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0019 Die Chinesische Steinplastik : vol.1
Die Chinesische Steinplastik : vol.1 / Page 19 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000251
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Seite 48. Die Schmalseiten.

Auf beiden Schmalseiten steht je ein Mann mit einem Stab vor einem Aufbau von Gaben. Wie oft in der Grabkeramik sind auch hier Angehörige von Fremdvölkern arischer Abkunft dargestellt, wahrscheinlich Skythen. Der lange Rock mit reichem, durch Kreismuster bezeichnetem Besatz, der große Aufschlag am Halse, der Dolch und (auf den Vorderseiten) das lange Schwert, alle Einzelheiten der Tracht lassen sich an Wandmalereien Chinesisch,Turkestans belegen.' Ges sandtschaften Turkestans sind zahlreich überliefert, die Vermutung liegt also nahe, daß die Männer, denen wir in den Höhlen Zentralasiens als Stifter begegnen, hier als fremde Gäste dargestellt sind.,

Seite 49. Votivstele. Höhe 83 cm.

Die Komposition ist relativ einfach. Der Bodhisattva sitzt, die Begleiter stehen auf Lotos, thronen, zwischen ihnen führt ein Wolkenornament nach oben und verläuft in Flammen am Rande. Über einer Gruppe von fünf Bodhisattvas tragen zwei Genien die Pagode. Die plastische Kraft der Körper bedarf nur noch im Mittelteil der Durchbrechung der Steinwand. Am Sockel umspielt modellierendes Dunkel Hundslöwen und Reliquienaufsatz, während die beiden Mittler in der Formgebung der Bekrönung entsprechen.

Die Mittel haben sich völlig gewandelt. Trotz des fehlenden Schmuckes scheint die Kuan yin bereits weiblich gebildet. Für die ikonographische Deutung spricht die Gürtung des Gewandes mit den durch einen Ring geführten Schleifen. Jede blockhafte Starre ist abgeworfen, an Stelle der Massenschichtung tritt ein organisch•plastisches Gewächs. Von dem proportionierten Körper setzt sich das Gewand deutlich ab. Die nackten Teile scheinen lebensvoll durchblutet. Im Antlitz bringt die Hochziehung der Augenbrauen und die Betonung der Mundwinkel den Ausdruck eines gütigen Lächelns hervor, dessen Milde der barmherzigen Mission der Kuan yin entspricht. In der Durchbildung der Einzelheiten zeigt sich, daß der Bildhauer die Natur be% obachtet hat, eine bezeichnende Neuerung des Tang»Stils.3

Seite 50. Votivstele. Höhe 96 cm.

Diesmal sitzt der Buddha im Oberteil lotosumrankt über einem Dämon. Die eigentliche Bühne füllen in starker Plastik das Heilsbringers und in geringerer das Schülerpaar, zwischen denen betende, tiarageschmückte Fürsten fast flach stehen.` Daß sogar diesen der Heiligen, schein verliehen werden konnte, belegt wiederum Turkestan.n Die pagodestützenden Drachen sind beinahe gänzlich weggebrochen. Die Devas werden nahezu vollplastisch sichtbar und tragen eine Perischnur. Über den Hintergrund breiten sich zwei Bäume mit stilisiertem Blattwerk aus. Im Sockel wird das Reliquar von einer Halbfigur auf Lotosblättern getragen,6 daneben stehen die Hundslöwen und an den Ecken zwei Himmelswächter in drohender Abwehrhaltung. Durch den häufigen Wechsel der Tiefenführung wird die ganze Oberfläche mit einem reichen Spiel von Licht und Schatten überzogen.

Seite 51. Rückseite.

Die Rückseite versetzt Reliquienaufsatz und Tiere an den Fuß der Scheibe. Im Gegen, satz zur Vorderseite herrscht das Flachrelief mit vertieftem Grund. In einer von Bäumen und Felsen belebten Landschaft sitzt Kuan yin auf einem Thron in der meditativen Haltung, in der diese populärste Gestalt des buddhistischen Pantheons immer wieder erscheint. Mit Lotosblumen huldigend knien fünf Verehrer. Alle Figuren sind im Dreiviertelprofil gefaßt. Der Schrägschnitt wird ins Relief übertragen, umschreibt geschmeidig die Formen, gibt den Körpern Rundung, modelliert den Boden und erzeugt so eine Mannigfaltigkeit der Tiefenunterschiede, die sich neben

j Vgl. die Durchzeichnungen bei Grünwedel a. a. O. Stifter aus Ming Öi bei Qumtura und der Schwert. trägerhöhle bei Qyzyl, Figur 51-53, 116.

4 Ihr Tribut, Pferde, wird gerne gemalt, vgl. O. Fischer, „Die chinesische Kunsttheorie". Repertorium fur Kunstwissenschaft 35, Heft 1, S. 23.

Nach Abschluß der Arbeit und nach Durchsicht eines reichen Belegmaterials erscheint die Datierung dieser Plastik zweifelhaft. Vielleicht liegt eine Ming=Kopie im frühen Tang.Stil vor.

  • Vgl. die Ming.Stele der Samml. Peytel Paris O. Z. I1, 3, S. 335.

5 Le Coq a. a. O. Tafel 10d.

  • Vgl. Relief von 525, Chav. a. a. O. 433.

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