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0024 Die Chinesische Steinplastik : vol.1
Die Chinesische Steinplastik : vol.1 / Page 24 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000251
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Konfuzianismus zu vergotten liebte. In Tracht und Gesichtsschnitt aller Personen bekundet sich eine Wirklichkeitswiedergabe, die mit der buddhistischen Umsetzung im schroffsten Widerspruch steht. Von der monumentalen Gestaltungskraft der früheren Denkmäler scheint wenig erhalten. Der Stein ist völlig aufgelöst in kleine Licht, und Schattenkomplexe von dekorativem Reiz. Den kompositionellen Zusammenschluß verhindert die Verknorpelung der Einzelheiten. Das Stück verdankt der großplastischen Gesinnung wenig und wirkt wie eine Übersetzung aus Holz oder Bein.

VII.

BEDEUTUNG

In China tritt die Plastik nachweisbar zuerst in der HaneZeit hervor.' Ihre meist erhaltene Form, das Relief, steht im Dienst der Erzählung. Die historisieren, den und fabulierenden Tendenzen, die sich im Stoffgebiet nachweisen lassen, ente behren noch der kultlich,religiösen Bindung. Daß diese Kunst trotzdem einen Wert über das rein Lehrhafte und Unterhaltende hinaus hat, beweist die Verbin, dung mit dem Totenkult. Es besteht insofern eine Wechselwirkung zwischen der vom Körper gelösten Seele des Verstorbenen und den Bildern, die ihr nahegerückt sind, als in diesen wichtigsten Bereich des chinesischen Daseins nichts eintreten kann, ohne eine zauberhafte Bedeutsamkeit zu empfangen. Der Stoffkreis der beiden sich im Relief kreuzenden Gegenstandgruppen ist gering. Die geschicht. liche hängt eng zusammen mit der von den HaneKaisern lebhaft geförderten lite. rarischen Sammeltätigkeit, die märchenhafte mit den Durchbrüchen des Glaubens an eine phantastische Weltbeseelung. Moralisierende Texte des Reliefs werden in ihrer Wirkung durch die Bilder aus dem täglichen Leben nur unterstützt. Schließ• lich hebt die schriftzeichenhafte Wiederholung der Gegenstände das Sepulchral. Relief aus der Schicht profaner Erzählung, allerdings ohne ihm eine zentrale Stelle im Kultdasein zu geben.

An dieser Einordnung der Plastik im chinesischen Leben nimmt erst der Buddhismus eine entscheidende Veränderung vor. Statt eines durch viele Beispiele belegten Gedankens erscheint ein Symbol der religiösen Wahrheit. Die Ober. windung der irdischen Fesseln verdeutlicht nur ein Begriff, der Erleuchtete. Der buddhistische Entstehungsstil in China läßt sich an dessen Darstellung seinem wesentlichsten Gehalt nach geradezu ablesen. Der einzelne Körper tritt an die Stelle der erst durch eine erinnerte Handlung bedeutsamen Vielheit. Es genügt nicht, die besonderen Bedingungen des Flachstils für diesen Wandel verantworte lich zu machen, denn auch Votivstele und Höhlenplastik halten am Relief fest. Vielmehr führt erst der Buddhismus die anschauliche Einheit an die Stelle der Vielheit, die nur durch Häufung aussagen konnte. Was hätte der vorbuddhistischen Han.Kunst eine Geschichte der Gattentreue, der Kindesliebe, was ein Luftwesen, ein sagenhafter Herrscher der Vorzeit genutzt? Der Buddhismus begnügt sich nur deshalb nicht mit der Darstellung des höchsten Symbols, weil er aus propa. gandistischen Gründen den ganzen Aufbau seiner Heilsordnung anschaulich machen muß. Er umgibt daher frühzeitig den Buddha mit den zugeordneten Wesen, be kundet aber deren begleitende Funktion schon im Größenverhältnis. Die Menge der Einzelheiten ordnet sich dem religiösen Zentrum unter. Durch sein System des Aufbaus wird das plastische Denkmal befähigt, die kosmologische Spindel aller buddhistischen Welten, den SumerwBerg zu vertreten und seine Stufung zu

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