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0035 Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.2
中央アジアの仏教古代後期 : vol.2
Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.2 / 35 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000040
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lage. Im Norden der Ostseite befand sich eine Treppe, neben der nach Süden ein rechteckiger Raum erhalten war. (Taf. a, Abb. a.) Weiter nach Süden erschien ein Tonnengewölbe, Reste eines schmalen Treppenhauses und südlich davon Reste von Baulichkeiten, die so zerstört waren, daß eine Beschreibung nicht mehr möglich ist.

Zwischen dem eben erwähnten Tonnengewölbe im Osten und dem quadratischen Lehmblock im Westen lag ein Tempel, dessen auf dem Dach des Tonnengewölbes erbaute Vorhalle zwar vollkommen zerstört, dessen Cella mit ihren Korridoren jedoch noch z. T. mit altem Schutt gefüllt war. Der Fußboden dieser Cella war mit Malereien in echter al fresco Malerei bedeckt.

Wie in mehreren in der Anlage ähnlichen Tempeln in Kloster Bäzäldik, war auch hier ein Teich dargestellt; die Malereien dieses Fußbodens waren aber durch noch höhere künstlerische Vollkommenheit ausgezeichnet. Sie stellten Wasserwogen dar, in denen sich, zwischen Lotusblumen, Drachen, Hippocampe, Flügelhirsche und Gänse tummeln. Die Farben sind in der Hauptsache olivengrün und gelb. Es ist zu bedauern, daß Grünwedel die türkischen Arbeiter nicht verhinderte, den Fußboden zu zerschlagen; nur die Trümmer dieser schönen Malerei sind nach Berlin gekommen.

Nicht ganz im Zentrum des Fußbodens stieß man auf einen 84 cm langen, achtkantigen Pfahl, der fest in das Mauerwerk des Bodens eingefügt war. Er war ganz bedeckt mit einer Aufschrift in uigurischer Sprache, die mit dem Pinsel in kursiven spätsoghdischen Charakteren aufgetragen war.'

Der Inhalt ist eine Art Urkunde, betreffend die Stiftung des buddhistischen Tempels, in dessen Fußboden der Pfahl gefunden wurde.Obwohl der Text buddhistisch ist, ist er doch stark manichäisch gefärbt. Als Stifter werden angegeben eine uigurische Fürstin und ein uigurischer Fürst. Das Datum ist leider unsicher, scheint aber durch eine Erwähnung des Herrschers B ö g ü T än-g r i k ä n auf die letzte Hälfte des B. Jahrhunderts hinzuweisen, in der die manichäische Religion bei den Uiguren eingeführt wurde.'

Der Pfahl muß unseres Erachtens wohl .als „Zauberdolch« (türk. qazquq, tib. phur-bu) erklärt werden müssen, obwohl Bannformeln gegen dämonische Einflüsse nicht darauf verzeichnet sind. Er unterscheidet sich allerdings durch die Art der Aufschrift, die eine Stiftungsurkunde ist und Segnungen für die Stifter erfleht, vollkommen von den kleinen „Bannpflöcken", die mit magischen Zeichen bedeckt,' zum Bannen der unterirdischen Erddämonen in die Erde eingetrieben werden. Wir glauben nunmehr, daß er als Dübel diente, mit dem der Socket der Kultfigur am Fußboden befestigt war, und nebenbei den Zweck eines „Bannpflockes« erfüllte.

Von der Statue selbst wurden nur geringe Reste gefunden. Auch die Gemälde an den Wänden der Cella waren bis auf stark zerstörte Reste verschwunden: dargestellt waren Prozessionen von Bodhisattvas, Göttern, Dämonen und Stiftern, die den parivára für die freistehende Kultfigur gebildet hatten. Die Malereien waren künstlerisch bedeutend.

Im tiefen Schutt, der an der Ostecke der Südwand aufgehäuft war, wurde ein Stück Verputz gefunden, das auf blauem Grunde die Köpfe zweier weißgekleideter Westasiaten zeigt Taf. i, Abb. b. Es ist eine Darstellung manichäischer electi und gehörte zu einem wohl an oder nahe den zerstörten Türpfeilern angebrachten Bild einer Gruppe fürstlicher Stifter.

Die beiden Seitengänge nördlich und südlich von der Cella, deren Wände nur Spuren verwitterter Bilder zeigten, waren bereits von türkischen Schatzgräbern ausgeräumt worden. Die größte der abgebildeten Miniaturen (Taf. 8, Abb. a) soll hier gefunden worden sein. Der hintere Gang aber war noch unberührt und durch Reste der eingestürzten Bedachung, eines Tonnengewölbes, gefüllt. Herr Bartus räumte diesen Gang aus und fand hier ganze Lagen von Bildern, Miniaturen und Handschriftenresten, von denen sehr viele der manichäischen Literatur angehörten, während andere buddhistisch waren. Auf dem Boden des Ganges, in seiner Mitte waren noch 2 Lagen glasierter Fußbodenfließen (32,5 qcm) in situ; nach Grünwedels Beschreibung lief unter ihnen ein Gang (?); wir neigen zu der Anschauung, daß der Fußboden der Korridore durchweg mit solchen Fliesen belegt war.

An der SW-Ecke des Ganges befand sich eine Tür (F), die zu einem Gang mit Treppenanlage führte.

Die Wände trugen die stark zerstörten Reste von Pranidhi-Bildem, die in Anordnung und Inhalt genau übereinstimmen mit den Pranidhiszenen, die wir aus Tempel Nr. 9 im Kloster Bäzäklik nach Berlin gebracht haben (vergl. Chotscho, Taf. t7 ff.).

Aber die Ausführung der Malereien in Ruine a zeigt eine technische und künstlerische Vollkommenheit, die von anderen Gemälden der Turfaner Oase nicht erreicht wird.

1 Vergl. F. W. K. Müller, Zwei Pfahlinschriften aus den Turfanfunden, sehen. Wenn dies richtig sein sollte, wird man die Datierung für

Berlin 1915.   noch unsicherer halten müssen, als dies ohnehin schon der Fall ist.

2 Vielleicht sind die Worte Bögä Tängrikän nicht als Namen einer 3 Vergl. F. W. K. Müller, Uigurica II, S. 62 und S. 2oz. Person, sondern als ein stehender Titel der uigurischen Könige anzu-

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