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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0512 Aus Siberien : vol.2
シベリアより : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / 512 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000224
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J-   r~т~дг5.

— 470 —

Die Sitze der Gelehrsamkeit sind die Medressen; hier werden nur religiöse Studien getrieben, und es wird für eine Sünde gehalten, sich dem Studium der Poesie oder anderer Litteraturzweige zu widmen. Diese Ansicht ist die allgemein verbreitete, die es auch mit sich bringt, dass man höchst selten Werke über Poesie oder Geschichte in türkischer oder persischer Sprache antrifft. Selbst unter dem Volke sind meist nur heilige Legenden oder Hikmete zu finden. Die eigentliche Volkslitteratur ist daher nur sehr gering und ich übergehe sie, da Vambéry das Hauptsächlichste derselben in seinen Dschagataischen Studien mitgetheilt hat. Viel Neues liesse sich natürlich aus dem Munde des Volkes sammeln.

Dieses Vorherrschen der Gottesgelehrsamkeit erklärt natürlich, weshalb in • den Chanaten Gelehrsamkeit und Fanatismus zusammenfallen. Je mehr man sich der Wissenschaft hingiebt, um so mehr ist man fanatischer Mohammedaner, und die höchsten Gelehrten sind die wahren Schürer der Unduldsamkeit. Sie .sind die steten Urheber der Unruhen in Mittelasien, haben den Emir zum diesjährigen Kriege gezwungen , tragen die Schuld, dass Samarkand in Asche und Triimmern liegt, und sie werden jeden Chan zwingen, die Verträge щit Ungläubigen, welche von Anfang an ein Treubruch sind, zu zerreissen. Der Emir von Buchara und seine Beamten müssen mit den Gelehrten eng zusammenhalten, denn sie wissen, dass ihre Macht bei diesen wur= - zelt. Daher sind sie äusserlich streng rechtgläubig und unterstützen ihrerseits diese Stützen der Religion.

Die grosse Mehrzahl der Gebildeten gehört dem Handelsstande an; diese Handelsleute sind weniger fanatisch als die Gelehrten und Beamten, sie sind daher auch den Russen weniger feindlich gesinnt; doch auch sie sind zu gute Mohammedaner, um nicht, wenn die Religion bedrängt wird, sich auf die Seite der Schützer derselben zu stellen, wenn sie sich auch, sobald die Verhältnisse es erheischen, dem neuen Herren willig unterordnen.

Das Volk endlich ist apathisch und charakterlos, es erfüllt die religiösen Vorschriften streng. Es hasst zwar seine Peiniger, die Beamten und Gelehrten, wird aber leicht durch Vorspiegelungen der Gelehrten zum Fanatismus verleitet.

Die Kirgisen und. Kara-Kalpaken endlich kennen .den mihammedanisehen Fanatismus nicht; sie sind zwar äusserlich