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0192 Meine Tibetreise : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / Page 192 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Am 4. November kam ich in Lan tschou fu an, nachdem ich am letzten Tage nur noch durch das große, lößerfüllte Talbecken dieser Stadt zu reisen gehabt hatte. In. der Nacht zuvor gab es noch eine Szene, welche ich meinen Lesern nicht vorenthalten will. Sie scheint mir charakteristisch für das Leben, das Denken und Trachten des armen Kan su-Volkes. Es war sehr spät geworden, bis wir in dem Orte Hsiao ho kou ankamen. Es hatte auch Mühe gekostet, bis sich ein Tor auftat. Als ich endlich in einem kleinen Gasthofe untergebracht war, gab es bald darauf eine bösartig aussehende Rauferei, Frauen zankten und schrien, und zwei alte Chinesenväter hielten sich gegenseitig an den Zöpfen fest und suchten einer den anderen unterzukriegen und mit den Füßen zu treten und zu stoßen. Obwohl der Hof, in dem ich mit meinen Tieren untergebracht war, nur 8 m auf 8 m Bodenfläche hatte und an zwei Seiten nur je ein niederes Häuschen von je drei kleinen Travéegelassen (kien) sich befand, wurde das Hotel doch von zwei Parteien betrieben. Und ich hatte neun Tiere ! Wer nun das neunte füttern und dann das geringe Strohgeld (etwa 25 Pfennig) einstreichen dürfe, darüber waren die zwei Besitzer uneins geworden. Als sie sich schließlich los ließen, zog der eine einen meiner Gäule am Halfter auf seine Seite und der andere hielt ihn am Schwanz. Kein Zureden half und ich wollte doch kein salomonisches Urteil fällen!

   
   
   
   
   

Abb. 12.
Yü hoang (hwang) ti , der Edelsteinkaiser,
der höchste taoistische Herrscher und Gott
in der unsichtbaren Welt.

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