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0089 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 89 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000240
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kirche, der um 1340 beginnt, unter hundert italienischen Gewändern nicht ein einziger romanischer Stoff vorhanden ist. Sie müssen also damals auch im Norden bereits aus dem Handel verschwunden gewesen sein.

F. Romanische Seidenstoffe aus Paris und Regensburg.

VonVersuchen, die Seidenweberei in den Ländern diesseits der Alpen anzusiedeln, wird

aus dem hohenMittelalter sehrwenig berichtet.

Nur fürParisist derBestand einerSeidenweber, zunft während des 13. Jahrhunderts durch ein

unzweideutiges Statut, die Ordenance du meo stier des ouvriers de drap de soye de Paris vom Jahr 1260 urkundlich erwiesen.')

Aber es fehlt fast jeglicher Anhalt, um unter den erhaltenen Geweben französische

Arbeiten herauszufinden ; werden doch selbst die Lilienmuster, bei denen man zu, erst an Paris denken möchte, auch in frans zösischen Quellen als luccanisch anerkannt?)

Es gibt zwar in verschiedenen Sammlungen, auch in Berlin, einen verblichenen Seideno damalt, der das offenbar unitalienische Ornament einer französischen schon von Willemin3) veröffentlichten, aber nicht unbedenklichen Kupferschmelzplatte ganz getreu wiedergibt (Abb. 297). Der Stoff erweist sich jedoch, ganz abgesehen von der hohen Unwahrscheinlichkeit einer absolut genauen Musterübertragung vom Schmelzwerk in die Weberei oder umgekehrt, durch die überfeine, ganz unmittelalterliche Textur als eine merkwürdige Fälschung des 19. Jahrhunderts. Damit ist als pariser Drap de soie also kein Staat zu machen. Dennoch gibt es eine Stoffgattung, die mit großer Wahrscheinlichkeit für Paris zu beanspruchen ist. Das Stift Klosterneuburg bei Wien bewahrt einige ansehnliche Stücke von grünen Goldbrokaten, die dort als Reste der Gewänder des Babenberger Markgrafen Leopold des Heiligen (-1- 1136) verehrt werden. Sie zeigen auf sehr dicht gewebtem Seidengrund in Darmgoldfaden drei verschiedene Muster : das reichste besteht aus etwa handgroßen Papageien und langstieligen Weinblättern, dazwischen kleineren Hähnen, Hasen und unbestimmbaren Vögeln (Abb. 298); das andere aus ähnlich gezackten dreilappigen Blättern zwischen ebenso langgestielten Lilien, dazu Vögel und Sterne; auf dem dritten sind in besterntem Grund überreich befloßte Fische ins Kreuz gestellt (Abb. 299 und 300). Auch in der Berliner Stoffsammlung ist die Gattung mit drei Mustern vertreten, davon sind zwei mit handgroßen Greifen, Lilien, Weinblättern und Sternchen wieder in Gold auf blaßgrün (Abb. 301),4) eins mit Greifen in Silber auf blau gewebt. Weitere Fragmente sind im Textilmuseum von Lyon und im Clunys) vor. handen. Textur, Einzelmotive und Stil sind mit den Klosterneuburger Stücken so voll:

') Gay, Glossaire S. 582; Franc. Michel I S. 95.

  1. Gay, Glossaire S. 573, Compte roy. vom Jahre 1317: llraps de Lucques sur champ adzuré ouvrez à fleurs de lis d'or.

  2. Monuments inédits I, T. 108.

  3. Cox T. 17, I; Katalog Miguel y Badia T. 17, fig. 33. ') Venturi V, fig. 815.

Abb. 297. Getalschter Seidendamast mit frühgotischem Muster.
19. jahrh. Kgm. Berlin.

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