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0043 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 43 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000240
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Die meisten Anhaltspunkte gewährt der pur: purrote Stoff mit Doppeladlern, dessen Teile in Vich, Berlin und

Paris sich befin:   J"
den (Tafel 77 = Abb. 249). Daß der Stoff bei den

Reliquien des heiligenBernardo Calvo (1233 bis 1243) gefunden wurde, lehrt nur, daß man ein altes Gewebe als Hülle verwendet hatte, denn mit dem 13. Jahrhundert hat dieser große und strenge Stil offen: bar nichts zu

schaffen. Zwischen Rundbogen, den Resten eines zusammengeschobenen Kreisschemas, stehen die halbmeter hohen Adler auf adossierten Löwenpaaren, deren Tatzen, Schenkel flecken und Schweifquasten dem Flügellöwen in Amsterdam (vgl. Abb. 238) ähneln, während die Augenzeichnung und die Strichlage darunter mit den Elephanten auf Tafel 61 (Abb. 237) und Abb. 241 übereinstimmt. Das Rautenmuster auf der Adlerbrust enthält die gestielten Herzblätter des Guntherstoffes in Bamberg (vgl. T. 57) und die Palmetten oben in den Flügeln sind den mehrmals erwähnten Mosaiken in Kiew (nach 1037) stilverwandt. Nimmt man noch die Ähnlichkeit der Zwickelrosen mit denen des Aachener Kaiserstoffes (s. Abb. 241) hinzu, so kann überhaupt nur die Zeit um 1000 für den Doppeladlerstoff in Frage kommen.

Das Prachtstück der Gattung ist die Kasel des Brixener Dorns (Abb. 250) mit frei schwer benden schwarzen Adlern von 70 cm I löhe auf purpurrotem, mit Rosetten belegtem Grund. Gelb sind wie beim Stoff aus Vich nur die Augen, Krallen und das Kleinod im Schnabel der Adler, der Rest eines ursprünglich sassanidischen Zierats (Tafel 78 = Abb. 251). Die Kasel im üblichen Glockenschnitt des hohen Mittelalters') wurde bald dem heiligen Albuin von Säben:Brixen (975-1006), bald dem Bischof Hartmann (1140-1164) zugeschriebene), eine feste Überlieferung ist jedoch nicht vorhanden. Der Stil gäbe der ersteren Vermutung recht, denn die Kasel muß dem Stoff von Vich ungefähr gleichzeitig sein. Die Köpfe und Fänge beider Stoffe sind fast identisch, die Schuppenmuster auf Brust, Flügeln und Hals der Brixener Adler gehen mit der Satteldecke der Aachener Elephanten zusammen (vgl. Tafel 68, 69, Abb. 241) und die Rosetten im Grunde gleichen, von den Farben abge, sehen, vollkommen einer der Randrosetten des Bamberger Guntherstoffes (vgl. Tafel 57 oben

') Braun Liturg. Gewandung S. 181.

2) Mitteilungen der Zentralkommission 1861 S. 130.

Abb. 250. Kasel in Brisen aus byzantinischem Imperialstoff mit Adlern. Um 1000.

Falke, Seidenweberei.

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