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0281 Meine Tibetreise : vol.2
私のチベット旅行 : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / 281 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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OCR読み取り結果

 

 

Stelle der Brücke einige Laufbretter weg und schob sie dem gestürzten Tier

unter den Bauch, so daß es mit Hilfe von zwei Menschen wieder hoch kam. Die

seitlichen Schwankungen, in die die Brücke namentlich beim Hinüberführen

der Tiere geriet, betrugen mehr als 1/3 m, obwohl wir dabei nur tastend verfuhren

und der Brückenwart und sein Gehilfe an zwei Stellen durch kunstvolles An-

stemmen mit Händen und Füßen den allzu großen Ausschlägen entgegenzuwirken

trachteten. Zur Ermunterung für mein Europäerauge bemerkte ich beim ersten

Betreten der Brücke, daß eines der elf Bambustaue verfault war und zerrissen

herunter hing. Es waren also genau genommen nur noch zehn Stück, die die

Brücke zusammenhielten. Ich benötigte für meine fünfzehn Lasttiere und

Lasten genau 23/4 Stunden, um über den Fluß zu gelangen. So lange mußten

wir die Brücke vollkommen für uns in Beschlag nehmen und nur wenige Fuß-

gänger konnten zwischendurchschlüpfen. Der Wärter achtete mit großer Strenge

darauf, daß außer ihm nie mehr als vier Personen oder zwei Personen und ein

lastfreies Pony gleichzeitig seine Brücke beschwerten. Eine Sinekure hatte der

Mann nicht inne. Außerdem, daß er auf die Spannung seiner Taue zu merken

hatte, mußte er noch vielen beim Übergang helfen. So kam ein Fünfzigjähriger

gerade des Wegs, als wir an der Arbeit waren; ihm wurde schwindlig, als er die

weißen Gischtköpfe und die rasenden Wogen durch die Gehbretter hindurch

dahinschießen sah. Mit zugekniffenen Augen klammerte er sich an den Wärter

und ließ sich von ihm langsam hinüberbugsieren. Alle zehn Schritt blieben sie

lange stehen und ließen die seitlichen und longitudinalen Schwingungen, die

ihre Tritte hervorriefen, sich ausbaumeln.

Die große Straße, die das kleine Goldflußtal, das hsiao kin tschuan, aufwärts

zieht, ging — fast möchte ich behaupten — in der Art dieser Hängebrücke

weiter. Dabei blieb die Szenerie andauernd großzügig und herrlich (Tafel L).

Zu beiden Seiten des spitz eingeschnittenen Erosionstales stiegen die Berge,

die Felsen und Wälder als gewaltig wuchtige Mauern empor, als wollten sie oben

am Himmel über mir zusammenschlagen (Tafel LII). Dann und wann brachten

kleine Talerweiterungen, eine Siedlung und kleine Ackeranlagen etwas Abwechs-

lung. Einige Dörfer an den steilen Berglehnen zeigten zahlreiche „tiao", Stein-

türme , die aus den langen Kriegszeiten der Alteingesessenen mit den Chinesen

stammten (Tafel L, LI und LV). Ungezählte Felstreppen und Brücken,

nicht wenige von romantischem Reiz, waren mühevoll zu überschreiten und

brachten gleich am ersten Tag noch manche Aufregung (Tafel L).

Am zweiten Tage hatten wir hinter dem Ort Yo ts`a auf einer Galerie, die in

30 und 50 m Höhe über dem durch die fortgesetzten Regengüsse angeschwollenen

Flusse entlang führte, ein größeres Mißgeschick. Einige morsche Balken brachen

durch, als gerade erst die Hälfte der Tiere die schwierige Stelle passiert hatte.

Das unselige Hartschiu-Pferd, das die botanische Ausbeute vieler Wochen

trug, stürzte mit einem prasselnden Haufen Steine in die Tiefe und in den Fluß

hinab. Ich sah gerade noch ein einziges Mal seinen Kopf aus den trüben Wirbeln

auftauchen, dann schlugen die Wogen für immer über Roß und Last zusammen.

Im Augenblick des Unglücks gab es aber alle Hände voll zu tun, daß nicht noch

mehr Unheil entstünde. Die Galeriebrücke zog sich in Windungen an den Fels-

absturz angeschmiegt und mit Treppenstufen einige hundert Meter lang am

Berge hin. Die hinteren Tiere drängten gegen die vorderen und die vordersten

wollten das klaffende Loch überspringen. Mit Mühe nur gelang es, sie davon

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