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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0329 Meine Tibetreise : vol.2
私のチベット旅行 : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / 329 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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wenn ich ihnen 100 Tael Führerlohn gebe. Sie bekamen aber keine Erlaubnis dazu, weil hinter mir drein der Somo Tu se kam, der, wie erzählt wurde, seiner jungen Frau seine Länder zeigen wollte.

Hinter Mittel-Zangskar wird das Tal noch flacher, noch sanfter steigen die Hänge links und rechts aus der breiten Talsohle auf. Die grünen Wiesen und Gebüsche zu beiden Seiten der Mäander des klaren Flüßchens standen entzückend zum Azurblau des Himmels. Es war eine Freude, in die Steppe hineinzuwandern. Die Tiere erholten sich zusehends. Aber unheimlich wurde hier der Weg. Nirgends tauchte mehr ein Zelt auf. Kein Mensch begegnete uns. Nur eine Gazelle sprang einmal vor mir auf. Die Sümpfe des Hochlandes begannen heute und Stechmückenschwärme summten und surrten um uns. Als wir gegen halb ein Uhr um ein Erlengebüsch bogen, klang uns dumpfer Trommelschlag wie der in der Ferne verhallende Klang eines germanischen Parademarsches ins Ohr und Ober-Zangskar kam in Sicht. Vierzig schwarze Zelte umstanden als lange Gasse eine hoch herausragende weiße Yurte, neben der sich zwei Gebetsmasten in den Himmel streckten. Verschlafen lag das Zeltdorf in der warmen Mittagssonne. Nichts regte sich, nur aus der weißen Yurte drang immer voller der Ton der Gebetstrommel. In weitem Umkreis batten die Herden sich zum Wiederkäuen niedergelegt. Da platzten wir wie eine Bombe in das Idyll hinein und im Handumdrehen stand ein altes ngGolokh-Bild vor mir. Als hätten wir in den Alltag eines kleinen Ameisenstaats gerührt, so lief und krabbelte es wieder aus den niederen schwarzen Zelthäusern, scheuchte die Wiederkäuer auf, trieb die Pferde zusammen und zwei Reiter sprengten auf uns Ruhestörer zu, um sich über unsere Zahl zu vergewissern und nachzuforschen, was unser Begehr sei.

Auch die Gemeinde Ober-Zangskar untersteht noch dem Somo-König als oberstem Lehensfürst. In der großen Yurte wohnte als eine Art Be hu der Gechi Rembodyi, ein dicker Kirchenmann, der landab und landauf auch „P` an da lama" genannt wurde. Nachdem abgeladen war, brachte ich ihm Geschenke, Stoffe und einige Büchschen echten Schneeberger Schnupftabaks, über die ein Khádar ausgebreitet war. Er empfing mich sitzend und mit einer großen schwarzen Roßhaarbrille vor den Augen und bat mich bald um ein Mittel gegen seine entzündeten Augen. Er schien an Heuschnupfen zu leiden. Wenn man Heufieber hat, muß es freilich wenig Spaß machen, im Grasland Herrscher zu sein. Ich dokterte ihm an den Augen und empfahl eine längere Wallfahrt nach der Insel im Kuku nor. Auf meine Bitte aber, mir Führer und Bewaffnete nach Sung pan ting zu geben, machte auch er Ausflüchte. Auch ihm war die Reise des Somo-Königs angekündigt worden; es sollten Differenzen zwiscben Tschoktsi und Somo und anderseits Ngaba entstanden sein. Er dürfe jetzt keinen Mann weglassen, meinte er. Der König wolle von hier aus Ngaba Metsang, d. h. MittelNgaba, besuchen, das von Ober-Zangskar aus in drei Tagen zu erreichen sei. Dazu müsse er eine große Eskorte dem König stellen. Wegen der Unsicherheit des Landes dürften die Zelte und Herden nicht ganz von Kriegern entblößt werden.

Mein Lager stand 30 m über dem nun sehr zusammengeschrumpften SomoFlüßchen und hatte die Höhe von 3720 m ü. d. M. Bei dem herrlichen Sonnenschein gab es um zwei Uhr etwa die Maximaltemperatur mit + 15 °. Als ich von meiner Visite zurück war, umschwärmten mich die Untertanen des dicken Großlama. Nie zuvor hatten die Leute einen Weißen gesehen. Meinen Körper,

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