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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0036 Chotscho : vol.1
ホッチョ(高昌) : vol.1
Chotscho : vol.1 / 36 ページ(白黒高解像度画像)

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doi: 10.20676/00000194
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MANICHÄISCHE VOTIV- ODER TEMPELFAHNEN.

NATÜRLICHE GRÖSSE.

Dlese beiden und einige andere ähnliche Tempelfahnen wurden in dem engen Gange neben der „Bibliothek" in dem Ruinen-Komplex , K" gefunden. In Form, Material, Malweise, Art der verwendeten Farben und Komposition ähneln sie durchaus den buddhistischen Tempelfahnen (cf. Tafel 41 u. 42). Es sind oben dreieckig zurechtgeschnittene, schmale Streifen eines aus Boehmeria- und einigen Leinen-Faserfaden gewebten Stoffes. (Vergl. nebenstehendes Schema). Der obere, dreieckige Teil ist bei den in dieser Hinsicht besser erhaltenen Exemplaren mit einer 4-5 cm breiten Borte aus Stoff derselben Art eingefaßt; die Enden der Borte hängen von den Seiten der Basis des dreieckigen Teils rechts und links vom Bilde bis unter dessen Ende wimpelartig herab. Am Fußende des Bildes ist ein am unteren Ende mit einem

trapezförmigen, oft bemalten, Brettchen beschwertes Stück Stoff angenäht, das ungefähr dieselben Dimensionen wie die Bildfläche der Fahne besitzt. Dieses Stück Stoff ist gewöhnlich mit einem, zuweilen mit zwei Schlitzen versehen und kann, ebenso wie die seitlichen Wimpel, aufgemalte oder in verschiedenen Arten der Färbe-Technik hervorgebrachte Verzierungen zeigen. Bei den hier reproduzierten Votivfähnchen fehlen diese Accessoria; nur das Bild selbst ist erhalten.

a. Die Fahne zur Linken trägt auf der einen Seite das hier wiedergegebene Bild einer manichäischen Electa; die andere Seite zeigt das Bild derselben Frau wahrscheinlich in der Laientracht der Periode, das in der Darstellung der Dame links zu Füßen des Elecfus auf Fah ne b wiederkehrt. Der dreieckige Teil der Fahne enthält die Darstellung einer auf einem hohen Thron in europäischer Weise sitzenden menschlichen Gestalt in rotem Gewand. Das stark zerstörte, ziemlich ausdruckslose Gesicht ist anscheinend von einem roten Nimbus umgeben, neben dem links und rechts in Stirnhöhe mehrere kleine menschliche Köpfe, vielleicht sogar knieende Figürchen, dargestellt sind. Die Hände ruhen im Schoße oberhalb des Gurtes und seiner zur Erde herabfallenden Enden ; sie halten ein Buch europäischer Art mit verziertem Einband. Rechts und links von dieser Heiligenfigur erscheinen auf blauem Hintergrunde die auf orientalische Weise sitzenden Gestalten zweier weiBgekleideter Menschen mit auf der Brust gefalteten Armen; die Hände sind ehrfurchtsvoll mit den Ärmeln verhüllt. Von dem bankartigen Thron sind außer dem gedrehten, säulenartigen Fuß rechts einige Details zu erkennen; es ähnelt in der Form dem auf Tafel 40 dargestellten Sitz.

Unterhalb dieser wichtigen, leider stark zerstörten Szene läuft, oben und unten von geraden, gelben Linien eingefaßt, eine Schmuckborte, die das Dreieck vom Bilde der dargestellten Person trennt. Sie besteht aus einer in zwei Schattierungen roter Farbe ausgefiihrten Zickzacklinie, deren obere Winkel durch ein rotes Kreissegment ausgefüllt sind. Darunter sieht man eine Reihe von abwechselnd hell- und dunkelblau gemalten senkrechten Streifen; das Ganze dürfte die Darstellung eines blauen Vorhangs unter einem gerafften roten Tuchfriese sein.

Die Gestalt der Electa steht auf einem gelben Teppich, der in rötlichbraunen Linien ein ,Wassermuster" und hinten einen Teil der Randeinfassung zeigt. Der Hintergrund ist ein strahlendes Rot; zwei stilisierte Lotusblumen, wie sie in buddhistischen Wandgemälden überaus häufig vorkommen, sind links als Raumfüller angebracht. Auf der rechten Seite hängt von der Schmuckborte die gelb gemalte Namentafel herab; die Inschrift lautet: ,bosus t(ä)ngrim körki ol" _ „dies ist das Bild der Fürstin Bosusch (Sorge)." Darunter knieet, in ehrfurchtsvoller, aber nicht anbetender Stellung (cf. die anbetende Frau der Fahne b!) eine ganz schematisch gemalte weibliche Figur in (fürstlicher?) Laientracht.

wischt; es ist breit und voll, die Nase leicht geschwungen und fein, die Brauen etwas schräg gezogen. Die weiße Mütze ähnelt der von den Elecfae auf dem Wandgemälde (Taf. I) getragenen Kopfbedeckung, ist aber etwas niedriger und von weniger regelmäßiger Form. Schwarzes Haar (oder ein Teil einer schwarzen Untermütze) ist an der Stirn und den Schläfen sichtbar. Das Kostüm ist jener, der Sekte der Manichäer eigentümliche weite, weiße Rock; unter diesem scheint ein mit roten Bändern über dem Busen zusammengehaltenes Unterkleid derselben Farb; getragen zu werden. Die roten Bänder sind augenscheinlich an einer breiten roten Schnur befestigt, die bis zu den Füßen herabfällt und dort in einer großen Quaste endigt. Dcr untere Rand des anscheinend viel zu langen Kleides umgibt, in sonderbare Wülste geordnet, die Füße der Manichäerin. Die Arme sind unter dem Busen zusammengelegt und in der üblichen Weise durch die weiten Ärmel verhüllt; sie tragen ein gegen die Brust gedrücktes, gebundenes Buch europäischer Form.

b. Etwas abweichend ist das auf der rechten Seite abgebildete Fähnchen. Der dreieckige Oberteil trägt nämlich die Gestalt eines weiBgekleideten Mannes, der, auf einem Throne sitzend, die Rechte belehrend in eindringlicher Geste erhebt. Die unbedeckte Linke hält den gerafften Zipfel seines weißen Gewandes. Links und rechts erscheinen, auf blauem Hintergrund, wieder zwei weißgekleidete menschliche Figuren in ehrerbietiger Haltung auf dem Boden sitzend. Täuschen wir uns nicht, so ist die Figur zur Rechten eine Frau mit langem schwarzen Haar; ihr Gegenüber links scheint ein Mann zu sein.

Die Schmuckborte unterhalb dieser Darstellung scheint in ihrer Mitte einen etwas anderen Decor zu haben, aber der Zustand dieses Teils des Bildes läßt ihn nicht genau erkennen.

Umgeben von Raumfiillern (Lotusblumen) steht auf demselben roten Hintergrund die Gestalt des Electus da. Das Gesicht ist voll und zeigt spärlichen Bartwuchs an Kinn und Wangen; ein ebenso spärlicher Schnurrbart erscheint auf der Oberlippe; an der Unterlippe hängt ein winziger Bart. Die Haare sind in der Mitte der Stirn gescheitelt und hängen in bandartigen Strähnen auf Schultern und Nacken herab. Die manichäische Flügelkappe ziert das Haupt, die roten Mützenbänder sind unter dem Kinn gebunden ; ihre mit Quasten verzierten Enden hängen auf die Brust herab. Das weite, weiße Gewand ist hoch am Halse geschlossen. ähnelt aber sonst dem der Electa. Da auch hier eine rote Quaste an langer Schnur von der Mitte des Körpers herabfällt, mag unsere oben geäußerte Ansicht über diesen Teil der Kleidung irrig sein — vielleicht ist es vielmehr das Ende eines Leibgurtes. Die Namentafel zur Linken des Fähnchens ist leider unbeschrieben geblieben.

Rechts von der Gestalt des Electus kniet ein junger Mann — nur Kopf und Schulter sind erhalten, aber aus anderen Stücken läßt sich der Rest der Figur leicht ergänzen. Der Kopf trägt eine schwarze kegelförmige Kappe mit schmalem hellen Band am Vorderteil, unter ihr erscheint der Rand des Haares und mehrere lange, steif herabfallende Haarsträhnen. Die Kleidung bestand wahrscheinlich aus einem langen, grünen Rock (capan), der von einem Leibgurt umspannt wird, nebst weiten Beinkleidern und hohen schwarzen Stiefeln. Die Hände werden wie die der weiblichen Gegenfigur, anbetend, zusammengelegt gewesen sein. Das Kostüm ähnelt außerordentlich dem von den heutigen Bewohnern des Landes getragenen und dürfte persischen Ursprungs sein.

Interessanter ist die weibliche Figur. Sie trägt jenen seltsamen, aber auf Bildern dieser Zeit häufigen, Kopfputz, dessen spitziger Vorderteil in ein doppeltes Ende aus rotem Stoff ausläuft. Das Gesicht trägt auf Stirn und Schläfe und Wange rote Schmuckflecke; große, glockenförmige, goldene Ohrringe hängen auf die Schultern herab. Das Kleid ist eine am Halse geschlossene, bis zu den Füßen reichende Robe aus rotem Stoß. Der Umstand, daß die Frau anbetend die Hände zusammenlegt, ist leicht zu erklären, wissen wir doch, daß die Electi „es waren, die den Auditores in manchen Fällen Vergebung der Sünden erteilten" (Baur, S. 283) — eine Befähigung, von der mit Bezug auf die Electae nichts überliefert worden ist.

Derartige Fahnen wurden sicherlich in großen Mengen fabrikmäßig angefertigt; alle diejenigen, die uns zugefallen sind, ähneln einander vollständig in den Figuren der Dargestellten. Bei welcher Gelegenheit man sie machen ließ, ist nicht bekannt; da das Bild a aber auf der einen Seite das Bild einer Dame im Laienkostüm, auf der anderen dagegen im Ornat der vollständig initierten Manichäerinnen zeigt, liegt die Vermutung nahe, daß die Verwandtschaft einer Person, die in die Gemeinde der Auserwählten eintrat, derartige Fähnchen zur Feier des Ereignisses herstellen ließ.

Wahrscheinlich wurden die Fasten- und Gcbethallen der Manichäer genau wie die Tempel der Buddhisten mit zahllosen ähnlichen Fähnchen geschmückt.

3.