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0013 Baukunst und Landschaft in China : vol.1
Architectural Arts and Landscapes in China : vol.1
Baukunst und Landschaft in China : vol.1 / Page 13 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000203
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heit der Welt genießt. Rund herum an den Westbergen und in der Ebene nehmen zahllose andere Tempel und Pagoden den Gedanken der Heiligkeit auf und bilden einen Kranz religiöser Baukunst, der die Hauptstadt Peking glückverheißend umgibt.

Im weiten Halbkreis um die Hauptstadt liegen drei Gruppen von Kaisergräbern, die am Fuße der Gebirge von den Dynastien der Ming und der Mandschu angelegt wurden. Sie sind Tagereisen von Peking und von einander entfernt und bilden doch mit der Hauptstadt eine innere landschaftliche Einheit. Jede der Gruppen liegt in einer weiten Gebirgsbucht unmittelbar unterhalb der Großen Mauer, die zu ihren Häupten über die Berge klettert, und besteht selbst aus zahlreichen einzelnen Grabtempeln. Jeder von diesen Tempeln liegt wiederum selbst in einem ansteigendenTale,zwischen und vor den kahlen Bergen, verborgen in dichtem Hain, und enthält zahlreiche Höfe und Gebäude und als Abschluß den Tumulus mit Turmbau. Der große Gräberbezirk ist ein einziger heiliger Hain, von einer Mauer umschlossen. Die Hauptachse wurde in Abschnitte geteilt durch Marmorpforten, Brücken, Säulen, Riesenfiguren von Tieren aus Marmor. Im Schutze der Großen Mauer, die zugleich das ganze Reich gegen Norden schirmt, fanden die Kaiser ihre letzte Ruhestätte. Von hier aus, oberhalb der Hauptstadt Peking, vom äußersten Rande der gelben Ebene, überschauen sie, das Gesicht nach Süden gewandt, noch im Tode ihr weites Reich. Die Kultur aller Zeiten und Völker weist keinen Baugedanken von ähnlicher Erhabenheit auf.

Sicherlich war es der nördliche Teil Chinas, in dem sich die weiträumige Grundrißgestaltung chinesischer Bauanlagen zuerst entwickelte. Eine weitausschauende Politik, die sich schon seit Jahrhunderten vor Christi Geburt bis auf den Westen Asiens erstreckte, und ein umfangreicher Kolonialbesitz lenkten ständig den Blick in die Ferne und wiesen den chinesischen Geist immer mehr auf eine großzügige Auffassung und Behandlung aller Dinge hin. So entwickelten sich gerade im Norden, besonders unter den Augen der letzten Herrschergeschlechter, jene großen Baugedanken, denen nur durch ein Hineinziehen der Naturformen selbst in größtem Stile Genüge getan werden konnte.

In Jehol hatte bereits Kaiser Káng Hi einen großen Park als Sommerresidenz und einige lamaistische Klöster angelegt als Zeugnis seiner siegreichen Kriegszüge gegen Mongolen und Tibeter. Sein großer Enkel Kien Lung setzte das Werk der Unterwerfung jener Völker fort, siedelte eine Anzahl von ihnen in Jehol an und stiftete dort weitere Lamaklöster. Diese wurden nach tibetischen Motiven errichtet und tragen zum Teil sogar die Namen ihrer Vorbilder aus Tibet, Putala und Tashilumbo. Die zwölf Klöster von Jehol liegen auf den Hängen der Berge jenseits eines weiten Tales und zielen mit ihren Achsen auf den kaiserlichen Park, die Residenz, die in der Mitte liegt und durch eine schlanke Pagode betont wird. Inmitten einer erhabenen Natur ist der Raum spielend bewältigt zugunsten eines einheitlichen Baugedankens. In der Durchbildung der einzelnen Klöster erkennen wir deutlich den symbolischen Zug chin esischer religiöser Architektur, zugleich den Zusammenklang der religiösen Ideale Innerasiens und Chinas.

Die wichtigsten Klöster in Jehol zeigen als Hauptteil einen Zentralbau inmitten einer quadratischen Anlage, die aus Umgängen besteht und in der Mitte jeder Seite ein Tor aufweist. Es ist die Darstellung der spirituellen Welt Buddhas, die als heilige Burg gedacht wird mit vier Toren, vier Ecktürmen, wie eine Stadt mit dem Heiligtum in der Mitte, entsprechend der Aufteilung der sichtbaren Welt nach den vier Himmelsrichtungen. Zuweilen sind auch die vier Tore mit Türmen überbaut, und es ergibt sich eine Achtzahl, die eine symbolische Bedeutung besitzt. In ihr begegnet sich der Buddhismus mit alt-chinesischen Anschauungen. Die Mitte zählt der Chinese immer mit, und er gelangt so zu seinen fünf Himmelsrichtungen, aber auch zu der wichtigen Neunzahl. In NI lo sze, dem Kloster der Allgemeinen Freude, erhebt sich über einer doppelten quadratischen Terrasse ein Rundbau, der dem Himmelstempel in Peking ähnelt und wie dieser mit blauglasierten Ziegeln gedeckt ist. Das Rund, als Symbol des männlichen Himmels, über dem

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