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0294 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 294 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000240
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zierlich

Abb. 568.

um 1700. Kgm. Berlin.

worfenen Ranken sind daher das Feld, auf dem das Flach, ornament des italienischen Barockstils sich am wirkungs, vollsten entfaltet. Eine große Errungenschaft ist der Barock: stil für die Seidenweberei allerdings nicht gewesen. Die künstlerischen Großtaten des Barocks liegen überhaupt nicht auf dem Gebiet der ornamentalen Erfindung und am wenig, sten sind sie der eigentlichen Flachdekoration zugute ge, kommen. Die Musterzeichnerei hat nur wenig neue und fruchtbare Gedanken vom Barock empfangen; ihr ein und alles bleiben die Vegetabilformen, je nach dem Gebrauchs, zweck als zusammenhängende Ranken oder als Streumuster gestaltet. Die großen Muster der Wandstoffe schließt das Barock gern für jede Bahn zu einem möglichst einheitlichen Motiv zusammen; man vergleiche darauf hin die kräftig durchgehende Mittelachse des spätbarocken Samtbrokats T. 275 a (Abb. 568) mit dem gleichmäßig verteilten Ranken: spiel der Renaissancetapeten T. 267, 268, 269. Die Einzel, formen des Rankenwerks werden reicher, schwerer und üppiger, aber auch schwülstiger, schlaffer und unklarer (T. 275 b). Das Gefühl für rein flächenhafte Zeichnung be, ginnt zu schwinden. Die von der Renaissance noch straff stilisierten Blüten, Früchte und Blätter gehen schrittweis in weichere, naturalistische Bildungen über, unter denen Tul, pen, Päonien, Sonnenblumen (vgl. Abb. 568), Schwertlilien (T. 276 a) , Palmwedel erkennbar werden, die auch das plastische Barockornament, namentlich in der Goldschmiede;

kunst, kennzeichnen. Auf dem   wesentlichen noch renais,
sancemäßigen Samtstoff T. 269 ist zu sehen, wie die von der Liebhaberei der Zeit begünstigte Tulpenform aus dem Granatmotiv entstanden ist; doch haben auch osmanische Stoffmuster dabei mitgewirkt. Da die Blüten nicht selten zu Kohlkopfgröße sich auswachsen, wird eine reichere Innen, zeichnung zur Gliederung nötig. Diese führt unter dem Ein: druck osmanischer Vorbilder wieder dazu, daß größere Blätter eine eigene Musterung aus kleinen Blumen und Zweigen auf; nehmen (vgl. Abb. 568 und T. 276), eine Oberladung, welche später die Lyoner Regencegewebe auf die Spitze getrieben haben (vgl. T. 295-298). Tierbilder werden in die großen Barockmuster noch seltener aufgenommen, als von der Re, naissance; bei dem Mailänder Seidenstoff T. 276 b sind die Einhörner, Adler, Schlangen als Wappenzeichen der Borromei durch eine besondere Bestellung motiviert. Häufig sind da, gegen von plastischen Formen neben den Vasen und Kronen die Füllhörner (T. 276 a und T. 277 a).

Seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts macht sich in Italien der- französische Einfluß bemerklich. In diese Zeit

Barocker Samtbrokat, Italien fallen die Seidentapeten, welche mit den schweren großee,

schwungenen Ranken des italienischen Barocks die fein und

gezeichneten Zweiglein, Beeren, Träubchen und Blumen des Lyoner Stils ver,

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