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Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.2 | |
中央アジアの仏教古代後期 : vol.2 |
ZUR TECHNIK DER MINIATURMALEREI
Uber die Technik des kostbarsten Schmuckes dieser Literatur, nämlich der Miniaturmalerei, können wir nichts Sicheres
angeben. Es fehlt darüber jeder ältere literarische Bericht.
Das Papier, immer von vorzüglicher Güte, scheint zuweilen mit einem außerordentlich feinen Uberzug von Kreide oder
einer ähnlichen Masse versehen worden zu sein.
Auf dieser sorgfältig abgeglätteten feinen Schicht entwarf der Illuminator, vielleicht mit Hilfe von Pausen, die Vorzeichnung
der Umrisse in schwarzen oder rötlichen Linien, die er dann mit dichten Deckfarben ausfüllte.
Man scheint aber öfter auch auf das Papier gemalt zu haben, ohne erst den erwähnten feinen Uberzug aufzutragen.
Goldblatt und zwar ziemlich dickes Goldblatt kam reichlich zur Verwendung, so daß manche Seiten von Goldglanz gestrahlt haben mögen. Doch scheint man es noch nicht verstanden zu haben, Blattgold auf einer festen Unterlage aufzutragen und dann
zu polieren.
Man klebte vielmehr das Blattgold in kleinen rechteckig oder unregelmäßig zugeschnittenen Stückchen auf und regelte deren
Conture durch Auftragung von Deckfarben. Dann vollzog man die Gliederung der so vergoldeten Fläche durch schwarze oder farbige Linien; besonders ein schönes strahlendes durchsichtiges Rubinrot wurde vielfach verwendet.
Woher die zur Schrift und zur Illuminierung dienenden prachtvollen Farben stammen, vermögen wir nicht anzugeben. Nach einer mündlichen Mitteilung des Herrn J. R. Martin in Stockholm kommen sie wahrscheinlich aus Zentral-Asien, vielleicht aber aus China. Wir möchten unsererseits Persien als das wahrscheinliche Ursprungsland ansehen, denn dort wurden von altersher Teppiche in den herrlichsten Farben hergestellt.
Die häufigsten Farben sind Rot (Scharlach und Carmin), Blau und Gelb; auch Grün tritt häufig auf.
Als rote Farben wurden verwendet Zinnober, Vermilion und anscheinend die von Coccus ilicis hergestellte Farbe.
Das augenscheinlich immer zur Grundierung benutzte strahlende Blau halten wir für Lapislazuli-Ultramarin, das man unschwer aus Badachschan beziehen konnte. Indigo scheint in manichäischen Miniaturen nicht vorzukommen; das flauere Blau mancher buddhistischer Illuminationen mag der indischen Pflanze entstammen.
Täuschen wir uns nicht, so ist die gelbe Farbe Chromgelb; den Ursprung der grünen Farbe können wir auch vermutungsweise nicht angeben.
Die drei Farben Rot, Blau und Chromgelb wurden auch in der Miniaturmalerei der indo-persischen Schule der Moghulzeit mit Vorliebe verwendet.'
Mit welchen Werkzeugen man diese zarten Bilder gemalt hat, ist uns unbekannt. Vielleicht benutzte man schon damals die feinen Pinsel von Eichhörnchenhaar, die V. A. Smith erwähnt.'
Eine Untersuchung der manichäischen Miniaturen durch mit der Technik der neuzeitlichen persischen und indischen Miniaturen vertraute Künstler oder Gelehrte ist erwünscht. Wir erwarten von ihr Feststellungen, die unsere Ansicht bestätigen werden, daß diese frühen iranischen Malereien Vorstufen seien aller Miniaturmalerei in Süd-, Mittel- und Ostasien.
BEDEUTUNG DER MANICHÄISCHEN MINIATUREN FÜR DIE KUNSTGESCHICHTE
Von besonderer Wichtigkeit sind diese Miniaturen für die noch vollkommen im Argen liegende Kunstgeschichte Asiens.
Wie wir wissen, ist die griechische Kunst, ohne deren Einfluß auch die frühchristliche Kunst und fast alle Kunstübungen der westlichen Welt in ihren vorhandenen Formen nicht hätten entstehen können, zunächst auf nicht hellenischer Grundlage erwachsen. Mesopotamien, Aegypten und Kreta lieferten ihr, mit den technischen Kenntnissen, die Bausteine, aus denen sie das grandiose Gebäude errichtete, das, einem ungeheueren Leuchtturm vergleichbar, alle Lande erleuchten sollte. Noch in ihrem Verfall, als nichthellenische Völker bereits die hellenischen Typen zu hellenistischen umgestaltet hatten, besaß die so umgestaltete hellenistische Kunst noch genügende Anziehungskraft, genug Macht, um ganz fremdrassige Völker zur Nachahmung anzuregen, zur Nachahmung, die z. T. durch einfaches Mißverständnis, z. T. durch Erweckung des einheimischen Kunst-
sinnes, nicht zum geringsten Teil aber durch die Darbietung vorher unbekannter technischer Hilfsmittel neue Kunstübungen auf Grundlage der Kunst der ausgehenden Antike schuf.
1 S. Vinc. A. Smith, History of Art in India etc., S. 462.
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