国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
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Aus Siberien : vol.1 | |
シベリアより : vol.1 |
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Bchriftnnkundigen bekannt, da der Mulla, d. h. der Schriftkundige, in ihnen etwas Unheiliges ahnt und deshalb mit Verachtung
auf sie herabblickt. Die Büchergesänge führen ihre Namen da.
her, weil der Sänger sie meist nicht auswendig hersagt, sondern aus einem geschriebenen Buche ablest. Verfasser dieser Bücher-
gesänge sind die Mulla, die den Stoff mohammedanischer Erzählungen, Legenden und Glaubensbücher der kirgisischen Volksanschauung angepasst haben.
Während also die Volkswirte das Eigenthum und die Aeusserungen des kirgisischen Volksgeistes sind und daher eine allgemeine Verbreitung und Anerkennung beim Volke geniessen, sind die Büchergesänge die Vertreter des Islams, die wenigen, schon fest in das Kirgisenthum verpflanzten Bäume der Religion, welche den Zweck haben, die Lehren des Islams allmählich zu verbreiten und den Volksgeist mehr und mehr zu verdrängen. Sie wirken in der That wie ein langsam schleichendes Gift und üben einen sich stets noch vergrössernden Einfluss aus. Der schriftkundige Theil des Volkes, der zwar noch im Ganzen ziemlich gering ist, ist durch diese Gesänge schon dem Volksgeiste entfremdet und sucht mit Hilfe derselben die noch unberührten Elemente mit den Lehren des Islams bekannt zu machen. Grössere und kleinere Erzählungen, wie : Bis Dschigit, Hämra, Säipül М tlik, Kik, Schar-jar sind dem Volksgeiste so gut angepasst und erhalten den Glaubensstoff so eng mit der Erzählung verwebt, dass sie besonders in der nördlichen Steppe eine grosse Verbreitung beim Volke gefunden haben und schon jetzt zum Theil von den der ScЪrift unkundigen Sängern als reine kirgisische Geistesprodukte vorgetragen werden. Gerade durch diese Erzählungen wird die Mаssе des Volkes für die Hauptlehren des Islams empfänglich gemacht. Die Gesänge : „Die Lerche", „Die Jammerzeit", „Das Ende der Welt" und „Der Schädel" sind reine Lehrgedichte, die beim Volke gleichsam als Katechismus dienen. Um diese verständlich zu machen, will ich den Gesang „Die Lerche" im Auszuge sowie einige der charakteristischsten Strophen wörtlich mittheilen.
Zur Zeit des Herrn Ali lebte ein Armer. Gott nährte ihn dadurch, dass er ihm täglich, wenn er angelte, einen kleinen Fisch gab. So lebte jener mit seinem Weibe eine Zeit lang; eines Tages, als er nun wieder die Angel auswarf, fing er nichts, und da ihn hungerte, begab er sich zu einem Ungläubigen, um Speise
8adloff, Aus Sibirien. I. 32
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