National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF Graphics   Japanese English
0015 Die Chinesische Steinplastik : vol.1
Die Chinesische Steinplastik : vol.1 / Page 15 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000251
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

alle Begleiter am Reliefgrund haften, ist die Hauptfigur weit vorgerückt und körperlich voll ausgestaltet. Eine leichte Einsenkung in der Mitte des Unterleibs gliedert den Block nicht. Ober den mächtigen Kern legt sich ein Netz von Graten, das von dem Mittelpunkt der verschlungenen Schleifen ausgeht und mit dem Gleichmaß der Wellen eines in stehendes Wasser geworfenen Steins über den Körper schwingt. Bei den Nebenfiguren übernehmen Ritzungen in Schräg, schnitt die Auflösung in das lineare Gefüge. Im Gegensatz zu der kultlichen Starre der religiösen Gestalten steht die leichte Bewegtheit der engelgleichen Gottheiten, die himmlische Welten niederer Ordnung bewohnen. Die einzelnen Buddhas und Bodhisattvas können nicht erkannt werden, da die kanonischen Unterscheidungsmerkmale noch nicht ausgebildet sind.

Das System der Votivstele erscheint bereits in seiner reifen Ausgestaltung. Es zeigt die Welt% komplexe und ihre verschiedene Bevölkerung. Die Dargestellten sind durch Lotosstengel mite einander verbunden und bekunden so ihr Zugeordnetsein. Wie die Welt ewig, aber in unendlich viel endliche Epochen aufgeteilt ist, so entsprechen jedem Erleuchteten und jedem Bodhisattva Emanationen und Verkörperungen, jeder der sieben einst auf Erden lebendigen (Manushi) Buddhas gilt nur als Ausstrahlung des gleichen Wesens im wesenlosen Bereich der Schauung. Im Gipfel krönt die Komposition die Pagode, das kosmologische Zentrum, das drachengetragen und von Göttern umschwebt, Quelle des höchsten, unendlichen Lichtes ist. In dem für die Bildwerke des Ostens fast allein maßgebenden Buddhismus des großen Fahrzeugs (Mahayana) macht die Erlösung und Seligmachung aller lebenden Wesen den Sinn der Lehre aus. Die Häufung der heiligen Gestalten soll zur Verstärkung dieses Zieles beitragen. Das plastische Denkmal ist aber eine der Erleuchtungsquellen der Erlösungsbedürftigen, sogar materielles Lichtzentrum und daher in seiner Intensität von der Zahl der Träger des religiösen Gedankens abhängig. So erklärt sich die Gestaltenfülle der meisten Votivstelen.

Seite 33. Rückseite.

Den Sockel füllt die Inschrift. Von dieser leitet ein Blattornament zu der mächtigen Fläche, von zwei thronenden Buddhas umgeben. Ein Relief beherrscht die ganze Rückwand: der Er, leuchtete, beide Hände in der Geste der Furchtlosigkeit (Abhaya Mudra) erhoben. Begleiter und Apsaras verschwinden neben der mächtigen Erscheinung. Stärker noch als bei der Vordere seite wird hier von den eigentlichen Ausdrucksträgern, von Kopf und Hand ausgegangen. Das Antlitz ist Sitz der Beseelung, sammelt den Ausdruck der linearen Sprache, die große Falten, kaskade spiegelt Haupt und Schultern, Symmetrie und Gleichklang beherrschen die Fläche.

Seite 34. Votivstele, datiert 532. Höhe 30 cm.

Der Buddha wird nur von einem Schülerpaar (Ananda und Kaçyapa) begleitet. Im Sockel huldigen zwei Löwen einer stilisierten Reliquie. Die Körper sind mit den rohesten Mitteln aus dem Grund gelöst, während die Rahmung am weitesten vorspringt. Da für die Entfaltung der Leiblichkeit kein Raum bleibt, erscheint die summarische Formgebung zurückgeblkeben.1

Seite 35. Votivstele, datiert 538. Höhe 36 cm.

Der Heilsbringer fügt sich fast vollplastisch zwischen den Sockel und den blattförmigen vorgeneigten Nimbus. Der zusammengehaltene Block wird durch die betonte Symmetrie der Schrägschnittgliederung gemildert. Im Antlitz regt sich ein Lächeln hinter der erstarrten Maske.

Seite 36. Votivstele, datiert 556. Höhe 60 cm.

Der Bodhisattva ist durch seine Pose bereits als Kuan yin (Avalokitesvara) kenntlich; außer zwei Drachen begleiten ihn nur zwei zugeordnete Gestalten, die Apsaras schmiegen sich betend um die perlschnurgerahmte viereckige Platte hinter dem Heiligenschein, Drachen und Pagode erscheinen darüber. Im Sockel huldigen zwei Bodhisattvas und zwei Hundslöwen mit gesträubter Mähne dem Reliquar. Die einer weiblichen Geschlechtsbestimmung bereits angenäherte Kuan yin findet sich in gleicher Pose in Yün kang häufig Die Stellung mit übergeschlagenem rechten Bein versinnbildlicht gesammelte, mitleiderfüllte Weltbetrachtung. Formal bedeutet die Stele einen Fortschritt zur vollrunden Lösung. Die Wand ist durchbrochen, die Mittelfigur kann sich endlich frei auf der breiten Plattform entfalten, aber auch Drachen, Pagode, Hundslöwen und Reliquie lösen sich vom Grund.

Den gleichen Stil zeigt die Stele von 528. E. Chavannes: Six Monuments de la Sculpture Chinoise, Paris 19H. Tafel 9-11.