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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0510 Aus Siberien : vol.2
シベリアより : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / 510 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000224
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schmücken. In den Städten wiederum nimmt diese Verunstaltung der Sprache zu, je mehr man sich dem gelehrten Kreise der Bevölkerung nähert, der eine ihm ganz eigenthümliche Sprache hat. Hier wird nicht nur ein unermesslicher Schwarm von fremden Ausdrücken gebraucht, sondern auch der ganze Satzbau des vaterländischen Idioms verändert und untürkisch gemacht. Die Vocalgesetze der Sprache werden über den Haufen geworfen und den Fremdlingen zu Liebe verändert. Es ist, als ob

die Gelehrsamkeit solche Unnatur fordere, denn der Mulla zwingt. die lesenden Schüler, urtürkisch auszusprechen und rügt auf s Strengste die volksthümliсhe richtige Intonirung. So kommt es auch, dass die weniger gelehrten Leute beim Lesen nach Art der Mulla aussprechen.

Die G elehrsamkeit hat es gleichsam darauf abgesehen, die Volkssprache auszurotten. Der gewöhnliche Mann , der ohne ein Gelehrter zu sein, nur zu lesen und zu schreiben versteht, schreibt und liest türkisch. Sobald er aber ein wenig mehr gelernt hat, wendet er sich mit Abscheu von jenen Zeugnissen der Unwissenheit, von der geistigen Nahrung des gemeinen Mannes, und vertieft sich in das Studium des Persischen. Beim Schreiben bedient sich der Halbgelehrte noch der türkischen Sprache, da er der persischen noch nicht mächtig genug ist. Arabisch liest er nur den Koran, lernt Gebete und arbeitet einzelne arabische Bücher mit Interlinearübersetzung durch. Ist der Gelehrte aber bis zur arabischen Grammatik vorgedrungen und hat er einige Kenntniss des Arabischen erlangt, so vernachlässigt er auch die persische Sprache und beschäftigt sich

nur mit dem Arabischen, dem ,Ziele eines jeden Gelehrten. Im Schreiben bedienen sich diese grössеrеn Gelehrten meist nur der persischen Sprache, unbekümmert darum, ob der Empfänger des Briefes persisch versteht oder nicht. Dieser Arme muss sich oft erst einen Mulla suchen, der ihm die Schrift seines Landsmannes übersetzt. Die Sprache des officiellen Schriftwechsels in Dokumenten, Erlassen etc. der Regierung ist stets die persische, selbst in Kokand. Der Grund davon ist, dass jeder Beamte stets einen Mulla bei sich hat, der natürlich persisch schreibt. Ich habe oftmals Gelegenheit gehabt, die Ausfertigung officieller Schriften zu beobachten. Der Beamte theilt dem mua (Mirsa) den Inhalt der Schrift mit, dieser führt sie aus, und jener legt einfach sein Siegel bei.