National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF Graphics   Japanese English
0236 Meine Tibetreise : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / Page 236 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000264
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

7

4tv

für den Spott sorgen. Die steifen Wachsgesichter der chinesischen Gentlemen

erhielten nun Leben. Vorher hatte nur immer einer geredet und die anderen

hatten inzwischen je nach dem verfügbaren Platz, bald von links nach rechts,

bald von vorn nach hinten, bald schräg in der Diagonale mit ihrem Oberkörper

langsam bin und her gewackelt, wie Porzellanfiguren, immer mit verbindlichem

Lächeln — mir war zuletzt ganz schwindelig geworden. Jetzt lebten sie alle auf.

Der Bann war gebrochen. Trinkspiele wurden begonnen. Jeder wollte eine

lustige Anekdote zum Besten geben. Scherzrätsel und witzige Sprüche tauchten

auf, auch bissige Geschichtchen, wie der Mandarin Soundso seine Vorgesetzten

und Untergebenen zum Narren hatte und ein golden Brünnlein auf seinen Acker

leitete. Man ging auch nach dem Essen nicht gleich auseinander, wie es bei

steiferen Diners sonst immer der Fall ist, j a eigentlich zur guten Sitte gehört.

Im Nebenraum wurden japanische Zigaretten und Tabakpfeifen, auch Reis-

wein angeboten, und in einer Ecke auf einem Kang, wo der Hausherr seiner

Nachtruhe pflegte, gab es einen Platz für Opiumliebhaber. Die Pfeifen waren

wie gewöhnlich schon von der Dienerschaft vorbereitet. Reihum war erst das

Opium angeboten worden, mir, dem Ehrengast, zuerst. Ich dankte natürlich

verbindlichst. Ich hätte schon gar nicht sicher gewußt, wie man damit umgeht,

denn Opiumrauchen ist eine Kunst. Aber der zweite, der Oberst, dann der

Major bis hinab zu den Leutnants mit den verbrannten Stiefelsohlen, sie alle

legten sich hintereinander auf den mit einem feinen Turkistaner Knüpfteppich

bedeckten und von unten mit getrocknetem Pferdedung geheizten Kang, hoben

mit beiden Händen die reichgezierte Opiumpfeife empor, die anderen Gäste und

den Hausherrn mit einem stummen Nicken gewissermaßen einladend, taten dann

ein paar Züge, und die Pfeife ging weiter an den nächsten. Witziger und ange-

regter als zuvor nahmen darauf die Opiumraucher wieder an der allgemeinen

Unterhaltung teil.

i

,

~

Abb. 13. Ein Yidam, einer der Schutz-
götter mit Gebetsglocke und Dordyi
in der Hand (Bronze).

Die Figur wird auf den Mund eines Kranken gesetzt und der Kranke nimmt durch den Mund des Gottes hindurch seine Arzneien ein.

182