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0030 Chotscho : vol.1
ホッチョ(高昌) : vol.1
Chotscho : vol.1 / 30 ページ(白黒高解像度画像)

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doi: 10.20676/00000194
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MANICHÄISCHES WANDGEMÄLDE AUS CHOTSCHO.

Durchaus wie die Vergrößerung einer manichäischen Miniatur mutet die hier gebotene Wiedergabe des Wandgemäldes aus dem mittleren Saal des Hallenkomplexes der Ruinengruppe ,K° an. Es ist die lebensgroße oder selbst überlebensgroße, fragmentare Darstellung eines Mannes im reichen Hohenpriesterornat der Sekte des Haeresiarchen Mini, die sich dem Beschauer auf der linken Seite des Bildes darbietet. Der Kopf ist ziemlich gut erhalten und zeigt uns die Züge eines ehrwürdigen Greises; die hohe Stirn ist durch Runzeln gefurcht, die sich an den Schläfen zu den äußeren Augenwinkeln herabziehen. Die dunklen Augen selbst sind anders gezeichnet als die der zahlreichen, den Hohenpriester umgebenden Electi und erwecken den Eindruck, daß das Porträt von einem Ostasiaten ausgeführt sei, oder einen Ostasiaten darstelle. Vor dem schematisch gemalten, am Läppchen mit einer Durchbohrung versehenen Ohr hängt eine seltsame dünne Bartsträhne herab ; ein schwacher, hängender Schnurrbart ziert die Oberlippe, ein schwacher Spitzbart das Kinn. Das lange Haupthaar ist, wie der Bart, weiß ; es ist nach hinten gekämmt und hängt in Masse über die Schultern herab. Auf dem Haupt trägt der Priester eine hohe Kappe seltsamer Form, die aus Goldbrokat hergestellt zu sein scheint. Ob die Seiten der Kappe geschlossen oder offen sind, läßt sich mit Bestimmtheit nicht angeben : die Kopfbedeckungen ähnlicher Art, die die Electi tragen, scheinen an den Seiten offen zu sein.

Ein schwarzes Band umgibt die wulstige Basis der Kappe; dasselbe oder ein anderes, ähnliches, nach oben sich stark verjüngendes Band ist von vorn nach hinten über die Mitte der Kappe gezogen ; ein Ende davon flattert hoch vom Hinterkopf nach rechts. Zwei an den Seiten der Kappe befestigte, breite, rote Bänder dienen zu ihrer Sicherung beim Tragen ; sie laufen vorn am Ohr vorbei und sind unter dem Kinn zusammengebunden ; die beiden mit Quasten versehenen Enden der Bänder hängen auf die Brust herab. Da der Körper stark zerstört ist, würde man über die Gewandung dieser Persönlichkeit im Dunkeln sein, wenn nicht auf einer Miniatur unserer Sammlungen ähnliche rituelle Kleidungsstücke vorkämen, die uns erlauben, diese Tracht mit einiger Wahrscheinlichkeit zu beschreiben. Sie bestand in einem langen, weißen Gewande, ähnlich dem weißen Priesterrock, den die Electi tragen ; über die Schulter aber läuft ein auf beiden Seiten mit goldenen (gelben) Borten besetztes, breites, rotes Band, das, mit goldenen Rankenornamenten verziert, bis zu den Füßen herabfällt. Auf der Miniatur verbreitern sich diese Bänder etwas nach ihren unteren Enden hin und sind dort mit einer gelben Fransenborte besetzt. Schwerer zu erklären ist die rechtwinklige Kante eines schmalen Rahmens, der am linken Oberarm unter der Schulter erscheint ; der Kopf einer Gottheit ist auf dem von diesem Rahmen umfaßten Bilde gerade noch erkennbar : er ähnelt dem auf der Tafel 2, Abbildung b vorkommenden Kopf.' Ob dieses Bild etwa als eine auf dem Brustteile des Kleides angebrachte Stickerei zu denken ist, oder ob es ein vor der Brust getragenes Bild, der bemalte Einband oder das Schutzbrett eines ebenso getragenen heiligen Buchest ist, können wir nicht entscheiden.

Verschieden von allen sonst auf manichäischen Bildern vorkommenden Aureolen ist der Nimbus, der den Kopf des Priesters umgibt. Er besteht aus einer carminroten, weiBlich umrandeten Scheibe, die wir für eine Darstellung der Sonne halten: die Sichel des Mondes, in gelber Farbe gemalt, ist um die Scheibe herumgelegt, und das so zusammengesetzte Aureol scheint uns den Träger als eine besonders wichtige Person zu kennzeichnen. Sonne und Mond, als naves lucidae, spielen in der Mythologie der Manichäer eine so große Rolle, daß ihr Auftreten als Attribute vielleicht ein Hinweis darauf ist, daß wir den Religionsstifter selbst vor uns haben. (Für die dieser Annahme widersprechenden Tatsachen cf. Einleitung, Ruine ,K°.)

Der größere Teil des Gemäldefragmentes wird von den, sehr viel kleiner dargestellten, Figuren von Männern und Frauen ausgefüllt. Sie zerfallen in drei Gruppen, von denen die bei weitem größte die ganze Mitte des Fragmentes einnimmt. Sie besteht aus einer Anzahl von Männern in weißer Kleidung, die, in Reihen geordnet, in ehrerbietiger Stellung mit nach dem Hohenpriester gewendetem Gesicht gruppiert sind. Nur vier solcher Reihen sind erhalten; die (stark zerstörten) Figuren der obersten

(hintersten) Reihe scheinen der Perspektive halber auf kleinerem Maßstabe gezeichnet zu sein als die der anderen. Die Kleidung dieser Männer ist überall dieselbe; sie besteht aus der geschweiften, weißen Kappe, die augenscheinlich das Zeichen einer gewissen Rangstufe der manichäischen Hierarchie ist, und aus dem weißen, mit weiten Ärmeln versehenen Chorhemd; die Enden der roten Mützenbänder fallen auf die Brust herab und erinnern an die „Beffchen° unserer Geistlichen. Die Hände sind auf der Brust zusammengelegt und unter den weiten Ärmeln verborgen ; das schwarze Haar ist in der Mitte gescheitelt und nach den Seiten zurückgekämmt; es fällt in mehreren breiten, bandartigen Strähnen auf den oberen Teil der Schulter und auf den Rücken herab. Die oberste Reihe scheint aus bartlosen Jünglingen zu bestehen, die nächstfolgende Reihe zeigt Männer mit kleinem Schnurrbart, die dritte ältere Gesichter mit Schnurrbart und kleinem Spitzbart; die vorderste Reihe endlich Leute mit stärkeren Bärten und durch Alter und Nachdenken gefurchten Stirnen. Die Gesichter tragen alle westasiatischen Typ; die der drei vordersten Personen sind ausgesprochen semitisch. Die Männer der zweiten, dritten und vierten Reihe tragen ihren Namen, in spätsoghdischen Charakteren mit schwarzer Tinte geschrieben, auf oder neben ihrem Bilde; nur an einer Stelle, nämlich zwischen dem zweiten und dritten Kopf der untersten Reihe (von links gezählt), steht in roten manichäischen Lettern der Name Niw 'Ohrmizd M (?) ..., der wahrscheinlich auf die Person zu beziehen ist, deren halber Kopf noch erhalten ist. — Die Namen sind schwer zu erkennen, da sie stark beschädigt sind — es wird vorgeschlagen wie folgt zu lesen : In der zweiten Reihe von links nach rechts 1) Ästud(?) puhr; 2) Nariman(?) mir bd(?); 3) Wispuhr murwa; 4) erloschen

bis auf die Endsilbe     da.

In der dritten Reihe: I) Ästud nosc; 2) ... ? ? ...; 3) Raim(a)z-t(??)y(a)ru;; 4) Raim(a)z-t(??)yazd ; daneben in später uigurischer Schrift einige unleserliche Buchstaben; 5) Alp-Arslan in später uigurischer Schrift; 6) Sad (?) Yiso.

In der vierten Reihe: 1) Yasan(?) murwa iossti(?); vacat; 3) wie oben erwähnt: Niw 'Ohrmizt m.

Das rechte Viertel des Gemäldefragments enthält die zwei übrigen Gruppen nämlich links vier oder fünf Reihen von je zwei Frauen im rituellen Gewand und rechts die Reste von Bildern manichäischer Laien im bürgerlichen Alltagsrock; dies sind, soweit die Gruppen erhalten, wiederum lauter Männer.

Die Frauen tragen ähnliche weiße Chorhemden wie die Männer, den Kopf aber schmückt eine das Haar verdeckende hohe Mütze aus weißem Stoff. Diese Mütze scheint aus einem Gestell aus Filz oder dergl. zu bestehen, über welches ein weißes Tuch so drapiert ist, daß es an den Seiten und nach hinten in einer vorgeschriebenen Anordnung herabfällt. Nur bei dem untersten Kopfe links scheint das Haar — in derselben Weise wie bei der auf Tafel 3 (a) dargestellten Manichäerin — sichtbar zu sein. Ein Vergleich des dort dargestellten Kostüms mit den hier gegebenen Abbildungen läßt eine Reihe Abweichungen zu Tage treten, die vielleicht durch einen Unterschied in der Zeitperiode, der Rangstufe, eventl. auch der Sekte zu erklären sind.

Die weißgekleideten Männer dürften Electi, die Frauen Electae der manichäischen Kirche sein, während die Laien Auditores sein werden. Ihre Kleider bestehen aus langen Röcken mit breitem Gürtel, schwarzem Schuhwerk und Kappen, deren schlechte Erhaltung eine genauere Beschreibung nicht erlaubt. Die Mütze oder vielmehr vielleicht die Haartracht der beiden zu unterst dargestellten Männer scheint aber die sonderbare Form zu haben, die wir bei dem Bilde des einen Stifters auf Tafel 26 am besten erhalten finden. -

Natürliche Größe des Bildes: 1685 X 88 cm.

Dies Fragment gehört zu demselben Wandgemälde; es wurde im Schutt in der Nähe dieses größeren Bruchstückes gefunden.

z Manischtische Schriften in Form indischer Bücher (pothi) hat es gegeben, denn unter der Ausbeute der Zweiten Kanigl. Preuß. Expedition (Turfan Ill) befindet sich ein Bündel Blittereines solchen Buches mu dem illuminierten Vorderblatt. Der Text dieses pothi ist in türkischer Sprache in manichäischen Lettern niedergeschrieben.

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