National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF Graphics   Japanese English
0012 Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.1
Postancient Buddhist Culture in Central Asia : vol.1
Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.1 / Page 12 (Grayscale High Resolution Image)

Captions

[Figure] @t The Big Buddha of BamianDer große Buddha, Bāmiān.
[Photo] @b Gandhara Base, TumschuqGandhāra-Sockel, Tumschuq.

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000040
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

Unter den Indoskythen scheint sich ein ursprünglich aus Europa (Südrußland?) nach Asien verschlagenes Volk befunden zu haben. Dessen Zusammenhang mit jenem Volk der Yüeci, welches nach den chinesischen Annalen schon in vorchristlicher Zeit West-China erobert hatte, aber dann um 170 nach Westen zurückgeworfen worden war und um 13o v. Chr. dem graeco-baktrischen Reiche ein Ende bereitet hatte, ist einstweilen, trotz aller Wahrscheinlichkeit, wissen schaftlich nicht fest erwiesen.

Erwiesen ist aber, daß ein Stamm der Indoskythen, die Tocharer, eine der europäischen Gruppe der indogermanischen Sprachen nahestehende

Sprache redeten. Ein dieser Sprache nahe verwandter Dialekt aber wurde in Ostturkistan bis zum 9. nachchristlichen Jahrhundert am Nordrand der Wüste in der Landschaft um Kutschá und Karaschahr geredet, während die übrigen Gebiete Ostturkistans dem Anschein nach bis zu der im 8. Jahrhundert stattfindenden Eroberung durch die uigurischen Türken von ostiranischen Stämmen, Soghdiern und Saken, im Südwesten vielleicht auch von Indern, besiedelt waren.

Der mächtigste der indoskythischen Könige, Kaniska, hat auch Teile von Ostturkistan beherrscht. Nach allem, was wir unseren Funden und der einschlägigen Literatur entnehmen

   

Der große Buddha, Bämiän.

 

können, muß der Begriff des Wortes Gandhära als Bezeichnung einer bestimmten Kulturprovinz ein Gebiet umfassen, das sich weit über die engen geographischen Grenzen der Landschaft Gandhära ausdehnt. Wir möchten das Postulat aufstellen, daß die weiten Gebiete Sindh, (auf dem rechten Indus-Ufer), Sistan mit Afghanistan, Merw, Samarkand und Buchara bis nach Chiwa (Chwarizm) dieser Provinz zuzurechnen seien.

Für Bämiän ist der Zusammenhang mit dem Gandhära-Kulturkreise bereits festgestellt worden, und wer die berühmten Kolosse der dortigen Tempelanlagen betrachtet, wird ihre Zugehörigkeit zur buddhistischen Spätantike Gandháras keinen Augenblick verkennen'.

Für die Südwest-Ecke Chinesisch-Turkistans scheinen genügende Beweise vorzuliegen, urn die Umgebung der Stadt

Chotän dem Gandhära-Kultur-   Beziehungen zur sassanidischen

kreise zuzurechnen; für Maral-   Kunst und zur islamischen An-

baschi und seine Umgebung ist   °   tike noch des Studiums harren.

dieser Beweis durch unsere viertc   k A'-°!!    Aber unsere Expeditionen haben
Expedition erbracht worden. Inx,•3,~1.

den Nachweis erbracht, daß diese

den Ruinen von Tumschuq nämlich fand sich in einem großen Tempel einstarkzerstörter,prächtiger Sockel mit Reliefdarstellungen im reinsten Gandhära-Stil 2

Diese Gegenden haben sich erwiesen als Pflegestätten der reinen Gandhära-Kunst, deren

indo-hellenistische Spätantike auch in den östlichen Oasen Ostturkistans geübt wurde. Hier wandelt sie sich; an den Statuettenköpfen sieht man, wie die tiefliegenden Augen der Europäer- und Indergesichter nach vorn geschoben werden, wie erst

Gandhära-Sockel, Tumschuq.

I Obige Abbildung nach der Wiedergabe einer alten Zeichnung in der London Illustrated News 1878; der Monolith, eine Buddha-Statue, ist nach Einigen rzoengl.yards hoch und nur roh aus dem Stein gehauen; die feinere Modellierung war in aufgetragenem Stucco ausgeführt. Die Bemalung ist bis auf geringe Reste in dem das Haupt umgebenden Dom verschwunden. Die zahlreichen in den Felsen geschnittenen Tempel und Zellen erinnern äußerlich durchaus an ähnliche Anlagen in Ostturkistan; sie heißen in Afghanistan hazár slim (oder hazár saamd, pers: ar.), was dem in Ostturkistan

üblichen Namen ming öi =die tausend Zimmer, Zellen usw. entspricht. 2 Dieser Sockel, von dessen 8 Seiten jede 8o cm mißt, stand an der Ostwand eines Tempels von großen Ausmaßen, dessen Wände noch hier und da mit großen grünglasierten rechteckigen Tonfliesen (76X 36 cm) bekleidet waren. Der Lotusthron bildet den Fuß; er ruht auf Elefantenköpfen und trägt eine Schmuckleiste, auf der sich der eigentliche Sockel erhebt. Auf der Ostseite war ein Teil der ihn zierenden Reliefskulpturen erhalten; sie gehören dem reinsten Gandhära-Stil an und sind z. T. Repliken wohlbekannter Typen.

8