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0121 Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1
Chotscho : vol.1 / Page 121 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000194
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KULTBILD, WESTWAND DER CELLA, TEMPEL NR. 9,

BÄZÄKLIK.

Die der Tür gegenüberliegende Wand der Cella trug das Kultbild. Die Malereien sind in Höhe von 1,87 m erhalten; das Kultbild selbst ist zerstört, aber das öftere Vorkommen derselben Darstellung auf Tempelwänden und Seidenbildern' gestattet die Annahme, daß es eine Darstellung des Avalokitesvara war. Ein großer Sockel, der vor dem Bilde stand, mag eine andere Darstellung derselben Gottheit, aus Ton geformt, getragen haben.

Auch dieses Bild zeigt die bei den beiden anderen Wandgemälden der Cella erwähnte Dreiteilung der Komposition, nur sind die Gestalten der Gesetzeshüter in den Ecken hier durch eine breite Abgrenzungslinie von der Hauptszene abgetrennt.

Die Mitte der Wand zeigt diese Hauptszene, nämlich die Darstellung eines rechteckigen, mit in Farben gemusterten Fliesen cingefaBten Teiches, dessen blaugraues Wasser sich in kleinen Wellen kräuselt. 1m Vordergrund erblickt man eine Lotusblume und rechts und links davon, je einen aus dem Wasser hervorragenden Drachenkopf sowie je eine weiße Schnecke (Turbinella rapa); die dreifache Quaste auf der linken Seite mag zu dem Kleid der links danebenstchenden Adorantin gehören. Hinter diesen Gegenständen erheben sich zwei, mit dem unteren Teil ihrer langgestreckten Leiber sich symmetrisch umschlingende Drachen ; noch weiter im Hintergrund steht auf einer Lotusblume ein aus einem mit Handgriffen versehenen Untersatz und zwei übereinander darauf ruhenden Schalen bestehender Aufbau, auf dem ein grünes, flammenumgebenesJ uwel aufeiner zweiten, mit einem herzförmigen, goldenen Träger versehenen Lotusblume ruht. Je einer der mit drei Krallen bewehrten Vorderfüße jedes der Drachen ruht auf der untersten Schale, der andere ist nach dem Juwel ausgestreckt. Im Hintergrund erhebt sich, aus durch die Drachenkörper und die Schalen verdeckten Anfängen, ein merkwürdig stilisierter Baum, dessen Zweige auf einer Seite eine an die Darstellung von Haaren oder Fell erinnernde Schraffierung zeigen. An kurzen Ästen befinden sich sonderbare, grüne, rundliche Körper, die Blüten oder Früchte darstellen dürften. Auf den Zweigen dieses Baumes ruhte ein großer Lotusthron, der nur in wenigen Überresten erhalten ist.

Rechts vom Teich steht auf einem Lotusthron ein Greis in indischem Kostüm, mit sonderbaren Wadenstrümpfen aus Tigerfell ; die weißen Haupthaare sind in einen Knoten gebunden: Haartracht, Krückstab und Tigerfell verraten den Brahmanen. Der erregte Ausdruck des Gesichts, der stampfende Fuß und die zornig erhobene rechte Hand scheinen auf einen Wortstreit hinzudeuten, den der Brahmane mit dem Gott geführt hat, ohne aber den Sieg zu erringen. Sein Schüler stützt den Zornigen, auch er gibt seinen Unwillen durch die im Zorn hervortretenden Augen und die gerunzelten Brauen kund.

Hinter den Köpfen dieser Gruppe befinden sich, nach der oberen rechten Ecke aufsteigend, die mehrfach erwähnten, zur Trennung der einzelnen Szenen angebrachten, stilisierten Wolken; zwei über der Hand des Brahmanen vom Sitz des Kultbildes herabhängende Gegenstände, nämlich ein Gewandzipfel und das Ende einer doppelten Schmuckschnur, schließen das zentrale Bild nach dieser Seite hin ab. Unmittelbar daneben beginnt die Darstellung der Begleiter der Gottheit. Über dem Kopf des jungen Brahmanen sitzt, auf einem Lotusthron, ein gepanzerter Dämon, dessen Rechte ein Räuchergefäß hält. Über seiner rechten Schulter ist ein Teil des Fußes eines Vogels und über der linken Schulter das Bein einer Gottheit sichtbar, deren vâhana jener Vogel ist. Rechts daneben findet sich die Gestalt eines weifigekleideten Jünglings in anbetender Stellung; die äußerste Ecke wird ausgefüllt durch einen zweiten Vogel, der auf einem Lotusthron steht und einer Gottheit zum vâhana dient. Leider ist wenig von der Gestalt der reitenden Gottheit erhalten : die Bekleidung ist das bei der Darstellung von Göttern zur Anwendung kommende indische Kostüm. Wohlerhalten sind die roten Sandalen und die reich verzierten Wadenstrümpfe, die nicht, wie die der Brahmanen, aus Tigerfell hergestellt sind. Die linke Hand ist mit der Fangschnur bewehrt.

Der Brahmanen-Gruppe der rechten Seite entsprechend, finden wir am linken Rande des Teiches ein Gruppe von zwei weiblichen Figuren. Die vordere Dame, augenscheinlich die Herrin, trägt ein rotes Gewand mit grünen, bis zum Ellenbogen reichenden Unterärmeln ; der breite, hellfarbige Kragen ist nicht verziert; über die Schulter läuft vom Kragen aus ein Besatz in Form einer Palmette. Über die Vorderseite des Körpers hängt das Obergewand im Bogen bis zur Hälfte des Unterschenkels herab und ist hier mit einem breiten blau und roten Rand und herabhängenden grünen Franzen verziert. Unter dem Busen scheint ein aus zwei weißen, graublau gestreiften

' cf. GRONWEDEL, Idiqutschari, München 1906, Tafel VIII.

Schmuckschnüren hergestellter Gürtel den Körper zu umschließen; die Schnüre sind am Gurt künstlich in eine Schleife geschlungen und hängen, nochmals künstlich verknotet, bis zu den Füßen herab; eine runde goldene Schmuckplatte hängt unterhalb der zweiten Knüpfung. Die Dame trägt zwei Untergewänder; das obere, aus einem karminroten, karrierten Stoff verfertigt, hat ungeheuer weite, unten den grünen Ärmeln des Oberrocks hervortretende Ärmel. Diese haben außen einen braungelben Rand; das Futter ist weiß mit blauer Umrandung. Ein Teil dieses ersten Unterkleides ist unten etwa in Kniehöhe sichtbar; hier ist der Rock mit einer grünen Boric in gelber Einfassung umsäumt. Das zweite Untergewand ist glatt und von braunroter Farbe, es wird von einer gelb cingefaBten, blauen Borte nach unten abgeschlossen. Der Ärmel dieses Rocks ist an der rechten Hand sichtbar. Dic Schuhe sind verdeckt; ihre breiten und ziemlich plumpen Spitzen sind stark aufgebogen und laufen in grüne Lotusblumen aus. Auffallenderwcise fehlt dieser Figur der Lotusthron. Die Gesichtsfarbe ist weiß, das Gesicht ostasiatisch. Das schwarze Haar ist zu einer kunstvollen Frisur geordnet und wird von einem Diadem zusammengehalten ; von Schmuck sei noch das Ohrgeschmeide und das an einem kreuzweis über die Brust gelegten Gehänge angebrachte, scheibenförmige Mittelstück erwähnt. In den Händen trägt die Dame eine Opferschale mit drei grünen Juwelen, von roten (und, bei dem mittelsten Juwel roten und grünen) Flammen umlodert. Die zweite weibliche Gestalt, vielleicht eine Dienerin, steht auf einem Lotusthron; sie trägt ein ähnliches, aber minder reiches Kostüm wie die beschriebene Frau ; die Hände sind anbetend zusammengelegt. Beachtenswert ist auch hierdiegroteske Form der Fußbekleidung und die roten Verzierungen (Tätowierungen?) auf Wangen und Stirn. Die Trennung dieser Gruppe von den übrigen Darstellungen ist in derselben Weise wie auf der anderen Seite bewirkt.

Oberhalb der Damen kniet, einen Blütenzweig in den Händen, ein gepanzerter Dämon mit rotem Flammenhaar, spitzen Ohren und Hauern. Die Augen quellen nicht hervor, wie es gewöhnlich bei der Darstellung von Dämonen der Fall, dafür aber trägt die Stirn ein senkrecht stehendes, drittes Auge. Das Aureol ist weiß mit innerem konzentrischem rotem Ring; auch diese Figur hat keinen Lotusthron. Nach links ist eine bewegtere Szene zum großen Teil zerstört; links, zu Häupten des anbetenden Dämons erscheint ein Teil der rechten Seite einer sitzenden, schwertbewehrten Gottheit, hinter deren Bcin ein kleiner wildblickender Teufel hervorlugt. Daneben führt ein größerer Dämon mit schrecklichem Tiergesicht einen aus der Ecke hervortretenden Stier an einer roten durch den Nasenring und um die Horner gewundenen Schnur; das Tier ist vähana fur einen Gott von grüner Hautfarbe. Der Kopf ist zerstört, aber ein kleineres menschliches Gesicht tritt seitlich aus dem Halse hervor, so daß man ein mehrköpfiges Wesen vor sich hat. Von den vier Armen des Gottes sind die beiden vorderen in anbetender Stellung. Der rechte hintere Arm ist erhoben, die Hand hält das Messer; das in der linken Hand erhobene Attribut ist zerstört. Ein stehender Lanzenträger (?) füllt die äußerste Ecke. Alle diese Gottheiten scheinen dem Siva-Kult anzugehören; ihre genauere Bestimmung ist uns heute noch nicht möglich.

Durch mit lodernden Flammen besetzte Wellenlinien ist der untere Teil jeder Seite des Bildes von den übrigen Darstellungen scharf getrennt. Auf grünem Hintergrunde steht in jeder der so abgetrennten Flächen, umgeben von Flammen, ein Dharmapâla, der einen Kobold verscheucht. Der Dämon auf der linken Seite ist bräunlicher Farbe; er trägt einen Schurz aus Pantherfell über der kurzen Hose und reichlichen Schmuck der üblichen Art. Eine Schlange ist um seinen Hals gewunden ; fünf Arme halten Schwert, Fangschnur, cakra, Streitaxt und Messer, der sechste ist mit der Handfläche nach vorn gegen den vor ihm knienden schweinsköpfigen Dämon ausgestreckt. Die Figur zeigt lebhafte Bewegung, die durch flatternde Schmuckbänder verstärkt wird — der linke Fuß ist machtvoll erhoben und bedroht den Kobold mit seinem Tritt. Ähnlich, doch in der Kleidung reicher, ist die Gestalt des blauen Dharmapäla in der rechten Ecke. Ein Menschenschädel ruht auf dem Diadem ; die roten Brauen, die rotunterlaufenen Augen und der verkniffene Mund lassen ihn fast noch unheimlicher erscheinen als den anderen, obwohl auch dieser durch den aufgerissenen Mund und die grünen Augen ein genügend schreckliches Aussehen hat. Drei Arme dieses blaufarbigen Dharmapâla tragen Schlinge, cakra und vajra, zwei sind auf der Brust übereinander-gelegt; der sechste ist mit derselben Bewegung, wie bei dem Gegenüber, gegen den vor ihm knienden, elefantenköpfigen Dämon ausgestreckt.

Der unter der Mitte des Bildes stehengebliebene gemalte Sockel fand sich unter den Bildern auf allen Wänden der Cella.

Natürliche Größe: 3,44 m x 1,87 m.

32.