国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF   日本語 English
0145 Chotscho : vol.1
ホッチョ(高昌) : vol.1
Chotscho : vol.1 / 145 ページ(白黒高解像度画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000194
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

BUDDHISTISCHE TEMPELBILDER AUS CHOTSCHO

UND DER STADT AUF DEM YÂR.

  1. Diese leider ziemlich stark zerstörte Tempelfahne ist ein Beispiel des gewöhnlichen Typs, wie er im Text zu Tafel 3 beschrieben worden ist. Bci der Auffindung fehlten die Einfassung des dreieckigen Oberteils, die Wimpel an den Seiten und der breite Anhänger, der am unteren Rande solcher Fahnen angenäht zu sein pflegt. Der Stoff ist ein grobes Gewebe, das nach der Analyse des Herrn Prof. R. Kobert in Rostock in allen bisher untersuchten Stücken aus Garn von hier und da mit einigen Leinenfibern gemischten Fasern der Boehmeria-Pflanze (Ramie) hergestellt ist. Der Stoff ist mit einer weißen Stärkepaste überzogen und dann gebügelt worden ; erst dann hat man darauf gemalt. Die Art der Farben konnte noch nicht festgestellt werden, da die Stücke zu kostbar sind, um sie zum Zweck der Untersuchung zu opfern : wir müssen uns mit der Angabe begnügen, daß sie in Wasser (aber nicht in Alkohol) ungemein leicht löslich sind.

Das dargestellte Bild ist eine Buddhafigur, die auf einem Lotusthrone steht. Links von ihr erkennt man mühsam die Gestalt einer knieenden Uigurin mit schwarzem Haarputz ; das flammenartige rote Zeugstück der Spitzkappe ist noch zu erkennen, ebenso Teile des weißen, mit roten, sich kreuzenden Linien verzierten Gewandes. Eine andere Figur scheint auf der rechten Seite ihren Platz gehabt zu haben.

Das Buddhabild selbst ist merkwürdig; es scheint sich aus zwei Gestalten des göttlichen Lehrers zusammenzusetzen, die, im Oberteil des Körpers vollkommen voneinander getrennt, ungefähr in Kniehöhe zusammenhängen und jedenfalls nur ein Paar Füße besitzen. Die blaue, schwarz umrandete Mandorla ist beiden gemeinsam, ebenso der Nimbus um die Köpfe, der aus einer weißlichen Scheibe mit gelber, blauer und wieder gelber konzentrischer Umrandung besteht. Die Gestalt zur Linken schaut geneigten Hauptes zu der Anbeterin herab; die linke Hand hält die schwarze Almosenschale, während die Rechte einen Stab mit einem, in der Aureole oberhalb des Kopfes erscheinenden, unkenntlichen Aufsatz zu tragen scheint. Das Kleid ist weiß, darunter blickt, etwa in Kniehöhe, der Rand eines beiden Gestalten gemeinsamen blauen Unterkleides hervor, das aui ein zweites weißes bis zu den Knöcheln reichendes Untergewand herabfällt. Die Schattierungen des Kleides sind in rötlichen Tönen ausgeführt. Die zweite, hinter der linken Schulter der eben beschriebenen Gestalt auftauchende Buddhafigur ist in ein weißes Gewand gehüllt, dessen Schattierungen von bläulich-violetter Farbe sind. Die rotgezeichnete rechte Hand erscheint unterhalb der Schulter der ersten Figur in undeutlicher Haltung; die Linke ist lehrend (?) über den Rand der Mandorla herausgestreckt.

Die Darstellung im Dreieckteil der Fahne ist nicht zu erkennen; über der Aureole sieht man noch ziemlich deutlich die trennende Schmuckborte mit ihrem hinter dem Nimbus verschwindenden Zickzackmuster. Die (nicht abgebildete) Rückseite der Fahne trägt die Darstellung einer Buddhafigur, die der Gottheit auf der linken Seite unserer Reproduktion ähnelt.

Die Deutung der Doppelgestalt ist vielleicht in der von Stanislas Julien mitgeteilten Legende aus Gandhära' zu suchen. Es wird erzählt, daß zu derselben Stunde zwei arme Leute einem Maler je ein erspartes Goldstück brachten, um sich dafür je ein Bild des Buddha malen zu lassen. Der Maler nahm das Geld und verwandte es zur Herstellung nur eines Bildes. Am Ablieferungstage erschienen die beiden Männer, um ihre Bilder abzuholen; als ihnen aber der Maler nur ein Bild überreichte, erstaunten sie und warfen sich Blicke zu. Der Maler erkannte ihre Gedanken und beteuerte, nichts von dem ihm übergebenen Gelde unterschlagen zu haben. Sogleich geschah ein göttliches Wunder: das Bild teilte sich in zwei vollkommene Darstellungen und entschuldigte so den Maler zur Freude der Gläubigen.

Der Augenblick des sich vollziehenden Wunders dürfte der Gegenstand der dargestellten Szene sein.

Natürliche Größe: 475X28 cm.

  1. Tempelbild aus der Stadt auf dem Yär.

Das Bild ist auf einem rechteckigen Stück Stoff aus Ramie-Fasern in derselben Technik gemalt wie a, aber die Rückseite ist unbemalt und es liegt daher nahe, anzunehmen, daß das Bild auf einem größeren Stücke anderen Stoffes aufgezogen, oder wenigstens von schmäleren oder breiteren Stoffrändern eingefaBt war.

Dargestellt ist, als junge Frau von ostasiatischen Gesichtszügen, eine Göttin, die, auf einem reichverzierten bankartigen Throne sitzend, ihrem Säugling die Brust reicht. Das Kind ist in ein Wickeltuch derartig eingehüllt, daß nur der Kopf frei ist; auch seine Züge tragen ostasiatischen Typ. Auf dem Haupte trägt die junge Mutter ein weißgefüttertes, karminrotes, mit goldgestickter Schmuckborte eingefaßtes Kopftuch, das durch zwei seitlich etwa in Ohrhöhe angebrachte, auf dem Hinterkopf in eine Schleife gebundene Bänder zu einer Art Mütze gestaltet ist; vielleicht kann man den Kopfputz

' StanislasJulien, Mémoires sur les contrées occidentales, Paris 1858, Tome I. S. 110.

sogar einfach als eine Kappe mit herabhängendem Nacken- und Seitenfortsatz erklären. Um das Haupt der Göttin erscheint eine Aureole, die aus einer gelblichen Scheibe mit zwei konzentrischen Umrandungen besteht; diese enthalten karmin- und mennigrote Farbtöne; bei dem Kinde fehlt der Nimbus. Als einzigen Schmuck trägt die Göttin eine aus schwarzen Kugeln bestehende Halskette und Ohrringe schwer zu bestimmender Form. Das Gewand der Frau ist ein langer, bis auf die Füße herabfallender Rock von mennigroter Farbe, der am Hals mit einem gestickten Kragen, an der in der Mitte des Körpers erscheinenden VerschluBlinie, am Ende des Ärmels und am Unterrand des Kleides mit einer gestickten Borte verziert ist. Gelbe Rauten bilden die Musterung des Kleides; sie sind durch zwei Parallelstriche in jc vier kleinere Rauten geteilt und jede dieser kleineren Rauten enthält in ihrer Mitte einen runden, karminroten Punkt. Der mit einem niedrigen, schwarzen, wcißcingefaBten Schuh bekleidete rechte Fuß ruht auf dem mit einem Rankenornament verzierten Untergestell des Thrones. Dieser ist von einfacher Herstellungsart : auf dem erwähnten Untergestell ruht ein horizontaler Balken, der dasselbe Spiralenmuster wie die Borte des Rockes trägt. Darauf erheben sich zwei mit Zickzackmustern versehene Tragepfosten, auf denen der Sitz ruht; er besteht aus zwei, dem Untergestell entsprechenden, kürzeren Querbalken, von denen der untere das Spiralenmuster, der obere das Rankenornament des Untersatzes aufweist. Der ganze Thron ist als aus Holz geschnitzt und vergoldet zu denken.

Die Gestalt der Göttin füllt den größten Teil des Bildes ; um sie herum gruppiert erscheinen, in starker Verkleinerung, die Gestalten von acht spielenden Kindern. Die rundlichen Körper dieser jugendlichen Wesen sind nur mit einem Tuch bekleidet, das um die Hüften läuft und zwischen den Beinen hindurchgeführt zu sein scheint; bei einigen der Kinder ist es auf dem Rücken in eine Schleife gebunden. Das Haupthaar ist bis auf einen Schopf abrasiert; um den Hals trägt jedes der Kinder ein Halsband mit einem daran hängenden Gegenstand, wohl einem Amulett. Alle tragen schwarze, die Knöchel bedeckende Schuhe.

Einige der Kinder beschäftigen sich mit einem, vielleicht dem Polo-Spiele verwandten Ballspiele: es sind die Gruppen von je zwei Figuren in den Ecken rechts oben und links unten. Der Knabe rechts oben scheint seinem unter ihm stehenden Gespielen seinen karminroten Ball zugeworfen zu haben ; dieser Ball erscheint zwischen dem Nimbus der Gottheit und dem Kopf des unteren Spielers, der seinen Schlagstock schwingt, um den Ball damit zu treffen. Die große Entfernung zwischen der (zerstörten) Hand des Kindes und dem Ende des Schlagholzes kann zufällig durch eine Zerrung des Gewebes entstanden sein ; vielleicht aber ist der rote rundliche Fleck oberhalb des Kopfes des zweiten Spielers auch ein Ball, den dieser zu werfen im Begriff ist. Dann ist das Schlagholz als dem oberen Knaben entfallen zu denken. Die erstere Auffassung scheint aber die wahrscheinlichere zu sein. Die dritte Figur der rechten Seite sitzt auf der Erde und spielt, wie es scheint ohne Plektrum auf einer viersaitigen Guitarrc, während die Gestalt unter ihr mühsam einen tiefen Napf mit einer in Scheiben geschnittenen Melone vom Boden erhoben hat.

Der auf der linken Seite zu unterst dargestellte Knabe schwingt ermunternd sein Schlagholz, er schaut zu seinem, auf dem Thron hinter der Göttin erscheinenden Gespielen empor, der in der Linken sein Schlagholz und in der Rechten — zum Wurf bereit — den Ball hält. Sein Blick ist auf die Göttin, seine Mutter, gerichtet, als ob er ihren Befehl erwarte und seine zögernde Haltung erklärt die aufmunternden Gebärden seines Genossen.

Weiter oben erscheint, in etwas steifer, balanzierender Stellung, die Gestalt eines dritten Kindes; auf dem Kopfe trägt es eine zweihenklige Wasserflasche, deren Form in den Wandgemälden von Sängim Agh'iz wiederkehrt i; die oberste, sehr zerstörte Figur endlich mag, entsprechend dem Gegenüber unten rechts, die Gestalt eines Melonen tragenden Kindes sein.

Die Deutung des Bildes, das zusammen mit einer Menge buddhistischer Tempelfahnen und Texte in verschiedenen Sprachen, aber auch zusammen mit jenen manichäischen Texten, die später als Teile des Chuastuanift erkannt wurden, der Grabung im Yär entstammt, ist durch Herrn A. Foucher-Paris in erschöpfender Weise unternommen worden2. Es ist eine Darstellung der Yaksini Häriti, die, wie es scheint, zusammen mit der des Yaksa Kuvera des öfteren, vielleicht immer, in den Tempeln Turkistans einen Platz hatte. So glauben wir, daß die schrägen Wände der Tür, die in den Tempel Nr. 9 des Klosters Bäzäklik führte, auf der rechten Seite ein Bild des Kuvera, auf der linken Seite eines der Häriti getragen hat.

Natürliche Größe: 35X50 cm.

A. Griinwedel, Idikutschari, S. 151.

z A. Foucher, La Madone bouddhique, Fondation Eugène Piot, Extrait des Monuments e t Mémoires publiés par l'Académie des Belles-Lettres. Deuxième fascicule du Tome XVII, Paris, Leroux, 1910.

40.