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0018 Die Chinesische Steinplastik : vol.1
Die Chinesische Steinplastik : vol.1 / Page 18 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000251
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überschattet ein vollplastisches Dach. Diese kühne Verbindung fand sich bereits an den Ein= gangspfeilern zu Tempelbezirken der Han=Zeit. Auch in Grotten des 6. Jahrhunderts wurden

in Lung men ausgebildete Dacharchitekturen verwandt.l Die bauliche Dreistufung soll einen

Palast andeuten, alle Teile, Gebälk und Kapitäle, sind ornamental=flächenmäßig umgesetzt. Die dargestellten Holzstützen haben noch die derbe und kräftige Form, die sich von der breiten und

reich verkröpften der späteren Tang,Zeit unterscheidet, ein Grund für die Datierung in den

Anfang des 7. Jahrhunderts. Den Palasthallen ist ein Zug von Menschen und Pferden eingefügt, eine ausländische Gesandtschaft. Die Hauptperson im Turm erscheint größer als die paarweise geordneten Begleiter, am kleinsten die fahnentragenden Führer der Pferde. Die Typen lassen

sich an den wohlerhaltenen Schmalseiten am besten erkennen. Während im Han,Relief die menschs'

liche Gestalt gewissermaßen nur als Schriftzeichen, ihrer körperlichen Funktion entkleidet, stand, erfassen diese Steine die natürliche Erscheinung, setzen die Körper hintereinander und verteilen

sie freier über den Raum, als das noch im 6. Jahrhundert möglich war.' Dem großen Aufzug begegnet man in der chinesischen Höhlen= und Stelenplastik immer wieder.$ Diese Steine führen endlich von den sparsamen Raumandeutungen zur architektonischen Raumfülle.

Das Landschaftliche beschränkt sich auf die auffällig schematisierten Bäume über den Pferden. Die Baumbildung läßt sich in der frühen Tang,Kunst und weit darüber hinaus belegen. Um

einen Frucht, oder Blütenkern sind dicht nach unten hängende Blätter gelegt, und diese eins'

fachste Aufzeichnung wird symmetrisch wiederholt. Die gleiche Baumdarstellung befindet sich auf dem bekannten Reiterstoff des Horiuji Tempels in Nara, Japan.` Den rein chinesischen

Charakter dieses Baumes — gleichzeitig naturnah und schriftzeichenhaft, — betont O. v. Falke.° Ein ähnliches Beispiel (ohne den Blütenkern) findet sich in dem im wesentlichen tang,chinesischen Turkestangebiet.6 Die Tang,Kunst hat später das eigentümliche Ornament naturalistisch um, gedeutet.' Erst am Ende der Ming,Zeit versuchte man aus dem alten Schema einen richtigen Baum zu bauen.8

Besonders zahlreich sind die ornamentgeschichtlichen Probleme, die sich bei Betrachtung der Steine ergeben. Am Fuß der Reliefs befindet sich von Perlstäben eingefaßt ein fortlaufen,

des Blattrankenmuster. Seine ornamentale Umsetzung ist gering, das Blatt erscheint naturnäher

als etwa am Heiligenschein des Buddha der Pin yang Höhlen oder am Tamamushi,Schrein des Horiuji.10 Am nächsten kommen der Bildung dieser Borte die gemalten Ranken, welche die

Malereien auf den Türen des Tachibana Fujin, gleichfalls im Horiuji" rahmen und ein schmaler

Ornamentstreifen in Kung hien,l2 ein weiterer Beweis für die angenommene Datierung. Wie ein Jahrhundert später die wirklich naturalistisch durchgebildete Ranke aussah, zeigt der Sockel des

Yakushi im Yakushiji zu Nara.' Auch die Muster im Gebälk der Steine stehen der Ornamentik in den Höhlen des ausgehenden 6. Jahrhunderts in China nahe. Die um einen Blattaufbau fliegenden Dämonen verweisen sowohl auf das Han%Relief wie auf die frühbuddhistische Stein% plastik.14 Sie sind wie die Hundslöwen der religiösen Denkmäler gegenständig gruppiert.

Einen Hinweis auf den buddhistischen Kult zeigen die Steine im übrigen nicht, stehen also als profane Denkmäler einzig da. Sie beweisen, daß sich die Fabulier, und Schilderungs, lust der Han nicht verloren hat und daß der Ornament, und Typenbesitz der religiösen wie der profanen Kunst aus der gleichen Quelle gespeist wird.

Chay. a. a. O. Grotte X. 388-389. 2 Stele von 525, Chay. a. a. O. 433.

a Lung men, Pin yang Höhle, Kung hien.

  • Schon von Frau Direktor Fischer festgestellt.

  • Kunstgeschichte der Seidenweberei I, Berlin 1913. S. 88.

  • Eine Durchzeichnung aus Bäzäklik, Grünwedel: „Altbuddhistische Kultstätten in Chinesisch,Turkestan", Berlin 1912. Figur 543 oben.

  • Vgl. die Rahmung eines Schreines im Fumonin, Jap. temples, a. a. O. Tafel 259 und Chay. Six monu, ments a. a. O. Tafel 48. 8 Chay. a. a. O. 430.

  • Chay. a. a. O. 286.

10 Jap. temples a. a. O. Tafel 195-196.

" Jap. temples a. a. O. Tafel 221.

l' Chay. a. a. O. 401.

" Kokka 95, 5.

" Kung hien, Chay. a. a. O. 413.

14