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0037 Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.2
Postancient Buddhist Culture in Central Asia : vol.2
Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien : vol.2 / Page 37 (Color Image)

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[Figure] The diagram of the foundationSCHEMATISCHER PLAN DES FUNDAMENTS.

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doi: 10.20676/00000040
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Schirm aus Fahnen und Tüchern zu entfernen : hinter diesem Schirm befindet sich angeblich der Eingang in die buddhistische Cella, deren Bilder aber wohl kaum noch erhalten sein werden.

Weiter stromaufwärts liegt auf dem rechten Ufer in ziemlicher Höhe ein ausgedehnter Bau, der relativ späten Zeiten angehören dürfte; dies ist die einzige Anlage des Tales von Tuyoq, in der wir, bei allerdings nicht abschließender Untersuchung, keine Spuren manichäischer Mss. gefunden haben.

Die wichtigste Anlage liegt auf der linken Seite des Baches, in der Biegung des Stromes, so daß man von den dort gelegenen Tempeln und Klöstern aus das ganze Tal entlang schauen kann — ein Blick der in seiner Mischung von Lieblichem und Abstoßenden, von lachendem Grün und wildzerrissenem kahlen Gestein immer viel Anziehendes geboten haben muß.

Unter den Tempeln dieser Anlage fand sich, unterhalb der „Anlage Klementz Nr. 6" und oberhalb der „Mucilinda-Hőhle«1 ein rechteckiger gewölbter Kuppelraum persischer Bauart, der die Zelle eines Mönches gewesen sein dürfte. Um die Wände des Zimmers zog sich ein 11/2-2 m breites, 25 cm hohes Podium, etwa dem „liwein" der modem ägyptischen Häuser entsprechend? Die Mitte des Zimmers, der „durqa'ah" der ägyptischen Räume vergleichbar, lag somit etwas tiefer. Ein hübscher Kamin befand sich dem Eingang gegenüber; neben der Tür war eine ri/2 m hohe Pritsche angebracht, die, aus Luftziegeln errichtet, ebenso wie Fußboden und Wände sauber mit Stuck abgeglättet und getüncht war. Von dem aus einem weichen sandigen Konglomerat bestehenden Gestein der sich hinter den Gebäuden der Anlage erhebenden steilen Felswand hatte sich, anscheinend schon vor langer Zeit, ein mächtiger Block abgelöst; er hatte im Sturze die Kuppel unseres Zimmers eingedrückt und den Innenraum mit Trümmern erfüllt.

Unter diesen Massen von Sand und Gestein hatte sich der zum Teil auf den Podien, besonders aber in der durqa'ah liegende Schatz von Manuskripten leidlich erhalten. Die Grabung ergab, neben prachtvollen Stickereiresten u. a. m., Manuskripte in

Bráhml und Guptaschrift, sowie in anderen indischen Charakteren, auf Papier, Palmblatt und Birkenrinde (von den beiden letzteren nur winzige Fragmente), Bruchstücke von manichäischen, syrischen, soghdischen und uigurischen Büchern und Schriftrollen, mehrere Fragmente einer leider längsweise zerrissenen Buchrolle in der Schrift der Hephthaliten und einige Reste von einem in einer vielleicht der Kharoslthi verwandten, noch

unbekannten indischen Schriftgeschriebenen pothi-Buche.

In diesen Uberresten einer alten Bibliothek wurden auch einige Reste manichäischer Literatur in „köktürkischen Runen" gefunden ; eines davon, auf dem Rücken einer chinesischen buddhistischen Buchrolle der T'ang-Zeit geschrieben,war augenscheinlich einHilfsmittel, für manichäische Missionare, zur Erlernung der schwierigen türkischen„Runen"-Schrift.

SCHEMATISCHER PLAN
DES FUNDAMENTS

Es ist der leider nur kleine Uberrest eines vergleichenden Alphabets : es zeigt die Reste dreier Zeilen „köktürkischer Runen« (im ganzen to Charaktere) mit daruntergeschriebenem Lautwert in manichäischer Schrift. Das interessante Fragment dürfte uni 800 n. Chr. entstanden sein. Ein anderes, diesem Fundort entstammendes Fragment in „Runenschrift” ist von Exzellenz Vilhelm Thomsen, dem genialen Bahnbrecher auf dem Gebiet der türkischen Philologie, veröffentlicht worden!

Außer diesen Schriftresten enthielt diese zerstörte alte Bibliothek große Mengen von teilweise verbrannten chinesischen Buchrollen, sämtlich buddhistischen Inhalts.

M U R T U Q

In den Anlagen von Murtuq hat der Herausgeber selber keine manichäischen Uberreste gefunden. Als er im Jahre 5905 die Klosteranlage Bäzäklik besuchte, erlebte er eine große Enttäuschung. Der Techniker, Herr Bartus, hatte ihm nämlich erzählt, daß er bei seinem ersten Besuch in Bäzäklik im Jahre 1903 dort einen hochgelegenen Tempel gefunden habe, den er den „Tempel der Fremdvölker« getauft habe. Die Wände dieses Tempels zeigten nämlich nach Bartus' Beschreibung, lange Reihen von seltsam gekleideten Leuten, darunter sehr viele in weißen Gewändern. Besonders fiel ihm aber eine Gruppe auf, die den

1 Vergl. Grünwedel, Altbuddhist. Kultstätten, S. 321 ff.

z Vergl. Lane, Modern Egyptians, Ste Ausg., London 1860, S. r r und 12. Es ist bezeichnend, daß die Wörter liwán und durqa'ah persischen Ursprungs sind. Sie entsprechen den persischen Bezeichnungen äiwan und därgäh. In Ostturkistan wird heute noch

in dieser alten persischen Art gebaut. Die niederen, den aiwan umgebenden Podien heißen bei den Osttürken heute sűppä, såpä für ar. ä:.., woher unser Sofa entlehnt ist.

3 Vilh. Thomsen, „Ein Blatt in tűrkischerRunenschrift". Sitzber. Kgl. Preuss. Ak. d. Wiss. rgro.

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