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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0022 Meine Tibetreise : vol.2
私のチベット旅行 : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / 22 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Bullen (Tafel II). Lange hatte dieser alte Herr mich herausfordernd mit seinem mächtigen schwarzen Schweif angewedelt, der sicherlich groß genug war, um für drei preußische Gardeoffiziere je einen prächtigen Paradebusch abzugeben. Allein schließlich war es auch ihm nicht mehr geheuer, in schlotterigem Trabe, wenn auch immer noch in respektvollem Abstand von einigen hundert Metern, folgte er der Herde seines glücklicheren Nebenbuhlers. Der sandige Schlamm bereitete den schweren Tieren viel Aufenthalt. Noch vor der Höhe waren sie schon wieder in Schritt gefallen, auch waren vielen Kühen im Gewirre die Kälber verloren gegangen, die in Scharen sich hinterdrein mühten. Mein tibetischer Diener Tschaschi erlegte eines mit seiner Luntenflinte; denn Kälber wilder Yak zu töten, sei keine Sünde, belehrten mich

heute meine Nützlichkeitsapostel.

Als ich selbst die Höhe des „Sangplateaus" erstiegen hatte, verzogen sich die Yak in drei je von einem alten Bullen geführten Zügen langsam zu den Weiden am Nordfuß der nächsten Felsberge, wo wir sie noch einen ganzen Tag

lang beobachten konnten.

Ich hatte, den Wildyak folgend, die Wasserscheide zwischen dem Hoang ho und den Wassern, die dem Ts`aidam-Becken zueilen, überschritten. Es war dies gerade in den Geschiebemassen gewesen. Einige kahle, wie eine neue Stufe aussehende Gipfel erheben sich rings um dieses eigentümliche Plateau, für das ich den Namen „Sang" 1) von Dyoba erfahren hatte. Dem Auge erscheinen jene Felsgipfel nur noch als Hügel; und doch erreichen sie eine Höhe von über 5000 m. Viele Kilometer breite und ganz schwach wellige Ebenen dehnen sich zwischen den Bergen aus. Zahllose runde Tümpelchen ohne sichtbaren Abfluß liegen darin weithin zerstreut (Tafel IV).

Allein, so einfach das Gelände auch aussah, der Weitermarsch nach Süden gestaltete sich doch ungemein zeitraubend. Es war unmöglich, die schwer beladenen Yak direkt durch die Ebene zu bringen. Nur auf stundenlangen Umwegen, dem Fuß der Berge entlang, kam ich vorwärts, die Mitte der Ebene nahm eine unergründliche Schlammmasse ein. Mußte einmal ein Tal durchquert werden, so nahm das Suchen einer halbwegs passierbaren Stelle und dann das Ab- und Wiederaufladen der in den haltlosen Grund eingesunkenen Tiere Stunden in Anspruch. Erschöpft liegt Mensch und Tier nach einer noch so kurzen Strecke am Boden und ringt nach Atem.

Auf dieser weiten Hochfläche sah ich zum erstenmal Orongo-Antilopen 2).

  1. Wahrscheinlich gleichbedeutend mit Tschang tang, der „nördlichen" Ebene, der großen Steppenwüste Nordti bets.

  2. Pantholops Hodgsoni Abel. Meine Begleiter kannten dieses Tier unter dem tibetischen Namen „tso" (gtsod) und dem chinesischen „Ling yang". Die Mongolen nennen es „Orongo". Ich fand diese Tiere nur auf den wellenförmigen Ebenen in Meeres-höhen von über 4000 m. Die sumpfigen Hochflächen beim Sing su h`ai sind die östlichste Grenze ihres Verbreitungsgebietes, das von dort weit nach Westen über ganz Nordtibet reicht. Wo ich die Orongo-Antilope in Nordtibet antraf, fand ich sie gleich in großer Zahl. Um so auffallender erscheint daher die scharfe Abgrenzung ihres Gebietes nach Osten, die übrigens auch den Tibetern bekannt ist. Die Orongo-Antilopen sind als echte Tschang tang-Bewohner ziemlich wenig scheu; leicht kann man sich ihnen auf 100-150 m nähern. Wenn sich die Tiere beunruhigt fühlen, ziehen sie sich bedächtig in die Mitte einer Ebene zurück. Ganz im Gegensatz zu den kleinen, immer sehr scheuen Dseren-Antilopen, Gazella picticaudata Hodgson, die sich auf der Flucht

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