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0027 Die Chinesische Steinplastik : vol.1
Die Chinesische Steinplastik : vol.1 / Page 27 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000251
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kann man den chinesischen Buddhismus nicht erschöpfen, er ist den praktischen Aufgaben der Lehre auch in seiner Kunst stets zugewandt. Vor dem geistigen

Auge des Bildhauers steht nicht die vollbrachte Glaubensleitung des Menschen,

sondern die unendliche Fülle der buddhagläubigen und erlösungsbedürftigen Geschöpfe. Die religiöse Idee führt ihn aber weit hinaus aus dem Bereich des

sinnlich Faßbaren. Was bedeutet dann noch die natürliche Erscheinung? Aus.   ~.

drücklich sagt die Sutra der 42 Sätze: „Auch der Körper ist ohne Wahrheit und   r ;

Wirklichkeit und nichs anderes als eine auf kurze Zeit emporschießende Blume der unermeßlichen Zeit".

Dieser künstlerische Grundsatz begleitet die buddhistische, wie die von religi. ösen Lehren gelöste Plastik. Auf dem gesamten Entwicklungsgang ist der chinesische Wesenskern nicht gemindert oder aufgegeben worden. Diese Tatsache wurzelt in der gleichmäßigen und engen Verbundenheit der ostasiatischen Lebensgemein. Schaft. Der Weg von der Erzählung zur Erschütterung, vom Erlebnis zur Reprä. sentation bezeichnet nur verschiedene menschheitsgeschichtliche Stadien. Wie sehr der Osten stets er selbst blieb, diese menschlich bedeutsamste Erkenntnis ist im Stande, die musealen Reihen steinerner Zeugen aufzulösen in einen großen Lebens. prozeß, uns im Fluß des Kunstgeschehens mitschwingen zu lassen und zur Freude am gestalteten Werk das Wissen um sein Wachstum zu fügen.

Daß die chinesische Steinplastik fast ausschließlich nicht der Höhe bewußten Kunstschaffens, sondern dem breiten Strom handwerklicher Produktion entstammt, bedeutet keine Werteinschränkung. Nicht von der Fähigkeit der Hände, von der Symbolkraft des chinesischen Geistes soll sie zeugen.

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