National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.4 | |
Postancient Buddhist Culture in Central Asia : vol.4 |
(according to Grunwedel)(Nach Grünwedel.) |
(Nach Grünwedel.)
So viel wir sehen, zerfällt die Bilderreihe in fünf Szenen. Die vorderste, die Gruppe der Stifter ist die größte und figurenreichste; in den Kostümen, besonders der Damen, bringt sie große Uberraschungen. Die Stiftergruppe umfaßt 7 Figuren. Voran schreiten die Mönche, die vielleicht zur Familie gehören, vielleicht aber nur als Führer der Stifterfamilie zu denken sind; sie erscheinen im roten Mönchsgewand. Den Mönchen folgen drei männliche Figuren, zwei erwachsene Ritter und ein Knabe. Alle drei tragen eine Entwicklung der Tracht der Ritter aus der „Höhle der 16 Schwertträger« (Taf. 4 u. 5), bei der indessen der Klappenrock, wenn er überhaupt noch getragen wird, verdeckt wird durch eigentümliche, an den Seiten augenscheinlich offene Gewänder, etwa vom Typus des poncho der Mexikaner.
Gut zu studieren ist diese Gewandart auf Doppeltafel XLVIII und XLIX von Alt-Kutscha; wir geben hier, als Hilfe für das Studium der Tafel 8, das Klischee einer Durchzeichnung, die Prof. Grünwedel im Jahre 1906 in Qyzil angefertigt hat.' Der Rittergurt ist derselbe Gurt aus Metallscheiben, den die Ritter der älteren Zeit tragen; auch das Schwert mit dem übermäßig langen Griff scheint dasselbe zu sein. Der 1. getragene Dolch mit seiner nach unten sich verbreiternden Scheide macht zwar einen altertümlichen Eindruck, kommt aber auf den älteren Bildern nicht vor. Die Haartracht ist eine übertriebene Entwicklung der Frisur der Ritter der älteren Zeit.
Vom äußersten Interesse sind die Gewänder der Damen. Sie muten durchaus europäisch an und rufen ungewisse Erinnerungen an Damenkostüme unserer Ritterzeit wach. Getragen wird ein enganliegendes Mieder mit langgeschlitzten Schößen, an denen Schellen hängen. Der Busenteil ist tief ausgeschnitten und war wohl mit einem Einsatz aus durchsichtigem weißem Stoff versehen, dessen mehrfach gekniffter Oberrand allein (als ein weißer, den Hals umgebender S treifen) übrig geblieben ist. Die Armel der ersten Frau sind weit und fallen bis auf die Hände herab. Die zweite Frau dagegen trägt bis zum Ellenbogen reichende Glockenärmel und darunter enge gestreifte Unterärmel. Das Mieder der ersten Dame ist grün, das der zweiten schwarz. Beide tragen lange weite Schleppenröcke mit schwarzen senkrechten Schmuckstreifen und breiter Bordierung am Unterrand. Reste von blauer Farbe auf dem Schleppenrock der vorderen und von Rot auf dem der zweiten Dame, lassen darauf schließen, daß diese Gewänder früher diese Farben trugen. In der r. Hand trägt jede der beiden Damen eine Räucherlampe, die von achaemenidischen Vorbildern abgeleitet ist, dazu eine mit beiden Händen zierlich gehaltene Schärpe. Die etwas gezierte Körperhaltung mit leicht zurückgelehntem Oberkörper findet sich bei europäischen Frauenporträts noch in Van Dycks Zeit. Die Köpfe sind leider von türkischen Bauern so stark zerstört worden, daß die Gesichter fehlen und daß die sehr merkwürdigen Haartrachten nicht studiert werden können .2 Bemerkenswert sind endlich die Aureolen durch ihren merkwürdigen Besatz mit gestielten Perlen.
Ob diese Frauentracht in Kutscha bei den Tocharem, deren Herkunft aus Europa m. E. kaum bezweifelt werden kann, zu suchen ist, oder ob sie, wie die Männertracht, ostsassanidischen Ursprungs ist, können wir nicht angeben. Daß aber diese
1 Prof. Grünwedel war 1906 nicht dazu zu bestimmen, die merkwürdige Bilderserie mitzunehmen. Sie wurde erst von der IV. Expedition im Jahre 1913 herausgeschnitten und hatte in den dazwischenliegenden Jahren sich nicht verbessert. 2 Prof. Grünwedel, der sich im Jahre 1906 Notizen gemacht hatte, beschreibt die Haartrachten wie folgt : „Er (der Kopfputz) besteht bei der vorausgehenden Dame aus einem Hut von ganz ähnlicher | Form, wie ihn die Gattin Ajatasatrus in der Höhle „mit dem Kamin" trägt, obwohl das übrige Kostüm nicht übereinstimmt. Die Kopfbedeckung der zweiten Figur besteht aus einer Kopftuchunterlage mit Ohrstreifen, während auf der Stirn ein gesticktes rundes Kissen (im Charakter der süddeutschen Ringelhaube) aufsitzt." Kultstätten, S. 84. |
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