National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0017 Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.2
Postancient Buddhist Culture in Central Asia : vol.2
Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.2 / Page 17 (Grayscale High Resolution Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000040
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

Aber die Gunst des Königs war nicht von langer Dauer. Wohl durch die zoroastrische Priesterschaft, deren Gegnerschaft dem Thron gefährlich werden konnte, aufgestachelt, änderte Schapur seine Haltung Mani gegenüber in so schroffer Weise, daß dieser genötigt war, die Flucht zu ergreifen und sich zu verbergen.

Unter der Regierung des Bahram, der nach der sehr kurzen Regierung seines Vaters Hurmuz den Thron der Sassaniden bestiegen hatte, geriet Mani in die Gewalt seiner Feinde.

Bahrám ließ ihn töten und die Leiche gekreuzigt in zwei Teilen, die eine Hälfte am oberen, die andere am unteren Tor seiner Residenzstadt Dschundisabűrt aufhängen.

Das Jahr, in dem Mani, wie seine Anhänger sagen, „in die Paradiese des Lichtes erhoben wurde«, d. h. sein Todesjahr, ist, wie alle Daten seiner Lebensgeschichte, nicht ganz sicher festzustellen; es fällt in die Zeit zwischen 272 und 276. Nach einem unserer Turfanfragmente war' es vielleicht das Jahr 273, so daß Mani, wie die Acta Archelai angeben, ein Alter von ungefähr 6o Jahren erreicht zu haben scheint.

Uber die persönliche Erscheinung Manis werden wir nicht unterrichtet, der Fihrist erwähnt nur, daß eines seiner Beine, das rechte, einwärts gedreht gewesen sei; nach Anderen aber seien beide Beine mit diesem Fehler behaftet gewesen. Es steht dahin, ob diese Angaben nicht nur im Hasse seiner Gegner wurzeln.

MANI UND DIE SCHÖNEN KÜNSTE

Mit der Person des Mani als Religionsstifter haben wir uns hier nicht weiter zu befassen. Wir wollen vielmehr sehen, wie dieser bedeutende Mann sich den Künsten gegenüber verhalten hat. Als echter Iranier, und im Gegensatz zu den sich von den meisten das Leben harmlos verschönenden Dingen finster abwendenden semitischen Religionsstiftern, liebte er die Musik und die Malerei, in welch letzterer er außerdem ein Mittel fand, um seinen Gedanken handgreiflichen Ausdruck zu verleihen. Auch die Wohlgerüche, die ja den Orientalen überhaupt größeren Genuß gewähren als den Westländern, liebte er sehr.

Unter den Schriften Manis und seiner Nachfolger finden sich zwei „Sendschreiben«, die „vom Wohlgeruch« handeln und Beausobre wird Recht behalten, wenn er (Préf. XXXI und mehrfach später) von Mani und seinen Gläubigen sagt: „Il ne leur permettait que les plaisirs les plus spiritualisez, tels que sont, par exemple, ceux de la Musique et des Parfums« Auch Flügel bestätigt, nach dem Fihrist, daß die Manichäer auf das geistige Vergnügen, welches der Geruch gewährt, einen hohen Wert legten (Mani, Anm. 342).

Uber die Musik besaßen die Manichäer ebenfalls ein „Sendschreiben« und Mani galt sogar bei den Späteren, wenn auch wohl mit Unrecht, als Erfinder des al 'üd oder Laute genannten Saiteninstruments.

„Augustin berichtet De moribus Manichaeorum (Lib. II, v. 16), daß die Manichäer die Musik auf göttlichen Ursprung zurückführten und sie also dieselbe den himmlischen Vergnügungen zuzählten. Es heißt dort: Dulcedo musics, quarr de divinis regnis venisse contenditis, nobis mortuarum carnium sordibus exhibetur, et tempore arefactis, et attritione tenuatis et tortione distentis« (Flügel, Mani, S. 381).

Aber die Bedeutung Manis als Maler war größer als seine Bedeutung als Musiker; sie war so groß, daß darüber seine Eigenschaft als Irrlehrer vergessen wurde, so zwar, daß trotz der Feindschaft, die alle Mohammedaner gegen den Religionsstifter empfanden, er von arabischen und persischen Schriftstellern nicht in der oft unwürdigen Weise beschimpft und verwünscht wird, wie es bei seinen christlichen Gegnern nur zu häufig der Fall ist. Die Araber bezeichnen ihn zwar auch als „Mani den Irrgläubigen", nennen ihn aber wieder „Mani den Weisen« und bei seinen islamitischen Landsleuten, den Persern, tritt das Andenken an den „Irrlehrer" ganz zurück. Er lebt fort im Andenken des persischen Volkes als berühmtester aller Maler, nämlich als „Mani der Maler", oder mit einem deutlichen Hinweis auf Turkistan, als der „Maler von L`tn".'

Nach Carl Ritters Ansicht, die nicht ohne weiteres zu verwerfen ist, empfing Mani seine Ausbildung als Maler in der dem Gandhara-Gebiet benachbarten und dem Gandhara-Kulturkreise zuzuzählenden Landschaft Bamiyan?

Keßler hat eine Reihe von Zitaten über Mani als Maler in seinem Buche Mani abgedruckt, von denen wir hier einige

1 Von Schaper I um 257 in der Landschaft Chuzistan gegründet.

2 Le Coq, Türkische Manichaica aus Chotscho, Berlin 1912, S. 12 und Anm. x6, S. 39.

3 „Sendschreiben über die Vortrefflichkeit der religiösen Musik" bei Flügel, Mani, S. 105.

4 Im bedeutet zunächst Turkistan, nicht China; letzteres wird malin genannt (vergl. hierzu S. 12, Anm.).

5 C. Ritter, Die Stupa's (Topes) oder die architectonischen Denkmale an der Indo-Baktrischen Königsstraße und die Colosse von Bamiyan. Berlin 1838, S. 27.

13