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0035 Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.4
Postancient Buddhist Culture in Central Asia : vol.4
Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.4 / Page 35 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000040
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TAFEL

Lünette aus der Hippocampenhöhle

Kat. No. I B 8411. * Fundort: Qyzil. * Größe: 3,14 m breit, 1,90 m hoch. * Alter: 5.-6. Jhdt. (?)

Dieses früher prachtvolle Wandgemälde stammt aus der „Hippocampenhöhle" der großen Bachschlucht in Qyzil und befand sich in der Lünette der 1. Wand (Wand 3 des Planes. Für die Grünwedelsche Nachzeichnung siehe Taf. a, No 1). Der Stil des Gemäldes (i Stilart) zeigt enge Zusammenhänge mit jenem der Gandhraskulpturen; dieses Bild, und das Gemälde der gegenüberliegenden Lünette (Wand 2 des Planes), welches auf Taf. 2 wiedergegeben wird, gehören zu den kunsthistorisch wichtigsten Gegenständen der Sammlung. Prof. Grünwedel hat beide Bilder bei unserem Besuch im Jahre 1906 kopiert; um das Studium der erst im Jahre 1913 von der IV. Expedition geborgenen Bilder zu erleichtern, haben wir Wiedergaben dieser Kopien hier noch einmal abgedruckt.

Das Gemälde zerfällt in einen oberen und einen unteren Teil.

Im oberen Teil ist der Anfang der Legende dargestellt': der Bodhisattva Svetaketu empfindet, daß seine Zeit im Himmel Tusita sich ihrem Ende nähert. Sein Körper hat seinen Glanz verloren (er hat keine Aureole), er vergießt Schweiß und findet keine Ruhe. Er entschließt sich, noch einmal auf Erden geboren zu werden, um das Dharma den lebenden Kreaturen zu bringen. In seinem Palast Dharmoccaya sitzend, berät er mit Devaputras darüber, wo und in welcher Form er die Wiedergeburt bewerkstelligen soll. Ugratejas weist darauf hin, daß der Bodhisattva nur in Form eines weißen Elefanten herabsteige.

Der in Bekümmerung ausdrückender Haltung auf dem Thron sitzende Jüngling ohne Nimbus ist der Bodhisattva; hinter ihm ist eine der Säulen des Palastes sichtbar. Zu seiner R. kniet anbetend ein augenscheinlich in die Landestracht gekleideter Jüngling (Ugratejas?); 1. schwebt eine dunkelhäutige Gottheit mit einem blumengefüllten Körbchen herbei, um den Bodhisattva mit Blüten zu bestreuen. Ganz r. und 1. schweben zwei Gandharvas mit Musikinstrumenten (Mandoline und Bügelharfe).

Im unteren Teil des Bildes setzt sich die Erzählung fort: der Bodhisattva (hier wieder mit Nimbus) liegt sterbend auf seinem in einer weiten, säulengetragenen Halle aufgeschlagenen Ruhebett; zu seinen Häupten sitzen seine klagenden Frauen.

Von der 1. Seite her nähern sich fliegend vier Götter, von denen der vorderste, über dem Ruhebett schwebend, ein Salbenfläschchen über dem Sterbenden ausleert; ein ähnliches Fläschchen erblicken wir in der r. Hand des dritten Götterjünglings.

TAFEL 2

Lünette aus der Hippocampenhöhle

Kat. No. I B 8412. * Größe: 3.14 m breit, 1.90 m hoch. * Fundort: Qyzil. * Alter: 5.-6. Jhdt. (?)

Dieses Gemälde fand sich vor in der Lünette der Wand 2 der Hippocampenhöhle (vergl. Plan, Text Taf. 1; für die Grünwedelsche Nachzeichnung siehe Taf. a, No. 2).

Wie das Bild der gegenüberliegenden Lünette, ist auch dieses Gemälde in zwei Teile, einen oberen und einen unteren geteilt; beide Teile sind in denselben matten Farben ausgeführt, die Taf. r uns vergegenwärtigt.

Prof. Grünwedel gibt folgende Erklärung: „Das Herabkommen des Bodhisattva wird den Göttern bekannt. Dämonen und Nägas der unteren Regionen versammeln sich und preisen den Entschluß, der der Welt einen Erlöser bringen soll." (Kultst., S.1 ro.)

Wir sind nicht im Stande, eine bessere Erklärung vorzuschlagen, möchten aber bezweifeln, daß Prof. Grünwedel das Richtige getroffen hat. Man muß vielmehr annehmen, daß dieses Bild das Gegenstück zu dem schon beschriebenen Gemälde ist, und wir sind überzeugt, daß eine ganz bestimmte Legende vorliegt.

Dargestellt ist wiederum ein Palast, in dem ein Fürst thront. Nach seinen tierischen Satyrohren zu schließen, haben wir einen Dämonenfürsten vor uns. Hinter ihm sitzen vier mit Aureolen versehene Gottheiten; eine braune Apsara (?) streut Blumen auf

1 In der Erklärung folgen wir Prof. Grünwedel, Kultst., S. rro.

(Nach Grűnwedel.)

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