国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
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Chotscho : vol.1 | |
ホッチョ(高昌) : vol.1 |
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GEMÄLDE VON DER SÜDWAND DER CELLA,
TEMPEL NR. 9, BÄZÄKLIK.
Die linke(südliche)Seite der Cella zeigt folgende, nur in der Höhe von 1,23 m erhaltene Darstellungen. Die Mitte des Bildes nimmt die Gestalt eines gepanzerten Reiters auf einem sehr flott gezeichncten Schimmel ein. Der Oberkörper ist stark zerstört; man erkennt gerade noch die die roten Zügel haltende linke Hand. Die Rechte, leicht im Ellenbogengelenk gebogen, scheint einen Gegenstand zu halten. Die Beine scheinen in Panzerbeinkleidern (cf. Tafel 48) zu stecken; der mit einem roten Schuh bekleidete rechte Full steht in einem gelben, mit herabhängender blaugrauer Quaste verzierten Steigbügel primitiver Form. Dcr edle Kopf des Pferdes ist gut zu erkennen, nicht so aber das aus roten Riemen zusammengesetzte Zaumzeug, von dem eine große rote Quaste herabhängt. Die zwei breiten, um Hals und Brust des Pferdes angebrachten, wie auch der rückwärts zum Schwanz laufende Riemen sind mit Schellen verziert; von dem unteren Brustriemen hängt vorn eine große, grüne Quaste herab. Der Schwanz ist mit einem darauf aufgeschobenen röhrenartigen, mit einem rotenJuwel verzierten, silbernen Schmuckstück (Talisman?) versehen. Unter den Hufen des Pferdes erheben sich eigentümliche, am oberen Ende blütenartig erweiterte, farbige, aus welligen Linien bestehende Körper, die vielleicht Wolken darstellen sollen. Ein ungeschickt gezeichneter Hund, (gemeint ist vielleicht eine Art Windhund), dessen Hals flatternde Bänder schmücken, springt auf der linken Seite des Reiters einher, während im Vordergrund ein Bewaffneter an der Seite des Pferdes schreitet. Ein anderer Bewaffneter steht — anscheinend mit der rechten Hand den Weg angebend — vor dem Pferde. Beide sind zwerghaft klein gezeichnet; die Gesichtszüge und der spärliche, in wenigen sonderbaren spitzen Löckchen erscheinende Backenbart verraten den Ostasiaten. Der erste der beiden Männer trägt über einem bräunlichen Unterkleid ein blaues, rotgefüttertes Gewand, das nach der rechten Seite sich verschließend, oberhalb der linken Schulter eine Art gestickten Kragen zeigt; ein silberner, in schwarzer Niello-Arbcit verzierter Gürtel umschließt den Rock, der vorn unterhalb des Gurtes in einen oder mehrere Schöße geteilt ist. Die Beinkleider sind weiß, weit und am Knöchel eingezogen ; weiße, dicksohlige Schuhe schützen die Füße. Auf dem Kopf trägt er eine in ihrem Vorderteil eng anliegende schwarze Kappe, die hinter einer roten Bandschleife zwei spitzig aufsteigende Vorsprünge zeigt. Zwei schmale Bänder hängen (auf jeder Seite?) auf den Rücken herab. Als Waffe trägt er ein leicht gekrümmtes Schwert in schwarzer Scheide, der Griff hat eine kurze Parierstange und eine aus roter Schnur hergestellte Faustschlinge. Die Kleidung des zweiten Mannes besteht aus einem ähnlichen Unterkleid mit langem grünen, mit großen gelb und braunen Rosetten gemusterten Rock, den ein roter Kragen am Halse abschließt. Er trägt, durch den Gurt gesteckt, einen tief in die rote, mit gelben Metall-Bändern versehene Scheide gestoßenen Dolch. An der linken Seite hängt ein langes, breites, gerades Schwert in grünlicher Scheide mit gelben Beschlägen; dahinter sieht man den ungespannten, in einem Futteral von Tigerfell bewahrten Bogen. Rechts trägt er einen sehr großen Köcher auffälliger Form.
Diese drei Figuren scheinen, außer dem Reiter, mit der in der rechten Ecke knienden Person mit Reibstein und Schreibpinsel und dem am Schwanzende des Pferdes erscheinenden Gepanzerten die einzigen Menschen auf dem Bilde zu sein. Hinter der Rückenpartie des Pferdes scheinen zwei männliche Figuren, die vordere in vollständiger Waffenrüstung, die hintere im roten Gewande, die Linke des letzteren ist warnend erhoben ; beide tragen einen Gegenstand (Stab oder Keule?) in der rechten Hand. Hinter dem Kopf des Pferdes kann man noch Teile des Unterkörpers eines anderen Gewappneten erkennen; rechts von ihm befinden sich zwei weibliche Figuren, von denen die hintere den rechten Arm erhebt, während die vordere einen runden Gegenstand (Juwel) in den Händen trägt. Eine dritte blaugekleidete
weibliche (?) Figur, einen roten Stab (?) haltend, schließt diese Gruppe ab. Dieser Teil des Bildes scheint den Ausritt eines Fürsten zu einer Jagd darzustellen.
Weiter nach rechts steht auf einer, den Berg Meru andeutenden Felspartie, ein riesiger Lokapâla in voller Rüstung; in seinen Händen hält cr einen Pfeil (dessen Spitze um die hier anstoßende Ecke in das Kultbild hineingemalt ist) prüfend in horizontaler Lage. Der mit Birkenrinde überklebte beschnte Bogen hängt schräg an seiner linken Seite. Unten knict, rechts von ihm, ein Maler oder Schreiber (mit Tintenreibstein und Pinsel), hinter dem sich ein flammenhaariger, grüngesichtiger Dämon, der Schwert- und Köcherträger der Gottheit, erhebt. Der Köcher ist merkwürdig durch die Art, in der die Pfeile darin verwahrt sind; sie stecken mit der Spitze nach oben in dem durch eine Klappe zu öffnenden Behälter — eine Anordnung, die uns sonst nur bei den Lolo-Stämmen Szetschuans bekannt ist. In der äußersten rechten Ecke, ganz oben, scheint die Figur eines Brahmanen dargestellt zu sein, während ein furchtbarer dreiäugiger Dämon mit Flammenhaar, Zackenohrcn und Hauern links vor dem Lokapâla kniet und ihm zwei Pfeile derselben Art, wie der von der Gottheit in den Händen gehaltene, darbietet. Die Spitzen der Pfeile sind der Form halber beachtenswert.
In der linken Ecke steht ein anderer Lokapâla ; in der rechten Hand trägt er einen mit schwarzer Spirale bemalten weißen Fahnenschaft, dessen Wimpel oben links undeutlich sichtbar ist. Die linke Hand wie auch der Kopf ist zerstört. Der links hinter ihm stehende grünhaarige Dämon hat den Fahnenschaft mit beiden Fäusten ergriffen; sein wilder Blick ist in die Ecke gerichtet. Im Vordergrund rechts kniet ein dämonischer Schwertträger und, weiter nach rechts, ein Kind mit reichem Goldschmuck, auf dem Haupte eine große Schale mit Blütenopfern darbringend. Der Schwertträger ist von grüner Hautfarbe, das Gesicht ist braun, die grünen Augen treten drohend hervor und die Stirnhaut ist in ähnlicher Weise wie bei einem Typ der Gandhära-Kunst zu einer Tierfratze umgebildet. Das rote Haar ist mit einer blaugrauen, durch einen Totenkopf gekrönten Binde zusammengefaßt, unter der das Stirnhaar, in Locken geordnet, hervorquillt — die übrigen Haare steigen flammenartig in die Höhe. Der Körper ist mit reichem Goldschmuck behangen und bekleidet mit kurzen roten Schenkelhosen, deren oberer bräunlich umrandeter Teil um den Leib geknüpft ist. Ein rotes, mantelartiges Kleidungsstück ist mit einer Schleife um den Hals befestigt und fällt über Rücken und Schultern herab. Der Dämon bietet dem Weltenhüter einen roten, oben mit einer Schleife versehenen keulenfdrmigen Gegenstand dar, den ich für ein in seidenem Behälter (Sack) getragenes Schwert halte. Ähnliche Schwertbeutel kommen auf persischen Miniaturen und auch in Japan vor. Endlich steht noch eine sehr stark verwischte Figur hinter diesem dämonischen Schwertträger.
Ob der ausreitende Held etwa mit dem auf Tafel 48 dargestellten Reiter identisch ist, läßt sich nicht bestimmen. Ebenso ist es schwer, zu sagen, welche der Mahärijas auf diesem Bild dargestellt sind — die üblichen Attribute fehlen, es sei denn, daß man an der Fahne des Lokapâla zur Linken den Vaisravana erkennen wolle.
Ich möchte glauben, daß die beiden an der Süd- und Nordwand der CelIa wiedergegebenen Darstellungen Szenen einer und derselben Legende sind ; der hinter dem Pferde erscheinende Gepanzerte scheint dieselbe Person (vielleicht aber auch nur dieselbe Schablone') zu sein, wie jener, an dessen rechter Schulter im Bild an der Nordwand die Gestalt des Kindes sichtbar ist.
Natürliche Größe: 3,35 X 1,23 m.
' Die alten Maler bedienten sich schon in früher Zeit der Schablonen; ebenso wurden die tönernen Götter-Statuetten nicht mit der Hand geformt, sondern in Formen gegossen oder ausgedrückt.
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