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0050 Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.2
Postancient Buddhist Culture in Central Asia : vol.2
Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.2 / Page 50 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000040
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Abb. c. Miniaturbruchstück von einer Buchrolle

Kat. No. I B 4937 * Größe: 8,9 x 6,2 cm * Fundort: Chotscho * Alter : 9. Jhdt. (?)

Es ist zweifelhaft, ob dieser Bildrest den buddhistischen oder den manichäischen Uberresten zuzuzählen ist. Die Rückseite ist unbeschrieben; die Namen der dargestellten Personen (es sind vornehme Damen) sind in soghdischer Schrift neben den Köpfen niedergeschrieben.

Die Darstellung gemahnt durch die Kronen an Gandhara-Skulpturen; die Kostüme sind nicht uigurisch, sondern muten persisch an; wir sind unsicher, ob hier eine manichäisch-soghdische oder eine buddhistisch-soghdische Miniatur vorliegt.

Leider ist das Bildchen sehr zerstört. Es ist wahrscheinlich der Rest einer Buchrolle gewöhnlichen Formats,' deren Text durch größere und kleinere Illuminationen unterbrochen war. Das Papier ist nicht das weißliche Papier der manichäischen Bücher, sondern das gröbere, bräunliche der auch von den Manichäern benutzten Buchrollen.

Wir haben den Eindruck, daß hier ein Bild größeren Formats vorgelegen haben kann, denn anscheinend bilden die fünf teilweise erhaltenen Personen nur einen Teil einer Reihe von Zuschauern, deren mehrere, über (hinter) einander geordnet, den verloren gegangenen Hauptteil der Darstellung umgeben haben.

Nur die Krone der mittleren Person — alle fünf dürften als Bilder vornehmer Frauen zu deuten sein — ist einigermaßen gut erhalten. Sie ist, wie alle anderen, von weißer Farbe mit einem Muster schwarzer, hier sich kreuzender Linien; auf dem Vorderteil ist eine in schwarzen Strichen gezeichnete Blumenrosette angebracht. Die Krone wird auf einem roten Kopftuch getragen, das, hinter den Ohren in Schleifen geknüpft, auf den Nacken herabfällt. Große Ohrgehänge scheinen die Ohren geziert zu haben.

Das schwarze Haar ist in der Mitte gescheitelt; r. und 1. vom Scheitel ragen 2 Ringellöckchen auf die Stirn heraus; vor dem Ohr fällt eine lange unten einmal geringelte Locke herab. Wir vermuten, daß die Anordnung des Haares im allgemeinen übereinstimmt mit der auf den besser erhaltenen wenn auch späteren Bildern von Taf. 5, Fig. f dargestellten Haartracht.

Die Gesichter sind mit Deckweiß und mit roten und schwarzen Linien gegliedert; der Typus mutet ebenfalls persisch an. Das Kostüm besteht, soweit sichtbar, aus einem vorn offenen kragenlosen Rock mit reichen eingewebten oder gestickten

Ornamenten; bei der Person ganz rechts sieht man die 1. Seite durch eine halbe, sehr große Blume verziert, die andere Hälfte befand sich auf der r. Seite des Kleides; beim Zuknöpfen des Kleides ergab sich, wie bei byzantinischen Gewändern, die ganze Blume. Unter dem Rock wird eine Weste, Hemd oder eine andere Art Unterkleid getragen — die Omamentierung dieses Kleidungsstückes war wohl überall verschieden. Die Dame am Rande r. scheint es in roter Farbe mit schwarzem Ornament auf der Brust (Scheibenmuster?) zu tragen.

Die Hände sind andächtig auf dem Busen zusammengelegt, in der Weise, die uns von buddhistischen Bildern bekannt ist;

die Manichäer scheinen meist die Hände zu verhüllen.

Nicht leicht zu lesen sind die Namen. Wir möchten vorschlagen, von r. nach links zu lesen wie folgt

I) %di %uncu, 2) sorzinki, (?) 3) sasnuma (?), 4) grs/. (?)

Hinter den Köpfen der mittelsten Dame und ihrer Nachbarin nach r. erscheint ein gelbliches Band, über dem rote, geblümte

Stoffe (vielleicht von den Kleidern einer zweiten, ähnlichen Reihe) sichtbar sind. Neben den Köpfen der mittleren Dame und ihrer Nachbarinnen nach 1. sieht man allerhand schwer Bestimmbares, das vielleicht als von oben herabhängende Tücher oder Binden zu erklären ist. Die Dame ganz 1. scheint eine andere Art Kopfputz getragen zu haben; über dem Kopftuch erscheint eine eckige Struktur, nicht ein runder Wulst wie bei den anderen. Freilich ist es auch möglich, daß schon die vorletzte Dame nach 1. eine andere Kopfbedeckung trägt, als die beiden Frauen r. von ihr. Ob die Kopftücher immer abwechselnd einmal rot, einmal gelb waren, ist kaum zu entscheiden.

Abb. d. Illuminiertes Titelblatt

eines soghdischen Buches in indischer Pothe-Form

Kat. No. I B 4984 * Größe: (ohne das kleine Bruchstück) 8,z x 8,1 cm * Fundort: Ruine lt, Chotscho * Alter : B. Jhdt. (?) Auchbei diesem Blatt ist unsicher, ob es manichäisch oder buddhistisch ist ; da die Miniatur,wenn auch an manche der buddhistischen Wandgemälde erinnernd, durch ihre Malweise den manichäischen Miniaturen nähersteht als den selteneren buddhistischen Bildern dieser Art, ist sie hier wiedergegeben worden. Es ist, wie Fig. c, Taf. 6, das oberste Blatt eines indischen Buches (potht) 2

I Die einzelnen Papierbogen haben meist Formate von etwa 24-32 cm Höhe bei etwa 35 cm Länge. 2 Vergl. Text zu Taf. 7, Fig. c.

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