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0012 Die Chinesische Steinplastik : vol.1
Die Chinesische Steinplastik : vol.1 / Page 12 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000251
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H.

DIE DENKMÄLER DER HAN.ZEIT

206 v. bis 220 n. Chr.
Seite 25-30

Das Ziel der ersten großen politischen Zusammenfassung Chinas unter der Herrschaft der Han.Kaiser ist die Gewinnung fester Formen in allen Bereichen des Daseins. Das gilt auch für die Denkmäler. Da von der überlieferten vollfigür. lichen Steinplastik nur Bruchstücke und graphische Nachbildungen vorliegen, muß das Han.Relief Fehlendes ersetzen, obwohl es sehr bedingt über vollkörper. liches Schaffen aussagt und zweifellos seine eigentliche Energiequelle in der gleich. falls überlieferten Wandmalerei hat. Es erscheint meist an Bauteilen des Totenkults und dient sowohl an den Innenseiten der geschlossenen Sargkiste wie an den Wänden der zugänglichen Opferhalle der Unterhaltung des seelenhaft dort weilenden Verstorbenen. Sein Darstellungskreis erklärt sich aus der gleichzeitigen Literatur, die ganz der Sammlung klassischen Gutes gewidmet ist. Da sich aber der chinesische Mensch gerade in der Han.Zeit von seinem Daseinsmittelpunkt, seiner menschlichen Gegebenheit in die beiden Extreme eines Gegensatzpaares, in die praktische Staatsordnung des Kung fu tse und in die mystische Al1.Ein. heitslehre des Lao tse aufteilt, unterliegt das Stoffgebiet beiden Strömungen.

Der Lebenswille des Konfuzianismus verlangt zunächst Vorbilder, Helden seiner Ideale, das sind beispiellose Selbstaufgabe, grenzenlose Pietät und opfer. mutige Treue. Die Sage und ihre Illustration im Relief scheuen vor keiner Hyperbel dieser Tugenden zurück und überschreiten häufig die Grenze, die von Vernunft und Gewohnheit gesetzt wird. Auch offizielle Geschichtsschreibung kann den gelehrten Ordnungssinn des Bildhauers anregen. Das Formelwesen bedeutsamer Zeremonien und der freiere Gegenpol in den Lebensbedürfnissen des Alltags sind dem Stoffgebiet des erzählenden Reliefs eingefügt.

Der Taoismus bringt das Märchen hinzu. Seinen eigentlichsten Gegenstand bildet die Erkenntnis, daß die ganze Natur dämonisch durchsetzt anzuschauen sei. Im phantastischen Ausspinnen seltsamer Menschen. und Tierformen entfaltet sich zum ersten Mal jene Leichtigkeit der Verknüpfung, die der chinesischen Fabel bis in die Gegenwart verblieben ist.

Seite 25 oben Reliefbruchstück. Höhe 54 cm.

Die technische Behandlung der Steinplatte gehört dem versenkten Relief an. Die Darstellung tritt zurück und ist geglättet, während die gerauhte Oberfläche ein wenig höher liegt. Es handelt sich um einen rahmenden Streifen. Die Einfassung durch teilweise vortretende Leisten, Eck. zwickel, Rauten und Lamberquins findet sich im Han.Relief sehr häufig,' ebenso der Fries von leichten Wagen mit galoppierenden Pferden und abschließenden Reitern. Daß es sich um die dekorative Rahmung einer Komposition handelt, erklärt die streng durchgeführte Profilstellung alles Figürlichen.

Edouard Chavannes: Mission Archéologique dans la Chine Septentrionale, Paris 1909. Abb. 177 (hinfort mit Chav. abgekürzt).

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