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0178 Meine Tibetreise : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / Page 178 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Umwallung von 300 m Seitenlänge mit einem starken Doppeltor enthält ein Kloster, die Wohnung des Fürsten, Vorratshäuser, sowie einige Wohnungen von adligen und reichen Mongolen und Mandschuren (Tafel XXX). In Kriegszeiten soll der ganze Stamm darin Platz haben und zur Zeit der großen Mohammedanerkriege wurden die Hui hui stets mit blutigen Köpfen zurückgeschlagen, wenn sie einen Sturm darauf versuchten.

Im Süden von dieser Befestigung sind heute noch mehrere Straßen, wo Wollhändler aus Tientsin und chinesische Handwerker , im ganzen an die 300 Familien, wohnen, so daß die Bevölkerungszahl der ganzen Niederlassung im Mittel etwa 2500 Köpfe betragen mag. Die Mongolen machen hier einen fast chinesischen Eindruck. Sie sind selber Chinesen geworden. Die mongolischen Frauen haben noch am ehesten die alten Sitten bewahrt. Sie tragen auch noch ihr Haar nach Mongolensitte in zwei vorne herablaufenden Zöpfen. In der Umgebung des Ortes, im Bereich des Baches, sieht man einige Pappeln, sowie einige Hektar Ackerland, die der Bach berieselt, doch reicht der Ertrag nicht aus, alle hungrigen Mäuler der Oase zu befriedigen. Der Stamm hat sehr wenig Rinder und auch keine große Zahl Pferde, dazu ist das Land zu trocken. Dagegen hält er Schafe und ist in erster Linie großer Kamelzüchter. Zur Aufzucht der Kamele kommt ihm der große Salzreichtum seines Landes sehr zustatten. Es werden von den Alaschan-Sanden alljährlich viele Kamele nach Urga, Kalgan und Ili verkauft. Von einem Salzsee im Norden von Ding yüan ying wird Salz nach Bau tu verfrachtet.

In diesen traurigen Wüstenwinkel war 1901 der durch seine Fremdenfeindlichkeit bekannte Prinz Tuan auf Veranlassung der Großmächte lebenslänglich verbannt worden. Ich kann es ihm daher kaum verdenken, daß er, der vorher eine so große Rolle am intrigenreichen Kaiserhofe gespielt hatte, es an diesem langweiligen Ort nicht lange ausgehalten hat und längst verschwunden war, als ich ankam 1).

Die Einwohner von Wang ye fu oder Fu ma fu sind an Fremde gewöhnt. Seit Prschewalskis Zeit haben die großen russischen wissenschaftlichen Expeditionen immer wieder den Ort als Operationsbasis aufgesucht. Im Innern des Städtchens wurde ich darum wiederholt in die sauberen Häuschen eingeladen, an denen tibetische Gebetwimpel gar lustig flatterten. Ich wurde immer wieder mit einem freundlichen russischen : „Sdrawstwuite !" begrüßt, und zu einem zustimmenden und lobenden Emporhalten des Daumens sagten sie gerne, um ihre Lebensart zu zeigen: „Haroscho! haroscho !" Allerdings waren damit auch bei den meisten die russischen Kenntnisse erschöpft. Zur Befestigung des russischen Einflusses hat jedenfalls die freundliche, sichere Art des „buriatischen" Agenten einer russischen Firma viel beigetragen, die bier eine Filiale errichtet hat. Stolz prangte an der Hausfront ein großer russischer Firmenschild und im Inneren sah es wie in einem europäischen Laden aus, so sauber und hübsch war alles aufgestapelt. Herr Badmaschanow klagte nur, daß die russischen Waren an sich und vollends durch den langen Landtransport so teuer wären, daß sie nur mit großer Mühe den Kampf mit der Konkurrenz der von

1) Bereits im Februar 1904 hatte der Dao tai in Ning hsia seine vorgesetzte Pro-

vinzialbehörde in Lan tschou fu davon unterrichtet, daß der Prinz den ihm angewiesenen Platz verlassen habe.

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