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0425 Meine Tibetreise : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / Page 425 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Grunde und zeigten Lößansammlungen. Nur wenige und geringfügige Wasserläufe gesellten sich noch dem Tsaghan usse zu.

Schon bei den Moch tschün fiel uns die große Zahl von Stechmücken äußerst lästig. Auf den nächsten Märschen aber wurde die Plage immer unerträglicher. Es waren die Vorboten von Ts aidam. Wir waren jetzt ganz nahe an dem großen Salzsumpf Zentralasiens, der Brutstätte von Millionen und aber Millionen Stechmücken. Bis über 3500 m, d. h. 700 m über die Ts`aidam-Ebene, steigen im Juni und Juli ihre Schwärme wie Wolken so dicht auf. Im Tsaghan usse-Tal wurden wir schließlich von den Plagegeistern so schlecht behandelt, daß wir es nicht wagten, in die Ebene selbst mit der Karawane hinabzusteigen. Wir bogen nach Westen und Südwesten ab, uns immer in etwa 3500 m haltend. Wir überschritten eine Reihe flacher Pässe. Schaf- und Rinderherden weideten am Wege und wir sahen viele Zelte. Es war das Land der Réngan-Tibeter1) erreicht. Diese sind angeblich nur fünfzig Zelte stark. Sie waren gegen uns anfänglich unfreundlich und forderten einen unverschämt hohen Durchgangszoll. Der große Paß des Amban-Ya men in Hsi Hing fu, auf den ich — allerdings immer im Gegensatz zu meinen Leuten — große Stücke gehalten hatte, machte gar keinen Eindruck auf sie. Sie erklärten ihn wohl für gut, aber er gehe sie nichts an, denn sie hätten noch nie solch einen Geleitsbrief gesehen. Sie kannten nur den sogenannten „ma piao", den Befehlsbrief für Ula, wie ihn die Dolmetscher aus dem Hsi Hinger Ya men bei ihren amtlichen Reisen bei sich tragen. Erst als sie die vielen „kwei po" (Hinterlader) sahen und hörten, daß einige von uns — wie Da Tschang log — Soldaten des Amban seien, änderten sie ihr Benehmen. Ich wollte Schafe bei ihnen kaufen, aber sie hatten nur kleine Herden. Sie sind sehr arm, wohnen weitab vom Markt und können ihren Mehlbedarf nicht wie die Kuku nor-Tibeter zum Teil durch Salztransporte decken, sondern nur Tauschhandel mit ihren Häuten und ihrer Schafwolle treiben. Mit Da Tschang zog ich als Hausierer in Garn und Drell, Nadeln, Rasiermessern und Wollgürteln, Kämmen, Messern und Rosenkränzen einen Nachmittag lang von Zelt zu Zelt. In einem derselben war ich Zeuge, wie man hierzulande rasiert und frisiert. Auch die hiesigen Fan tse trugen sich wie die Chinesen. Sie rasierten aber eine größere Fläche des Kopfes, ließen am Wirbel weniger Haare lang wachsen. Rasiert wurde, daß Gott erbarm !, mit dem am

Gürtel hängenden Alltagseßmesser vollkommen trocken, oder indem sie höch-

stens mit kaltem Wasser die Haare anfeuchteten. Die Barthaare aber wurden

wie bei allen Tibetern mit einer Pinzette ausgerupft.

Dicht an die schwarzen Réngan-Zelte, nur durch einen kleinen Bach getrennt, schließen sich die weißlichen Filzyurten der Schang rdi-Mongolen, in deren Mitte ich Lager 51 aufschlug. Auch die Mongolen waren gegen mich wenig gastlich, ja beinahe feindlich gesinnt, aber ich ließ mich dadurch nicht abschrecken und blieb mehrere Tage bei ihnen. Ich erreichte es auch, daß sie mir zum Schluß Milch und Schafe verkauften, nur ihre Yurten durfte ich nie betreten. Ich war in europäischer Kleidung aufgetreten und hatte mit der Vorstellung zu kämpfen, daß ich alles Silber, das ich ausgebe, nach einiger Zeit wieder zu mir zurückzaubern könne.

Schang rdi hat eine eigentümliche politische Stellung in Nordosttibet; es

1) Wohl Rockhills Rerin-Tibeter.

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