und Wälder als gewaltig wuchtige Mauern empor, als wollten sie oben
am Himmel über mir zusammenschlagen (Tafel LII). Dann und wann brachten
kleine Talerweiterungen, eine Siedlung und kleine Ackeranlagen etwas Abwechs-
lung. Einige Dörfer an den steilen Berglehnen zeigten zahlreiche „tiao", Stein-
türme , die aus den langen Kriegszeiten der Alteingesessenen mit den Chinesen
stammten (Tafel L, LI und LV). Ungezählte Felstreppen und Brücken,
nicht wenige von romantischem Reiz, waren mühevoll zu überschreiten und
brachten gleich am ersten Tag noch manche Aufregung (Tafel L).
Am zweiten Tage hatten wir hinter dem Ort Yo ts`a auf einer Galerie, die in
30 und 50 m Höhe über dem durch die fortgesetzten Regengüsse angeschwollenen
Flusse entlang führte, ein größeres Mißgeschick. Einige morsche Balken brachen
durch, als gerade erst die Hälfte der Tiere die schwierige Stelle passiert hatte.
Das unselige Hartschiu-Pferd, das die botanische Ausbeute vieler Wochen
trug, stürzte mit einem prasselnden Haufen Steine in die Tiefe und in den Fluß
hinab. Ich sah gerade noch ein einziges Mal seinen Kopf aus den trüben Wirbeln
auftauchen, dann schlugen die Wogen für immer über Roß und Last zusammen.
Im Augenblick des Unglücks gab es aber alle Hände voll zu tun, daß nicht noch
mehr Unheil entstünde. Die Galeriebrücke zog sich in Windungen an den Fels-
absturz angeschmiegt und mit Treppenstufen einige hundert Meter lang am
Berge hin. Die hinteren Tiere drängten gegen die vorderen und die vordersten
wollten das klaffende Loch überspringen. Mit Mühe nur gelang es, sie davon
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