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0027 Alt-Kutscha : vol.1
Ancient Kucha : vol.1
Alt-Kutscha : vol.1 / Page 27 (Grayscale High Resolution Image)

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[Photo] Fig. 9. View from the river and the opposite mountains from the hermit cave No. 21, the second group of caves of Ming-Öl in Qyzyl.Blick auf dem Fluß und die gegenüberliegenden Berge aus der Einsiedlerhöhle Nr. 21, der zweiten Höhlengruppe von Ming-Öl bei Qyzyl.

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doi: 10.20676/00000192
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Bergdekoration der kleinen Tonnengewölbe der Höhlen, belebt mit reizend gemalten Kägliks und anderem Geflügel, fanden an der gegenüberliegenden Felswand ihre Fortsetzung. Wie oft sah ich zugleich dort lebende Kägliks, ihren Lockruf durch die Einsamkeit rufend, an einem Felssims hinlaufen — und wenn, wie oft geschah, ein Raubvogel auf sie stieß, rasch verschwinden — eine lebendige Fortsetzung durch die Natur zu den in den Gemälden der Höhlen in so zahlreichen Formen zum Ausdruck gebrachten Szenen, die den Kampf ums Dasein illustrierten.

Dieser Freude an der Natur geht eine überlieferte Sitte an die Hand zur weiteren Entwicklung der Landschaft. Überall, wo Mönchwohnungen waren — die abliegenden Einsiedlerzellen natürlich ausgenommen —, dürfen wir Obst- und Weinbau, überhaupt Gartenkultur annehmen. Dieses alte Erbe des Orients, die Paradeisoi der Perser weitergepflegt von Griechen und Römern, fand bereite Hände in den buddhistischen Mönchen. Da und dort finden wir wirklich die Wände als Obstgärten bemalt, so daß die Zella wie ein im Garten stehendes Zelt mit weggenommenen Seitenwänden wirkt, während der Blick aus der Türe in eine lachende Kultur zu Füßen des Berges schweifen konnte.

Diese Durchblicke aus Gängen, Türen und Fenstern zeigen die Freude an der Landschaft und zwar an der kulissenartig angeordneten Landschaft, wie sie die Spätantike kennt. Während in der Umgebung von Kutscha die Dekoration noch mit stilistisch behandelter Landschaft arbeitet, welche aber in der erwähnten Weise in die wirkliche hineingesetzt und mit ihr verbunden ist, finden wir in der Umgebung von Turfan wirkliche Landschaftsbilder in hellenistischem Sinne. Das Vorbild des antiken Landgutes tritt bisweilen so scharf hervor, daß die daneben auftretenden altorientalisch-schematischen Elemente nicht besonders stören. So bildet denn die buddhistische Weiterbildung des Landschaftsbildes die Grundlage der chinesischen Landschaft. Wir können in der uns zurzeit vorliegenden Entwicklung genau beobachten, wie immer mehr realistische Elemente herrschend werden und die teppichartige Darstellungsart der alten Stilreihen überwältigen. Gerade dieses Ringen

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ererbter Formen von recht verschiedenem Ursprung mit gelegentlicher Naturbeobachtung, alles durch bunte Borten gewissermaßen zusammengetäuscht, ist der Grundcharakter dieser überaus fleißigen Malerei. Aber auch die alte Art in Qyzyl (Kutscha) mit ihren schematischen Bergen wußte sich so vortrefflich mit dem natürlich Gebotenen zurechtzufinden, daß man es sogar fertiggebracht hat, Steinblöcke, welche man nicht beseitigen konnte, in das Bild hineinzumalen , obwohl sie stark hervorragten.

Fig. 9. Blick auf den Fluß und die gegenüberliegenden Berge
aus der Einsiedlerhöhle Nr. 21, der zweiten Höhlengruppe von
Ming-Úi bei Qyzyl.

Diese ganze Art der Anordnung gibt dem Inneren der ausgemalten Höhlen einen Eindruck, welcher an christliche Krippen, heilige Gräber usw. erinnert, und dies um so mehr, als alle Gesetze der Optik dabei sorgfältig beobachtet und ausgenutzt sind. In den späteren Perioden, den Höhlen in der Oase Turfan, wird die Methode geradezu raffiniert. Die riesigen, von Gläubigen umgebenen Buddhafiguren in den engenWandelgängen beleben sich beim Lampenschein in den dunklen Räumen, sie schreiten neben dem Gläubigen her, der sein Pradaksina vollziehen will. Andere Anlagen (Murtuq) versetzen den Besucher in einen ganzen Himmel von Bodhisattvas, denn ganze Reihen von jugendlichen Göttersöhnen — Kopf über Kopf — bis zur Decke, alle in reichem Schmuck und