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0011 Die Chinesische Steinplastik : vol.1
Die Chinesische Steinplastik : vol.1 / Page 11 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000251
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I.

EINLEITUNG

Stein wird erst in späten Entwicklungszuständen zum Stoff bewußten Kunst% schaffens. Zuerst wählt ihn der Handwerker, um fromme Massenartikel her% zustellen. Das harte Material trotzt den Stürmen der Jahrhunderte und erhält eine Vorstellung von vergangener Kunstgesinnung. Deren Erkenntnis scheint wesentlicher als unkontrollierbare Qualitätsunterscheidung. Das kunstabsichts% lose Werk steht für die Gestaltungsfähigkeit einer Gemeinschaft, denn der künst% liche Begriff der Kunst tritt erst spät zwischen Mensch und Materie.

Auch in China bleibt die Plastik lange von der Hebung in das künstlerische Bewußtsein verschont. Die chinesische Kunsttheorie nahm sich ihrer daher nicht an. Hätten sich nicht alte Inschriften, die ständigen Begleiter der Steindenkmäler, zu allen Zeiten besonderer Schätzung erfreut, so würden Quellenschriften der Plastik gänzlich fehlen. Die Person des Künstlers spielt im Osten jedenfalls für die skulpturale Entwicklung keine Rolle. So wenig wie persönliche können provinzielle Unterschiede mit Gewißheit aufgewiesen werden, schon weil bei den beweglichen, nach Europa gebrachten Werken der Ort der Entstehung meist unbekannt ist. Obwohl das Museum für Ostasiatische Kunst in Köln gerade an chinesischer Steinplastik über einen reichen Besitz verfügt, wäre es verfehlt, an Hand dieser Schätze Entwicklungsgeschichte zu schreiben. Kurze Zeiträume ständen dann im schärfsten Licht der Stilanalyse, während ganze Jahrhunderte unaufweisbar blieben. Selbst wenn einige Inschriften nicht das eigentliche Ent% stehungsjahr angeben und später angebracht sein sollten, so kann unsere Zu% weisung an eine Epoche auf Grund der Stiltatsachen doch als erwiesen gelten. Ober Wert und Zuverlässigkeit von Inschriften darf nur von Fall zu Fall durch die allein zuständigen Epigraphen entschieden werden.

Der Denkmalbestand Chinas bedarf noch vieler Ergänzungen, ehe sich die Epochen in logischer Reihe aneinanderfügen lassen. Aber das Vorhandene genügt, um den Reichtum und die Schönheit östlicher Lösungen zu bezeugen. Aus der Anschauung von Bildwerken verschiedener Art und verschiedener Zeiten läßt sich das Wesentlichste, die treibende Kraft der plastischen Gestaltung er% schließen. Diese erst verbindet den zufälligen Museumsbesitzt zur Einheit.

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