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Bilderatlas zur Kunst und Kulturgeschichte Mittel-Asiens : vol.1 |
* I2 *
Auf den Bildern der späteren Zeit, schon im 9.-1o. Jhdt., scheint dieser Panzer von den Formen des Plättchenpanzers verdrängt worden zu sein. Jedenfalls war er den Malern dieser Zeit nicht mehr verständlich und sie haben ihn umgedeutet zu einem Stoffkleid (Fig. 128, s. aber auch Spätantike II, Die manich. Miniaturen, Taf. 8a, d).
Die dritte Art, der Schienenpanzer, ist nur nachweisbar in zwei Stücken. Nämlich einmal in einem Bruchstück einer kleinen Heiligenfigur, die ich in Qyzil fand (Fig. 73), das zweite Mal in einem zerstörten Wandgemälde, das ich in der „Stadthöhle" zu Sorcuq aufdeckte und das Grünwedel abgezeichnet hat (Fig. 75).
Der kunstvolle Schienenpanzer ist in Europa soviel ich weiß erst im frühen 15. Jhdt. aufgetreten. Seine Verzierung durch gepunzte und gravierte Heiligen- und Madonnenbilder begann dann etwa ein halbes Jahrhundert später. Hier scheinen wir einen solchen Panzer vor uns zu haben — freilich kann ich mir die Art seiner Zusammensetzung aus den vorhandenen Resten nicht erklären und muß den Sachverständigen die Entscheidung überlassen.
DIE HELME. Persien ist meiner Empfindung nach — die Beweise werden mit der Zeit gefunden werden — der Waffenmeister Asiens. Was in Damaskus und Ägypten noch unter islamischer Herrschaft, also lange nach dem Unterliegen Persiens, an Waffen hergestellt wurde, trägt deutlich persisches Gepräge. Auch in Indien wird es freilich an trefflichen Waffenschmieden nicht gefehlt haben, und bei Firdusi lesen wir oft von „Hinduklingen" — diese können allerdings auch von Persern aus dem berühmten indischen Stahl verfertigt worden sein. Indessen scheinen alt-indische Waffenformen sich mehr in Nepal und Bhutan, sowie auf den Inseln des malaiischen Archipels erhalten zu haben, während in Tibet der indische Einfluß mit dem persischen um die Herrschaft ringt. Im übrigen hat der persische Einfluß bei den kultivierteren Völkerschaften Vorder- und Mittel-Asiens seit der Eroberung durch den Islam auch in Indien die Oberhand gewonnen und auch die Chinesen scheinen ihm Vieles zu verdanken. Freilich hat das merkwürdige Volk das Ubernommene stets in der ihm eigenen Weise abgewandelt, so daß es, wie so viele andere Anleihen Chinas, ohne eingehendes Studium für chinesisches Kulturgut gehalten werden wird.
Bei den Helmen der Wandgemälde müssen wir, wenigstens in den jüngeren Bildern, wie bei allen Objekten der Tracht und der Bewaffnung, unterscheiden zwischen denen, die von in der Landestracht erscheinenden Menschen, und jenen, die von Göttern und Dämonen getragen werden. Denn wenn auch auf den älteren Gemälden und in der Skulptur die Künstler, rembrandtartig, Götter und Dämonen in der Tracht etc. der zeitgenössischen Landesbewohner darstellen, so muß für die Bilder etc., in denen chinesische Abwandlung der Waffen-Typen eingesetzt hat, einstweilen die Frage offen bleiben, ob diese Abwandlungen von Gegenständen nur in Darstellungen der chinesischen Kunst vorkommen oder auch im tatsächlichen Gebrauch des chinesischen Volkes eine Rolle gespielt haben.
Die auf unseren Bildern vorkommenden Helme sind
I. Wirkliche Waffenstücke, nämlich
ein kegelförmiger Spangenhelm ( ?) anscheinend iranischer Form, mit wappenartigem Aufsatz (Fig. 5o);
der überaus häufige Spangenhelm ( ?) sassanidischer Form mit Flügelansätzen (Fig. 32, 33, 53, 6o-62);
eine verwandte Form mit Flügeln und Nasal (oder Ansatz dazu) Fig. 59, 64, 67;
eine verwandte, assyrischen Vorbildern nicht unähnliche höhere und anders zusammengeschmiedete Heimform, mit Ansatz zum Nasal Fig. 63;
ein sehr einfacher, niederer Spangenhelm (Fig. 65-66).
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