National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0022 Die Chinesische Steinplastik : vol.1
Die Chinesische Steinplastik : vol.1 / Page 22 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000251
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

7~t

Seite 61. Kuan yin. Höhe 54 cm. Polychromiert.

Der Körper wölbt sich vor. In deutlichem Gegensatz zu dem ausgehenden Tang=Stil ist das anatomische Schema gereinigt, der Schmuck wieder in die Oberfläche versenkt, die Gewand= falte nur durch Unterschneidung von der Haut gehoben, der Stein in seinem Volumen zusammen= gehalten. Die natürliche Erscheinung des Leibes wird zwar restlos begriffen und dargestellt, aber stilistisch gebunden durch eine weitgehende Vereinfachung. Der rechte Arm bleibt im Block befangen, zwischen den Beinen modelliert das Gewand den Übergang, eine sprengende Schatten° masse wie bei Seite 60 duldet der Bildhauer nicht mehr. Er ist seinem Material, dem Stein, nie näher gewesen als in dieser Periode.

Seite 62. Sitzender Mönch, datiert 1027. Höhe 45 cm. Reste von Bemalung.

Der Mönch sitzt nach europäischer Art und trägt auf verhüllten Händen einen Reliquien kalten. Die Sparsamkeit der leiblichen Ausdeutung kann kaum weitergeführt werden. Der Stein• block ballt sich, keine Einzelheit ist von der Masse gelöst. Die Kurven der Faltengebung um, ' schreiben die Bewegungsfunktionen der Glieder. Im Kopf sammeln sich die plastischen Energien. Den harten Konturen des Schädels und der Gesichtsgliederung wohnt eine Geschmeidigkeit inne, die beweist, daß ein Erlebnis der Wirklichkeit zwar weit hinter dieser Kunst liegt, jedoch nie vergessen ist. Diese Zeit verwendet eine Methode der Subtraktion, um zur gesammelten

Ausdruckskraft zu kommen. Der in willentlicher Konzentration gestraffte Körper des priesters•lichen Mönchs bedeutet einen vollkommenen Gegenwert der Tuschmalerei und ist Abbild des

Chan=Buddhismus. Wie die Naturbegeisterung dieser Sekte nicht von der Augensensation, sondern vom Erlebnis der treibenden Kräfte ausging, so schöpft dieser Stein in seiner Verein fachung den Kern der buddhistischen Religiösität dadurch aus, daß er nicht die Äußerung weltabgewandter Frömmigkeit, sondern ihr ruhendes Zentrum zeigt.'

Seite 63. Kuan yin. Höhe 96 cm. Reste alter Bemalung.

Dieser Bodhisattva muß bereits in die Yüan-Epoche verwiesen werden. Obwohl sich alle äußeren Merkmale der Sung=Plastik vorfinden, hat die Konzentration nachgelassen. Die Spar• samkeit der Linienführung sinkt zur Kantilene. Absichtsvoll gruppiert sich das Faltengefüge in wenigen Lagerungen. Die Glätte und Virtuosität der Mache kann über eine gewisse Vers äußerlichung, über eine innere Leere nicht hinwegtäuschen. Als plastische Leistung steht dieser Spätling religiöser Kunst sehr hoch. Das technische Können ist nie reicher entfaltet gewesen. Nur der religiöse Impuls hat nachgelassen. Trotzdem wird die symbolische Gestalt noch nicht ins Menschlich•Wirkliche profaniert. Aber auch für den Buddhismus ist der Augenblick der Repräsentation gekommen, die ihren formalen Ausdruck absichtsvoll den großen Vorbildern des Entstehungsstils entlehnt.

Seite 64-70. 7 Lohans (d. h. Verehrungswürdige), Bruchstück der Reihe von 16, später 18 heiligen Mönchen, denn zur ursprünglichen Zahl fügte die Spätzeit die Unterjocher der taoistischen, himmelsrichtungbezeichnenden Symbole Drache und Tigers

Seite 64. Höhe 81 cm.

Im Gegensatz zu den Heilsbringern bleibt der Mönch auf sich selbst konzentriert, also handlungs• und leidenschaftslos. Die diskrete Geste bewegt nur ein wenig die Oberfläche des Steins. Die Faltenlagerung berücksichtigt den Wohlklang der Linienführung und scheut den Schnörkel nicht.

Seite 65. Höhe 84 cm.

Die linke Hand hält eine Schriftrolle, während das nachdenkliche Haupt über deren Inhalt sinnt. Auf der Schulter erscheint eine detailierte Schnur, so daß die Einfachheit der Kopfs behandlung in ihrer ganzen Absichtlichkeit deutlich wird.

Gegenständlich stimmt diese Figur mit einer von Goloubew veröffentlichten überein, Notes sur quelques sculptures Chinoises. O. Z. II. 3. S. 330. Offenbar eine Einzelgestalt, nicht einer Gruppe entstammend.

2 Ähnlich bei dem in der letzten Anmerkung erwähnten Mönch.

9 S. Levy und E. Chavannes: „Les 16 Arhats protecteurs de la Loi", Journal Asiatique 1916, VIII, 1-2.

18