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0062 Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.4
Postancient Buddhist Culture in Central Asia : vol.4
Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.4 / Page 62 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000040
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TAFEL 19

Höllenbilder

Kat. No. I B 8453. * Größe: roo x 175 cm. * Fundort: Bäzäklik. * Alter: 9.-10. Jhdt. (?)

An der 1. Außenwand der Cella des Tempels No. 8 zu Bäzäklik, vor dem Eingang zum linken Korridor, bei C des Planes befand sich neben dem auf Tafel 18 und gegenüber dem auf Tafel 20 wiedergegebenen Bild diese interessante Darstellung von Höllenbildern.

Die Mitte etwa des oberen Drittels des früher langrechteckigen Bildes zeigt einen von einer Steinsetzung umgebenen Teich mit den Blättern, Blüten und rankenartigen Stengeln eines Lotus. Die Blüte in der Mitte des Rankenwerks trägt ein Gefäß, aus dem ein großer Lotusthron herauswächst. Ohne Zweifel war dies der Sitz einer (zerstörten) Avalokitesvarafigur.

In durch geschweifte Linien eingefaßten roten Feldern neben dem Teich ist r. die Welt der Pretas, 1. die der Tiere dargestellt; darüber befinden sich zwei ähnliche Felder mit hellem Hintergrund, von denen das zur R. die (zerstörte) Abbildung der Welt der Götter enthalten haben wird; 1. findet sich die Darstellung der Welt der Menschen.

Am Rande des Bildes, etwa in gleicher Höhe mit dem Teich, sind zwei große rechteckige Tafeln für Widmungsaufschriften angebracht; eine dritte nimmt etwa die Mitte des Bildes ein und ist r. und 1. von je zwei kleineren Schrifttäfelchen begleitet, von denen nur eines eine Aufschrift trägt. Leider sind sämtliche Aufschriften späte sgraffiti, auf die wir unten zurückkommen werden; wie in Bäzäklik so oft der Fall, sind die eigentlich beabsichtigten Widmungen auch hier nicht angebracht worden.

Der untere Teil des Bildes besteht aus einem Mittelstück, um das sich folgende Bilder gruppieren: nach unten eine große

rechteckige Fläche, rot mit grüner Umrandung; auf dieser Fläche befindet sich nur die Tuschezeichnung einer Lotusblume. Auf jeder Seite, durch winklig gebogene Mauern voneinander getrennt, je drei Bilder mit verschiedenfarbigem Hintergrund.

Das Mittelstück enthielt eine groteske Höllen-Darstellung. Links werden zwei von Flammen umgebene menschliche Wesen von einer riesigen Schlange bedrängt. Die Mitte der Darstellung wird ausgefüllt durch eine stilisierte Berglandschaft, in der statt der Pflanzen Schwerter und Flammen aus dem Boden wachsen. Die Verdammten sind genötigt, dieses Gebirge zu durchqueren; andere werden von einem Dämon in das Gebirge geschleudert. Oben r. unterhalb der Inschriftentäfelchen, knieen zwei gefesselte Verdammte in der Erwartung, in die schwertbesetzten Bergtäler geschleudert zu werden.

R. neben diesem Mittelstück vollziehen sich andere Qualen. Ein auf grausame Weise Gefesselter liegt auf einem großen Hackeblock; ein Dämon hat ihn beim Haarschopf ergriffen, während ein anderer Teufel im Begriff ist, ein Hackbeil mit gezähnter Klinge mittels eines Tretapparates auf den Verdammten niederfallen zu lassen. Eine große Schlange erwartet die Zerstückelung, uni den Körper zu verschlingen. Ein anderer Verdammter liegt oben r., sein Schicksal erwartend; unten r. kniet eine menschliche Figur in Anbete-Stellung: vor ihr steht ein niedriges Pult mit einem Buch darauf.

Das entsprechende Bild der 1. Seite zeigt einen großen Kessel, in dem Sünder gesotten werden. Ein stierköpfiger Teufel rührt mit einer großen Stange im Kessel, während ein zweiter Dämon einen aufgespießten menschlichen Körper aus dem Kessel gehoben hat und in der Luft schwenkt, vielleicht um ihn der hinter ihm lauernden braunen Schlange zum Fraße zu geben.

Das vierte Bild, unmittelbar unter dieser Küchenszene, versetzt uns in ein Backhaus. Ein übrigens recht menschlich aussehender Dämon steckt den Körper eines Sünders in den Backofen; drei andere menschliche (?) Wesen umgehen den Ofen. Dieser ist interessant durch seine Form; sie ist uralt und erinnert lebhaft an die heute noch in Ostturkistan üblichen torúr, tanúr (für pers. etc. „:) genannten Backöfen.

Auf dem entsprechenden Bilde der r. Seite erblicken wir vier Figuren auf einer flammenden Wiese. Vielleicht ist nur die zweite Figur von 1. als die Gestalt eines Sünders aufzufassen: sie erhebt jammernd die Hände und ein Rabe scheint auf sie herabstoßen zu wollen. Die allerdings sehr menschliche Figur hinter ihr scheint sie mit einem Spieß zu bedrohen, während eine zweite menschliche Figur (vor ihr) ihr Vorwürfe zu machen scheint. In der unteren Ecke ganz r. endlich erscheint ein straubhaariger Dämon mit einem Deckelgefäß in den Händen.

Das sechste Bild, unmittelbar darunter, zeigt in der Mitte einen leeren, flammenden Block. R. davon reißt ein Dämon einer an einen Pfahl gefesselten Sünderin mit einer Zange die Zunge aus; ein 1. knieender Dämon hält, diesem Vorgang zuschauend, einen Kessel bereit. Im oberen Teil des Bildes sitzt ein gefesselter Sünder; r. von ihm eilt ein Höllendiener mit einer Schale herbei.

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