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0019 Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.1
Postancient Buddhist Culture in Central Asia : vol.1
Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.1 / Page 19 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000040
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Reisenden Donner und Baron Munck (1898) und endlich die an archäologischen Resultaten wichtigere Reise des russischen Akademikers Klementz (1898).

Die Reisen der meisten dieser Forscher vermehrten unsere Kenntnis besonders der Oase von Turfan, und da diese Gegend, der Nordosten des Tarimbeckens, als wichtiger Knotenpunkt der alten Seidenstraßen mehr Erfolg versprach, als die schon seit Jahrhunderten von den Anwohnern, auch von einheimischen Fürsten, mit Erfolg ausgebeuteten Ruinenstätten des Südwestens, begann man, leider zu lau, im Museum den Plan einer Expedition (1899) zu erwägen.

Der entscheidende Anstoß zur Ausführung kam aus dem Südwesten. Dieser war den Engländern seit den Tagen der Johnson, Robert Berkeley Shaw und Douglas Forsyth (1866, 1868, 1869, 1870, 1873) bekannt, ohne daß die Briten eine archäologische Expedition unternommen hätten. Die Reise der französischen Forscher Dutreuil de Rhins und Grenard (1890/5) bereicherte zwar unsere Kenntnis dieser Landesteile in höchst dankenswerter Weise, diente aber hauptsächlich anderen als archäologischen Zwecken.

Es blieb Dr. Marc Aurel (jetzt Sir Aurel) Stein, dem hervorragenden ungarischen Gelehrten in anglo-indischen Diensten, vorbehalten, die erste archäologisch-geographische Forschungsreise nach dem unwirtlichen Südwesten und Süden des Landes auszuführen (1900/I). Sein auf dem Hamburger Orientalisten-Kongreß (1902) gehaltener Vortrag über die erzielten Erfolge bewog die Museumsleitung, eine Expedition nach Ost-Turkistan, aber nach dem von den Russen zuerst erschlossenen, entlegeneren, weniger bevölkerten und mutmaßlich weniger ausgeplünderten Nordosten, nach Turfan, zu organisieren.

LEITUNG UND REISEZIELE

So entstanden die preußischen Turfan-Expeditionen, von denen nicht weniger als vier aus dem Museum für Völkerkunde entsandt worden sind. Die erste (1902/3) wurde ausgeführt von Prof. Grünwedel und Dr. G. Huth, die zweite (1904/5) vom Verfasser, die dritte von Grünwedel und dem Verfasser (1905/7) und die vierte wieder vom Verfasser (19x3/14). Der Museums-Techniker, Herr Bartus, begleitete alle vier Expeditionen; seinem Geschick und seiner aufopfernden Arbeitsfreudigkeit haben wir schöne Erfolge, besondcrs die gelungene Ablösung der auf Lehmverputz gemalten Wandbilder, zu verdanken.

Die erste Expedition wurde ganz aus Privatmitteln bestritten, um deren Beschaffung sich Dr. G. Huth, der hier überhaupt die treibende Kraft war, sowie Herr Professor Louis Lewin große Verdienste erwarben. Gönner waren hier, wie bei den anderen Expeditionen, Herr Geheimrat Krupp und Herr James Simon.

Die zweite und die dritte Expedition kamen durch Vermittelung des Herrn Geheimrat Pischel, die vierte durch die des Herrn Geheimrat Luders zustande. Die drei späteren Expeditionen wurden auf das eifrigste gefördert von S. M. dem Kaiser, dessen Hand für uns stets offen war.

Die Mittel zur Konservierung, die oft viel mehr Kosten verursachte als die Reisen selbst (die zweite Expedition z. B. hat nur 28 00o M. gekostet, dazu 14 00o M. für Frachten), wurden zum Teil durch den Staat, zum Teil durch unsere Gönner aus der Familie Krupp und durch meine alten Freunde in Essen, die Herren Kommerzienrat Dr. Karl Goldschmidt und seine Söhne, wie auch Professor Dr. Hans Goldschmidt-Berlin in großzügiger Weise gespendet. Excellenz von Bode kam erst 1906 ins Amt, er hat aber die vierte Expedition tatkräftig unterstützt und die Veröffentlichung des großen Tafelwerkes „Chotscho" durch Bereitstellung von Geldern ermöglicht. Aller dieser Gönner sei hier in tiefer Dankbarkeit gedacht.

Das Arbeitsgebiet der ersten Expedition war die Oase von Turfan, das der zweiten Turfan und Qomul, das der dritten Kutscha, Karaschahr, Turfan und Qomul, das der vierten endlich Kutscha und Maralbaschi — lauter am Nordrand der Wüste gelegene Oasen. Nach dem Ziel der ersten Reisen werden alle diese Expeditionen „Turfan"-Expeditionen genannt.

ERGEBNISSE

Die erzielten Resultate verblüfften durch ihre Mannigfaltigkeit und durch ihre Tragweite.' Ostturkistan zeigte sich wider alles Erwarten durchaus nicht als die Heimat türkischer Nomaden-Stämme, sondern als ein reiches Kulturland, in dem bis ins achte Jahrhundert ostiranische Völker, im Südwesten neben Saken vielleicht auch ein indischer Stamm, in großen festen Städten saßen. Von Kutscha bis Karaschahr, vielleicht weiter nach Osten, wurden die Ostiranier beherrscht von einem Volk,

   1 Diese Tragweite ist sowohl in Deutschland als im Auslande all-   (die Turfankunst ist) „eine seltamse Mischkunst, die ... für

   gemein erkannt worden. Folgende vereinzelte Bewertung eines   China aber nichts bedeutet als eine halbbarbarische Lokalindustrie"

   offiziellen Kunstkenners sei jedoch dem Leser nicht vorenthalten:   Kunst des Ostens, Cassierer, Berlin 1922.

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