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0021 Baukunst und Landschaft in China : vol.1
Architectural Arts and Landscapes in China : vol.1
Baukunst und Landschaft in China : vol.1 / Page 21 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000203
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Weiden und Zypressen beleben etwas das Bild von Lößstaub und Trockenheit, und zu einer fast düsteren Größe steigern sich die strengen Linien in jenen gewaltigen Grabhügeln, die um Sianfu die Ueberreste vergangener Herrschergeschlechter decken. Immerhin bemerkt man schon in der Provinz Shensi an den Grabtafeln, die oft liebenswürdig und mit einem gewissen Aufwand ornamentiert sind, daß man sich dem leichten und phantasievollen Süden nähert. Südlich vom Tsín ling-Gebirge atmen die Gräber einen fast freundlichen Geist. Sie schmiegen sich bewußt an die Berglehnen an, nisten in den Tälern, begleiten die Wege und schmücken das ganze Land. Oft sind sie an den Nordbergen der Städte angelegt und verleihen diesen ein günstiges Fengshui. Die Gräberfelder breiten sich zuweilen noch auf der anderen Seite des Flusses aus, gegenüber der Stadt, und gehören eng zu ihrem Bilde. Sie sind für sich wieder durch Pagoden, Tempel, Altäre als selbständige Glieder des Gesamtbildes herausgehoben und, besonders am oberen Yangtze, belebt durch Gruppen von großen Pyramidenzypressen. Die Gräber selbst werden vielfach mit verschwenderischer Kunst ausgestattet und verbreitert durch Treppen und Terrassen für Altäre und Opfergeräte. Wenn es geht, ist vorne eine kleine Brücke geschaffen oder wenigstens angedeutet. Fast nie aber fehlen außer den Zeichen, die den Namen des Toten bedeuten, eingemeißelte Sprüche, die vielfach klassischen Schriften entnommen sind und das Leben des Verstorbenen in Beziehung bringen zu dem Orte, an dem er gewirkt, und zu der Stätte, an der er begraben liegt. Diese Anspielungen auf die Umgebung halten dauernd die Vorstellung wach vom Aufgehen des Menschen in der Natur. »Wo die Berge glänzen und die Wasser lieblich fließen, da ist der Mensch vollkommen. / Wo die bunten Wolken wie Seide schillern und die Sterne funkeln, da ist heiliger Boden.« »Ich bin zurückgekehrt zu der wahren Erde. Dies ist der Himmel, in dem ich ewige Freuden genießè.((

Die Fahrt den Yangtze abwärts entrollt dem Reisenden eine Reihe der schönsten Städtebilder, die gerade in Szechílan von besonderem Reize sind. Meist auf dem Nordufer des großen Stromes gelegen, ziehen sich jene Städte die ansteigenden Berglehnen hinauf und liegen besonders günstig, wenn unmittelbar daneben noch ein Nebenfluß mündet. Manche Städte, wie Kiatingfu am Min-Fluß und Süchoufu am Yangtze, erfüllen fast alle Bedingungen einer glücklichen Lage. Die zinnengekrönte Stadtmauer klettert auf den höchsten Punkt, auf den Berg im Norden, an dem die Stadt hängt und der als Sitz des Urahnen, des Geistes der Stadt, gilt. Die Höhe krönt ein Tempel für die taoistischen Götter, die Beschützer der Stadt, und zuweilen vereinigt dort eine Pagode noch innerhalb der Stadt die günstigen Einflüsse der schönen Lage. Sie steht in Wechselwirkung mit der großen Fengshui-Pagode der Stadt, die in weiterer Ferne im Südosten, jenseits des Flusses sich auf einem Berge erhebt. Von dort genießt man gewöhnlich einen prächtigen Blick auf Stadt und Strom, dort sind weitere Heiligtümer angelegt, Tempel für buddhistische und taoistische Gottheiten, für verdiente Männer, Steinreliefs, Felsinschriften, Altäre in Fels-höhlen und ein heiliger Hain. Erhebt sich im Süden der Stadt, jenseits des Flusses, ein naher Bergzug, etwa mit bemerkenswerten Höhlen, so ist die glückliche Lage vollkommen. Der Bergrücken vertritt alsdann die Stelle einer Geistermauer, auch er ist mit Tempeln und Heiligtümern geschmückt und gewährt zugleich Schutz vor dem Eindringen übler Einflüsse, ja seine Heiligkeit strahlt in die Stadt. Das Bedürfnis, eine schöne Lage baukünstlerisch und religiös zu verklären, tritt also auch bei diesen Stadtanlagen hervor. DerBerg im Norden, an dem die Stadt hängt, wird oft künstlich geschaffen. So ist der Kohlenhügel in Peking, nördlich vom Kaiserpalast, künstlich aufgeschüttet und bildet den Richtepunkt der großen Hauptachse. Hier ist auch der künstliche See mit Inseln angelegt und füllt die Fläche aus im Westen der Kaiserstadt. Seen, in und neben den Städten, gehören zu ihren Heiligtümern. Berühmt ist der See des Großen Glanzes in Tsinanfu, noch berühmter der viel

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