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Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.2 | |
Postancient Buddhist Culture in Central Asia : vol.2 |
VORWORT
Dieser Band bringt die farbentreuen Druckwiedergaben der wichtigeren manichäischen Miniatur-Malereien auf Seide und auf Papier in unserer Sammlung. (Für andere Fragmente dieser Art vergl. A. v. Le Coq, Chotscho, Taf. 4.) Sie entstammen sämtlich den deutschen Grabungen in der Oase von Turfan und bilden einen durch Seltenheit, Schönheit und wissenschaftliche Bedeutung einzigartigen Bestandteil der an sich über alle Erwartung reichen Ergebnisse der preußischen „Turfan"-Expeditionen.
Es ist zu bedauern, daß diese Forschungen nicht einige Jahre früher unternommen werden konnten, denn kurze Zeit vor dem Eintreffen unserer ersten Expedition haben türkische Bauern beim Niederlegen einer Ruine im Südostviertel der Stadt Chotscho nicht weniger als fünf der großen landesüblichen Karren mit z. T. auf das reichste illuminierten manichäischen Büchern, von abergläubischer Scheu ergriffen, in die Fluten des östlich von der Stadtmauer verlaufenden Kanals ausgeleert. Unsere späteren Expeditionen haben weniger und weniger von Kostbarkeiten dieser Art gefunden und den Forschern anderer Nationen, die wie wir in der Oase von Turfan, diesem Hauptfundort manichäischer Altertümer, gearbeitet haben, ist, soviel wir wissen, infolge ihres späteren Erscheinens nicht eine einzige manichäische Miniatur zugefallen.
Den Miniaturen sind zwei Wiedergaben von Resten größerer Wandgemälde hinzugefügt worden, weil uns erstens daran lag, die Einheit der Kompositions- und Malweise zu zeigen, die die Wandgemälde wie die Miniaturen beherrscht und zweitens weil die Darstellungen auf diesen Bruchstücken wichtig genug sind, um in diesem Buche mit abgebildet zu werden.
Ursprünglich war beabsichtigt, diese Miniaturensammlung als Anhang zu dem die buddhistischen Wandgemälde enthaltenden Bande erscheinen zu lassen; Schwierigkeiten verschiedener Art haben aber diese Absicht vereitelt und uns veranlaßt, diese Miniaturen als selbständiges Buch herauskommen zu lassen. Die Wandgemälde, besonders jene, die ihrer Größe halber, in großem Format (5o x 6o cm) wiedergegeben werden müssen, beanspruchen eine sehr zeitraubende Behandlung, auf deren Beendigung die Miniaturen nicht warten können.
Ein Iíberblick über die Gesamtheit der Malereien wird somit erst nach Herstellung der letzten zwei Bände buddhistischer Malereien möglich sein, und dieses Buch, dessen Inhalt im Widerspruch zu dem allgemeinen Titel „Buddhistische Antike Mittelasiens« zu stehen scheint, ist als Anhang zu jenen zwei Bänden zu betrachten.
Auch dieser Band wendet sich an die ganze gebildete Welt, und sein Text ist daher möglichst knapp und einfach gehalten. Da weder der Raum, noch der Zweck dieses Buches ein Eingehen auf die religiösen Anschauungen der Manichäer gestattet, haben wir uns begnügt, eine Liste derjenigen Bücher hinzuzufügen, aus denen man sie kennen lernen kann; die frühen christlichen Berichte sind aber vernachlässigt worden, da sie meist zu parteiisch sind, um Anderen als Gelehrten ein guter Wegweiser zu sein. Den Gelehrten aber sind diese Berichte zur Genüge bekannt.
Wir haben es dagegen für nötig gehalten, einige Worte über die Verbreitung der manichäischen Religion zu sagen und einen ganz kurzen Abriß des Lebens ihres Stifters hinzuzufügen. In diesem Abriß folgen wir, hauptsächlich und öfters verbatim, dem FihristdesAbû'IfaradschMuhammad benlshak al-Warr*k,bekannt unterdemNamenlbnAbfJa`kfib an-Nadîm, in derUbersetzung und mit den Anmerkungen Flügels. Diese 987-88 n. Chr. verfaßte Schrift eines muhammedanischen Gelehrten scheint uns mit so großer Sachkenntnis und mit einer für jene Zeit so auffallenden Objektivität verfaßt zu sein, daß wir ihn, trotz seiner Dürftigkeit, vorzugsweise benutzen, ohne dadurch den Wert anderer muhammedanischer Quellen herabsetzen zu wollen.
Herr Dr. A. Herrmann hat auch dieses Buch durch eine von ihm nach den bisher vorhandenen Materialien zusammengestellte Karte der Oase von Turfan bereichert, eine wertvolle Unterstützung, für die ich mir erlaube ihm hier meinen warmen Dank auszusprechen.
Schließlich ist es mir eine angenehme Pflicht zu erwähnen, daß Herr Kunstmaler F. Klimesch bei der viele Schwierigkeiten bietenden Wiedergabe der Miniaturen sich höchst erfolgreich bemüht hat. Auch ihm sei mein Dank ausgesprochen.
DAHLEM-BERLIN, IM MAI 1923
A. v. LE CO Q.
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