国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF グラフィック   日本語 English
0191 Meine Tibetreise : vol.2
私のチベット旅行 : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / 191 ページ(カラー画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000264
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

 

gerichtet, besonders kurze Schnauzen und breite Köpfe zu ziehen. Die Lama

lehnen sich darin ganz an die Chinesen an und halten mopsähnliche Hunde für

die hübschesten. Es ist wohl nicht Zufall, daß die Mongolen mit ihrem breiten

Gesicht das breite Mopsantlitz züchten.

Noch ist ein Haustier zu erwähnen, der Hahn. Mein Hausvater in Dscherku

hielt sich sechs Hähne, auf die er sorgsam achtete. Für die Hennen aber hatte

er nicht das geringste Interesse. Ihre Eier ißt er nicht und wirft e.r weg, und

Hühnerfleisch kommt höchstens in den Mund des Bettlers. Die Hähne werden

wie ich schon in Barun kurä sah — einzig und allein zum Kräb en am frühen

Morgen gehalten. In Dscherku ndo mußte selbst die eingefleischteste Schlaf-

mütze an dem mörderischen Hahnenschrei der zahllosen Kikeriki erwachen.

Der ehrsame tibetische Hausvater spart seine Butter und sein Schmalz, das zur

Beleuchtung nötig ist 1), und geht früh zu Bett; in der langen Nacht ist er

darum froh, am ersten und zweiten Hahnenschrei die Nähe des Morgens zu er-

kennen. Vielleicht aber steckt hinter dieser Liebe und Pflege des Hahns auch

noch der uralte Kult, denn die Bönbo-Priester gebrauchen die Hähne noch

heute zu Opfern und verspritzen das Blut vor ihren geheimnisvollen Göttern,

was all den neuen buddhistischen Sekten ein Greuel ist 2).

Die Verpflegung meiner Karawane blieb in Dscherku sehr teuer und schlecht.

Die Tiere hatten es mager und wir Menschen lebten wie die Einheimischen

vornehmlich von animalischer Kost. Für die Mohammedaner erhielt ich von

Zeit zu Zeit einen während der Wintermonate abgemagerten, lebenden Hammel,

wir anderen aßen das Fleisch von Yak oder Schafen , welche die Tibeter im

Anfang des Winters — wenn die Tiere fett sind — geschlachtet bzw. erstickt

hatten. Als Brennmaterial kommt wegen der Baumlosigkeit der Umgebung

nur Dung in Frage. Alle paar Tage trieben Nomadenweiber einige Dutzend

Yak in die Dorfgassen und brachten in großen Säcken getrockneten Yakmist.

Ein Zentner etwa kostete eine halbe Rupie. Das eigenartige Handelsobjekt

stammte von Plätzen, die bis zu 50 km entfernt lagen.

Die Zubereitung der Speisen war in Dscherku rasch aus den Händen meines

Kochs in zartere, wenn auch nicht sauberere Hände übergegangen (Tafel XXVIII).

Schon am ersten Abend, als wir nach Dscherku kamen, drang vom Hofe und

von den Räumen, wo meine Diener wohnten, Gekicher bis hinten in meine Klause.

Ging ich nach vorn und sah nach, was es denn gebe, so sah ich immer nur einen

großen Pelzhaufen auf dem Boden liegen. Am zweiten Abend schlich ich ganz

sachte aus meinem Zimmer nach vorn und sah jetzt ein volles Dutzend Dscherku

ndoer Schönen bei meinen Dienern am Boden hocken; auf der einen Seite meine

Chinesen, zu oberst Tschang Tung sche, Da Tschang und ein paar Tibeter, auf

der anderen Seite die Mädels. Es wurden halblaut Lieder gesungen. Einer

1) Die Lampen bestehen aus runden irdenen Schälchen von 5 bis 6 cm Durchmesser ohne Henkel und Schmuck, wie ich aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. Hunderte in den Ruinen von Phaistos und Knossos auf Kreta liegen sah. Als Docht dient heute in Tibet meist ein Stück Baumwollzwirn.

2) Die Tibeter erzählen sich, daß die Hähne in der Nacht schreien, weil sie wissen, wann die Sonne auf dem Gipfel des heiligen „Rerab lhunbo" aufleuchtet. Die Hähne spüren die Sonne vom Rerab in ihrem roten Kamm. Der Rerab oder Rerab lhunbo ist der höchste Berg und der Nabel der Welt, um den die Sonne, der Mond und alle Sterne kreisen. Er wird identifiziert mit dem Berg Meru oder Sumeru, dem Göttersitz der indischen Mythologie.

153