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0136 Meine Tibetreise : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / Page 136 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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OE

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feldern der Hals und Helm eines „Tschorten« 1) über ein kleines, niederes Wäldchen hervor. Ich war wieder im Lande der Lamas, ich hatte ein Kloster erreicht, das schon ganz wie ein tibetisches aussah. Es fiel gegenüber chinesischen Bauten durch seine bunten Farben und seinen neuen Verputz angenehm auf, die Häuser waren auffallend klein und nieder. Es hängt dies mit der Holzarmut der Gegend zusammen. Dicht dabei lagen die ersten Dünen, aber auch diese

waren noch mit Hirse bebaut.

Am 3. September kam ich schon in aller Frühe am zweiten Kloster vorbei, das ebenso niedlich und freundlich dreinsah. Ma wunderte sich sogar, wie diese Bauten europäischen Häusern in Hankow ähnlich sähen. Er wollte sicher damit ein Lob aussprechen, denn ein wohlerzogener Chinese sagt seinem Herrn nie etwas Unangenehmes. Wir stiegen über lange Dünenzüge, die alle WNW—O SO streichen und damit die hauptsächlichste Windrichtung angeben. Barchane, die halbmondförmigen Bogendünen der Wüste, stellten sich dazwischen ein. Es war der Anstieg auf ein flaches Plateau, das sich nun unendlich weit nach Süden und Westen vor mir auszudehnen schien. Wo nur ein Fleckchen sich frei von Dünen und den Anhäufungen des feinen pulverigen Triebsandes zeigte, da sah ich Felder und Chinesenhöfe. Auch am zweiten Reisetag, an dem ich 90 Li (45 km) gemacht hatte, war ich den Abend in einem guten chinesischen Gasthaus einquartiert. Ma und Dang fu aus Lung tschü tschai waren an jenem Abend geradezu in Ekstase. „Nein, das sind sonderbare Leute, die Mongolen!" riefen sie ein über das andere Mal. Der Tumäd-Mongole, der von mir als Dolmetscher angestellt war, hatte am Wege, als er an einem Melonenfeld vorbeikam, einen ihm fremden Mongolen um eine Melone gebeten und dieser hatte sie ihm gegeben. Das war meinen Chinesen ganz erstaunlich. „Einem ihm gänzlich unbekannten Menschen hat er eine Melone geschenkt, das sind Kinder, das sind keine vernünftigen Menschen, daß sie so etwas herschenken können! Sie sind doch selbst nicht reich," kalkulierten die beiden. Eine Melone ist dort etwa 15 Pfennig wert. Für Mongolen wie Chinesen ist diese kleine Episode sehr charakteristisch. Der Mongole erscheint im Grunde gutmütig, zumal wenn man ihn nicht an seiner Religion packt, und er ist freigebig und gastfreundlich, soweit es in seinen Mitteln liegt, während beim Chinesen alles stets ein Handelsobjekt darstellt.

  1. Dalat, im Norden, südlich Bau tu-Stadt.

  2. Tschunggar, im Nordosten, unweit Tokto ting (To ko to ting).

  3. Wang, südlich Dalat, in der Mitte der östlichen Ordos.

  4. Dschassak, im Südosten der Ordos.

  5. Uschin (bei Sanang Setsen Uguschin), im Süden von Wang.

  6. Hanggin, im Nordwesten.

  7. Otok, im Südwesten.

Diese sieben zusammen bilden den Ordos- Stamm. Das älteste Banner soll Wang sein. In diesem Stamme werden auch die wichtigen "Überreste des Dschinggis aufbewahrt. Bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts waren es nur sechs Banner. Die Oberhoheit über

die sieben Banner ist nicht erblich und wird von Fall zu Fall von der chinesischen Regierung verliehen.

Die „innere Mongolei" wurde von den Mandschuren in sechs Divisionen (meng)

und im ganzen 49 Banner eingeteilt. Diese verteilen sich auf 24 Stämme (aimak oder chinesisch bu).

1) Heiligengrab und Bauwerk, das einen Ort gegen böse Einflüsse schützen soll, s. S. 221, Anm. 2.

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