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0431 Meine Tibetreise : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / Page 431 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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seiner Ehre — als gerade die Kan su-Leute; aber daß sie seit 1800 einen Bezirk in ihrem Tibetteil nach dem anderen verlieren, daß ihre Beamten wohlgemut nach einer Niederlage aus dem Innern zurückkehren, wie z. B. 1905 der Dankar ting aus dem ngGolokh-Lande , oder ungerächt und ungestraft einen Ts` ai von den Tibetern erschlagen lassen, berührt dieses „Gesicht" nicht. So wagen selbst die mongolischen Bannerführer, die doch viel weniger kriegerisch sind als die Tibeter, die größten Eigenmächtigkeiten.

Mein Lager 51 beim Zeltdorf der Schang-Mongolen war wieder an einem wunderschönen Platz (Tafel LXXIV u. LXXIII). Gegen Norden fällt dort das Bergland mit immer niederer werdenden Felsspitzen zu den Sanden des Ts`aidamRandes ab, so daß man an die 100 km weit nach Norden sah. Im Süden steigt es rasch hoch über 4000 m auf, und Schneefelder krönen dort Gipfel. Der untere Teil der Berge aber ist an allen nach Nordwesten, Norden und Nordosten zeigenden Hängen mit Bergzederwäldchen bestockt, mit lichten Beständen aus alten, knorrigen Stämmen. Die frisch grünen Weiden, die sich vom Rande der Wäldchen herabziehen, waren von zahllosen weißen Punkten belebt, von den Schaf- und Ziegenherden. Dazwischen mischten sich schwarze Massen, die Yakrinder, und buntscheckig die Pferde und Kamele. Unersättlich sind Pferde; sie grasen vom Morgen bis zum Abend. Viel rascher als sie sind die Rinder befriedigt. Mit den Hörnern die Erde aufwühlend, wild schnaubend, grunzend, hoch in der Luft den buschigen Schweif tummeln sich die Yak auf der Weide. Es ist gut, daß Mongolen und Tibeter die Sitte haben, nur die hörnerlosen männlichen Tiere unverschnitten zu lassen und als Zuchtstiere zu verwenden. Doch sind auch diese nicht so wild wie die unserigen. Eigentümlich ist das häufige Vorkommen von hörnerlosen Tieren beim Hausyak. Wo sich aber Hörner finden, sind sie nicht wie beim europäischen und chinesischen farbigen Rind in den verschiedensten Richtungen gekrümmt, sondern immer regelmäßig und wie die der wilden Yak geformt; wie überhaupt der Wuchs der zahmen Yak, von der geringeren Größe und dem schwächeren Knochenbau sowie der häufigen Weißfärbung abgesehen, dem der wilden Tiere vollkommen gleicht').

Die Mongolinnen hier tragen die Haartracht der Tibeterinnen. Sie scheiteln ihr Haar in der Mitte und drehen es mit Butter in zahllose kleine Zöpfchen, die auf dem Rücken vereinigt werden. Von dem Scheitel hängt auch hier ein gesonderter Zopf, aus dem ein wenige Zentimeter breites, rotes Stoffband den Rücken herabläuft. Mit weißen Muscheln, tiefroten Korallen, mit großen Silberschalen, mit Bernsteinstücken ist es benäht. Die Kleidung der Frau ist der tibetische, seitlich geschlossene Kaftan, und auch die Männer ziehen sich wie ihre Nachbarn, die Tibeter, an. Die Mongolengesichter stechen gegen die tibetischen ziemlich ab. Sie sind breit mit breiter Nase. Meine Leute fanden sie viel schöner als die der Fan tse. Ich freilich stimmte mit diesem Urteil nicht überein. Selbst bei meinem durch die asiatische Umgebung verderbten Geschmack konnte ich die gleichsam platt gewalzten Gesichter nicht bewundern.

6. Juli. Die Mongolen sind sehr fromme Buddhisten. Gleich bei den ersten Yurten auf Schang-Boden standen — lustig wie unsere Maibäume anzusehen „Mani rdyayu", vier hohe Stangen in einem großen Viereck um eine höhere

1) Beim Wildyak sah ich nicht ein einziges Mal einen weißen Fleck. Auch der Schwanz ist vollkommen schwarz.

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