国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
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Meine Tibetreise : vol.2 | |
私のチベット旅行 : vol.2 |
gerichtet, besonders kurze Schnauzen und breite Köpfe zu ziehen. Die Lama
lehnen sich darin ganz an die Chinesen an und halten mopsähnliche Hunde für
die hübschesten. Es ist wohl nicht Zufall, daß die Mongolen mit ihrem breiten
Gesicht das breite Mopsantlitz züchten.
Noch ist ein Haustier zu erwähnen, der Hahn. Mein Hausvater in Dscherku
hielt sich sechs Hähne, auf die er sorgsam achtete. Für die Hennen aber hatte
er nicht das geringste Interesse. Ihre Eier ißt er nicht und wirft e.r weg, und
Hühnerfleisch kommt höchstens in den Mund des Bettlers. Die Hähne werden
— wie ich schon in Barun kurä sah — einzig und allein zum Kräb en am frühen
Morgen gehalten. In Dscherku ndo mußte selbst die eingefleischteste Schlaf-
mütze an dem mörderischen Hahnenschrei der zahllosen Kikeriki erwachen.
Der ehrsame tibetische Hausvater spart seine Butter und sein Schmalz, das zur
Beleuchtung nötig ist 1), und geht früh zu Bett; in der langen Nacht ist er
darum froh, am ersten und zweiten Hahnenschrei die Nähe des Morgens zu er-
kennen. Vielleicht aber steckt hinter dieser Liebe und Pflege des Hahns auch
noch der uralte Kult, denn die Bönbo-Priester gebrauchen die Hähne noch
heute zu Opfern und verspritzen das Blut vor ihren geheimnisvollen Göttern,
was all den neuen buddhistischen Sekten ein Greuel ist 2).
Die Verpflegung meiner Karawane blieb in Dscherku sehr teuer und schlecht.
Die Tiere hatten es mager und wir Menschen lebten wie die Einheimischen
vornehmlich von animalischer Kost. Für die Mohammedaner erhielt ich von
Zeit zu Zeit einen während der Wintermonate abgemagerten, lebenden Hammel,
wir anderen aßen das Fleisch von Yak oder Schafen , welche die Tibeter im
Anfang des Winters — wenn die Tiere fett sind — geschlachtet bzw. erstickt
hatten. Als Brennmaterial kommt wegen der Baumlosigkeit der Umgebung
nur Dung in Frage. Alle paar Tage trieben Nomadenweiber einige Dutzend
Yak in die Dorfgassen und brachten in großen Säcken getrockneten Yakmist.
Ein Zentner etwa kostete eine halbe Rupie. Das eigenartige Handelsobjekt
stammte von Plätzen, die bis zu 50 km entfernt lagen.
Die Zubereitung der Speisen war in Dscherku rasch aus den Händen meines
Kochs in zartere, wenn auch nicht sauberere Hände übergegangen (Tafel XXVIII).
Schon am ersten Abend, als wir nach Dscherku kamen, drang vom Hofe und
von den Räumen, wo meine Diener wohnten, Gekicher bis hinten in meine Klause.
Ging ich nach vorn und sah nach, was es denn gebe, so sah ich immer nur einen
großen Pelzhaufen auf dem Boden liegen. Am zweiten Abend schlich ich ganz
sachte aus meinem Zimmer nach vorn und sah jetzt ein volles Dutzend Dscherku
ndoer Schönen bei meinen Dienern am Boden hocken; auf der einen Seite meine
Chinesen, zu oberst Tschang Tung sche, Da Tschang und ein paar Tibeter, auf
der anderen Seite die Mädels. Es wurden halblaut Lieder gesungen. Einer
1) Die Lampen bestehen aus runden irdenen Schälchen von 5 bis 6 cm Durchmesser ohne Henkel und Schmuck, wie ich aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. Hunderte in den Ruinen von Phaistos und Knossos auf Kreta liegen sah. Als Docht dient heute in Tibet meist ein Stück Baumwollzwirn.
2) Die Tibeter erzählen sich, daß die Hähne in der Nacht schreien, weil sie wissen, wann die Sonne auf dem Gipfel des heiligen „Rerab lhunbo" aufleuchtet. Die Hähne spüren die Sonne vom Rerab in ihrem roten Kamm. Der Rerab oder Rerab lhunbo ist der höchste Berg und der Nabel der Welt, um den die Sonne, der Mond und alle Sterne kreisen. Er wird identifiziert mit dem Berg Meru oder Sumeru, dem Göttersitz der indischen Mythologie.
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