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0017 Baukunst und Landschaft in China : vol.1
Architectural Arts and Landscapes in China : vol.1
Baukunst und Landschaft in China : vol.1 / Page 17 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000203
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Landschaft oder liegen verborgen im Gebirge, in Hainen, und werden dort völlig eins mit der Natur.

Ein berühmter Gedächtnistempel liegt in der Mitte der alten Heerstraße, die über das Tsín ling-Gebirge durch die Provinz Shensi führt. Miao tái tze ist der Gedächtnistempel für den Kanzler Chang Liang. Die Erinnerung an ihn ist frisch geblieben, und er wird heute noch dort verehrt als Schutzgeist der Gegend, aus der er stammte und zu der er im Alter zurückkehrte. In jenem Bergtal, eingebettet in Haine aus Bambus, Zypressen und Kiefern, fühlt man ganz das Entzücken der Einsamkeit: »Hier hört man keine gemeinen Laute. Wohne einige Tage hier, und der Ort wird dir eine heilige Heimat.« Plananlage und anmutige Ausbildung der Einzelheiten ergänzen sich aufs glücklichste, Pavillons mit geschwungenen Dächern krönen die Hügel, und selten hatte ich in stärkerem Maße als hier den Eindruck, daß ein Tempel dem inneren Gedanken und der äußeren Form nach aus der Umgebung auf das Natürlichste herauswächst.

Schon im mittleren China werden die Formen der Architektur lieblicher, auch die Grundrißbildung der Tempel und Paläste ist dort nicht mehr so großartig wie in den Ebenen des Nordens, die Bauten schmiegen sich noch mehr der Natur an. Den Höhepunkt dafür bildet Szechian, die schönste und reichste Provinz Chinas. Dort haben die Gunst der Natur und der Fleiß der Menschen Bilder der Landschaft und Werke der Kunst geschaffen, die in ihrem reinen Zusammenklang kaum übertroffen werden können. DerWechsel von hohen und mittleren Gebirgen, von Hügelland und Ebenen, der Ueberfluß an Wasserstraßen, der Segen reicher und gleichmäßiger Niederschläge, ein mildes Klima und große Fruchtbarkeit, alles das schuf die Vorbedingung für dichte Siedelung, für Wohlstand und Frohsinn. Freude am Leben und an der Natur entwickelte die künstlerisch e Phantasie des Szechílanesen, und das Ergebnis davon waren dichterische Begabung, gesteigertes Bedürfnis nach Farben und nach gefälligen Bauformen, und vor allem ein inniges Verhältnis zu dem Erdboden und dem Lande, in dessen Schönheit und Segen die Götter selbst sich offenbaren. Auf der Wanderung durch Szechílan begegnet man fast auf Schritt und Tritt zahllosen Werken der Kunst, die das Entzücken aller Reisenden gebildet haben.

In Szechílan überragen die Tempelbauten an Zahl die aller anderen Provinzen. Ausgedehnte Wälder und Haine führen zu den Anlagen und schließen sie ein. Pagoden krönen die Bergspitzen. Weihrauchtürme schmücken Tempel und Dörfer. Ehrenmaste umgeben Altäre und Gräber, die Aufbauten der Stadtmauern und ihrer Tore streben graziös in die Luft. Wegaltäre, meist für die Götter des Erdbodens und des Reichtums, begleiten die Straßen. Gedenksteine und Inschriften, oft in großen Gruppen, Ehrentore aus rotem Sandstein und Pavillons beleben die Umgebung von Ortschaften. Merkwürdige Punkte, wie Wasserfälle, Felsbildungen, Wegkreuzungen, Pässe sind betont durch Steine und Altäre für die Schutzgottheiten oder durch Inschrifttafeln, auf denen geschichtliche Ereignisse, die Schönheit des Landes und die Gunst der Götter gepriesen werden. jede ausgezeichnete Naturform, der Umriß eines Berges oder die Gestalt eines Flusses oder der Ebene, ist mit Phantasie in Beziehung gesetzt zu mythologischen Gedanken und Begebenheiten, und die kurzen, gehaltvollen Namen und Erzählungen sind in aller Munde. Das ganze Land wird lebendige Geschichte durch die Werke der Baukunst. Die Tempel sind meist weithin sichtbar als Bestandteile der Landschaft und lassen schon äußerlich das Wirken der Natur und die menschliche Tat als Einheit erkennen.

Die Ebene um die Hauptstadt Chéngtufu wurde schon um Christi Geburt aus einem Sumpf- und Ueberschwemmungsgebiet in den fruchtbarsten Teil der Provinz Szechíian verwandelt. Das geschah durch die Anlage von Wasserläufen und durch eine geregelte Bewässerung. Die Urheber des genialen Planes waren die Ingenieure Li Ping und sein Sohn OH Lang, die seither als die°'Heroen von Szechíaan geheiligt und verehrt sind. Ueberall in der ganzen Provinz, in der der Reisbau die erste Stelle einnimmt, errichtete

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