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Meine Tibetreise : vol.2 |
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Sommer; der Herbst und Winter aber bringt zuerst viel Regen und nassen.
Schnee, später Nordweststürme und alles durchdringenden Staub.
Ich nahm mir von jetzt an vor, immer brav in der Nähe meiner Karren zu
bleiben. Doch als sie in meinem Gasthaushof bepackt waren und langsam dem
großen Osttor zurumpelten, konnte ich es doch nicht lassen, nur einen kleinen
Sprung wollte ich noch nach dem Tien tschu tang, zu den guten Franziskaner-
mönchen machen. Und sie hielten die Reise bis zur Eisenbahn und bis zur großen
Kultur für so lang, daß ich mich notwendig noch stärken müsse; weil ich ja
nur noch aus Haut und Knochen bestünde, meinte ein irischer Pater. So kam's,
daß ich erst um zwölf Uhr mittags vom Refektorium abritt. Mittlerweile hatte
ein Schneesturm eingesetzt, aber unentwegt trabte ich auf meinem Maultier
vorwärts, entschlossen, nicht zu rasten, bis ich meine Karren eingeholt hätte.
Ich suchte und suchte bis in die Nacht hinein. Ohne meine Karren gefunden
zu haben, mußte ich halberstarrt von der Kälte einen Unterschlupf aufsuchen.
Auch am nächsten Tage suchte ich lange vergeblich, es war, als ob der Boden
die Karren verschlungen hätte. Als ich wieder in die Nähe von Hsi ngan fu
zurückgekommen war, sah ich am späten Nachmittag, nur 20 Li vor der
Stadt, meinen Brdyal in weinerlichster Stimmung vor einem Häuschen sitzen
neben einem großen Sumpf, um den ich bisher außen herum geritten war.
Mitten drinnen aber steckten zwei Karren ohne Maultiere und ohne Führer.
Die trugen mein Eigentum. Sie standen wohl mitten auf der großen Straße,
aber das kotige Wasser, das die Straße überschwemmte, reichte bis fast an den
Wagenboden, und wenn man zu ihnen gelangen wollte, so mußte man bis an die
Hüften durch das kalte Wasser waten. Dort steckten die Karren schon, seit ich
mich von den guten, gastfreundlichen Patres verabschiedet hatte. Die Fuhr-
leute sollten zwar alles versucht haben, um aus dem Loche wieder heraus zu
kommen, hatten zuletzt ein Dutzend Maultiere entlehnt und vorgespannt, doch
umsonst. An ein Fortschaffen der Wagen vor dem Eintritt trockener Witterung
war gar nicht mehr zu denken. Die Fuhrleute waren längst auch zu dieser
Einsicht gekommen und hatten sich mit ihren Tieren aus dem Staube gemacht;
sie wollten wohl bis zum Ende des Winters warten. Außen herum steckten noch
achtundzwanzig andere Karren im dicken Kot. Hier peitschten Fuhrleute mit
viel Vorspann einen Karren von der Straße herunter in ein noch nicht zerfahrenes
Baumwollfeld, dort schaufelten sie sich einen Übergang vom Feld zurück auf
die Straße. Hier wehrten sich die Feldeigentümer gegen die rücksichtslosen
Kärrner, bauten Hindernisse gegen die Wagen, dort schlugen gar Fuhrleute
auf Bauern ein, weil diese nicht willens waren, die Zerstörung ihrer Felder
ruhig hinzunehmen. Die zweite Nacht schlief ich mit Brdyal auf den Karren
im Sumpf, weil wir befürchteten, sie würden sonst ausgeplündert. Am nächsten
Morgen aber ritt ich in die Stadt zurück, um neue Wagen zu holen und am
übernächsten Tage endlich war ich um Mittag mit drei frischen Wagen an der
Sumpfstelle. Die Situation war dort inzwischen nicht besser geworden, für
das Gepäck war es vielmehr die höchste Zeit , daß Hilfe kam. Die Wagen
waren noch tiefer eingesunken und das kotige Wasser bedeckte an mehreren
Stellen den Wagenboden. In der Nacht hatte es gefroren und 2 cm dickes Eis
machte das Umladen zur Qual für die Menschen. Ein großer Wagen, der Lan
tschou-Tabak führte , war in nächster Nähe so tief eingebrochen , daß die
Kisten 1/2 m unter Wasser geraten waren. Der Verkehr war fast ganz zum
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